eingefallen wäre, sich zur Ruhe begeben zu wol- len.
Mit Anbruch des Tages waren seine Augen unverwandt nach der Gegend hin gerichtet, wo das Schif vor Anker lag, und er erwartete mit Schmerzen den Augenblik der volkommenen Hel- le, um das Werkzeug seiner Befreiung, das Schif, mit seinen Augen zu sehen. Dieser Au- genblik kam; aber -- o Himmel! wie groß war sein Entsezen, da er mit völliger Gewisheit sehen muste, -- daß das Schif verschwunden sei! Er that einen lauten Schrei, und sank zu Boden.
Freitag rante herbei, und konte lange nicht erfahren, was seinem Herrn eigentlich angekom- men sei. Endlich strekte dieser seine zitternde Hand nach dem Meere hin, und sprach mit schwa- cher sterbender Stimme: Sieh hin! Freitag sahe hin; und nun wust' er, was seinem Herrn fehlte.
(Die junge Geselschaft wuste nicht, wie sie sich bei dieser Stelle nehmen solte. Gern hätte sie sich der Freude über die nun zu hoffende Ver- längerung der Geschichte überlassen; aber die
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eingefallen waͤre, ſich zur Ruhe begeben zu wol- len.
Mit Anbruch des Tages waren ſeine Augen unverwandt nach der Gegend hin gerichtet, wo das Schif vor Anker lag, und er erwartete mit Schmerzen den Augenblik der volkommenen Hel- le, um das Werkzeug ſeiner Befreiung, das Schif, mit ſeinen Augen zu ſehen. Dieſer Au- genblik kam; aber — o Himmel! wie groß war ſein Entſezen, da er mit voͤlliger Gewisheit ſehen muſte, — daß das Schif verſchwunden ſei! Er that einen lauten Schrei, und ſank zu Boden.
Freitag rante herbei, und konte lange nicht erfahren, was ſeinem Herrn eigentlich angekom- men ſei. Endlich ſtrekte dieſer ſeine zitternde Hand nach dem Meere hin, und ſprach mit ſchwa- cher ſterbender Stimme: Sieh hin! Freitag ſahe hin; und nun wuſt' er, was ſeinem Herrn fehlte.
(Die junge Geſelſchaft wuſte nicht, wie ſie ſich bei dieſer Stelle nehmen ſolte. Gern haͤtte ſie ſich der Freude uͤber die nun zu hoffende Ver- laͤngerung der Geſchichte uͤberlaſſen; aber die
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eingefallen waͤre, ſich zur Ruhe begeben zu wol-
len.
Mit Anbruch des Tages waren ſeine Augen
unverwandt nach der Gegend hin gerichtet, wo
das Schif vor Anker lag, und er erwartete mit
Schmerzen den Augenblik der volkommenen Hel-
le, um das Werkzeug ſeiner Befreiung, das
Schif, mit ſeinen Augen zu ſehen. Dieſer Au-
genblik kam; aber — o Himmel! wie groß war
ſein Entſezen, da er mit voͤlliger Gewisheit ſehen
muſte, — daß das Schif verſchwunden ſei!
Er that einen lauten Schrei, und ſank zu Boden.
Freitag rante herbei, und konte lange nicht
erfahren, was ſeinem Herrn eigentlich angekom-
men ſei. Endlich ſtrekte dieſer ſeine zitternde
Hand nach dem Meere hin, und ſprach mit ſchwa-
cher ſterbender Stimme: Sieh hin! Freitag
ſahe hin; und nun wuſt' er, was ſeinem Herrn
fehlte.
(Die junge Geſelſchaft wuſte nicht, wie ſie
ſich bei dieſer Stelle nehmen ſolte. Gern haͤtte
ſie ſich der Freude uͤber die nun zu hoffende Ver-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/350>, abgerufen am 24.11.2024.
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