"Meine guten Freunde, wir, die wir hier versamlet sind, sehen uns jezt im Besize al- ler dererjenigen Dinge, die zu einem ruhigen und vergnügten Leben erfodert werden. Aber ich für mein Theil werde dieses Seegens doch nicht mit ruhigem Herzen genießen können, so lange es Menschen giebt, die ein grösseres Recht, als ich, dazu hätten, und die demohngeachtet in Mangel und Elend hinschmachten müssen. Eure Landsleute, europäischer Freund, die un- ter den Wilden noch zurükgebliebenen Spanier, meine ich. Es ist daher mein ernstlicher Wille, daß mir jeder von euch seine Gedanken eröfne, wie wir es am klüglichsten anzufangen haben, um diese Nothleidenden mit uns zu vereinigen?"
Er schwieg; und jeder ließ nun seine Mei- nung hören. Der Spanier erbot sich, in einem der erbeuteten Kähne allein hinzufahren, um sie abzuholen. Ein Gleiches zu thun, war auch Donnerstag bereit. Freitag hingegen rieth, daß sein alter Vater zurükbleiben, und daß es ihm vielmehr vergönt sein mögte, den Spanier zu begleiten. Da nun hierüber ein großmüthiger
Wet-
„Meine guten Freunde, wir, die wir hier verſamlet ſind, ſehen uns jezt im Beſize al- ler dererjenigen Dinge, die zu einem ruhigen und vergnuͤgten Leben erfodert werden. Aber ich fuͤr mein Theil werde dieſes Seegens doch nicht mit ruhigem Herzen genießen koͤnnen, ſo lange es Menſchen giebt, die ein groͤſſeres Recht, als ich, dazu haͤtten, und die demohngeachtet in Mangel und Elend hinſchmachten muͤſſen. Eure Landsleute, europaͤiſcher Freund, die un- ter den Wilden noch zuruͤkgebliebenen Spanier, meine ich. Es iſt daher mein ernſtlicher Wille, daß mir jeder von euch ſeine Gedanken eroͤfne, wie wir es am kluͤglichſten anzufangen haben, um dieſe Nothleidenden mit uns zu vereinigen?„
Er ſchwieg; und jeder ließ nun ſeine Mei- nung hoͤren. Der Spanier erbot ſich, in einem der erbeuteten Kaͤhne allein hinzufahren, um ſie abzuholen. Ein Gleiches zu thun, war auch Donnerſtag bereit. Freitag hingegen rieth, daß ſein alter Vater zuruͤkbleiben, und daß es ihm vielmehr vergoͤnt ſein moͤgte, den Spanier zu begleiten. Da nun hieruͤber ein großmuͤthiger
Wet-
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„Meine guten Freunde, wir, die wir hier
verſamlet ſind, ſehen uns jezt im Beſize al-
ler dererjenigen Dinge, die zu einem ruhigen
und vergnuͤgten Leben erfodert werden. Aber
ich fuͤr mein Theil werde dieſes Seegens doch
nicht mit ruhigem Herzen genießen koͤnnen, ſo
lange es Menſchen giebt, die ein groͤſſeres Recht,
als ich, dazu haͤtten, und die demohngeachtet
in Mangel und Elend hinſchmachten muͤſſen.
Eure Landsleute, europaͤiſcher Freund, die un-
ter den Wilden noch zuruͤkgebliebenen Spanier,
meine ich. Es iſt daher mein ernſtlicher Wille,
daß mir jeder von euch ſeine Gedanken eroͤfne,
wie wir es am kluͤglichſten anzufangen haben,
um dieſe Nothleidenden mit uns zu vereinigen?„
Er ſchwieg; und jeder ließ nun ſeine Mei-
nung hoͤren. Der Spanier erbot ſich, in einem
der erbeuteten Kaͤhne allein hinzufahren, um ſie
abzuholen. Ein Gleiches zu thun, war auch
Donnerſtag bereit. Freitag hingegen rieth,
daß ſein alter Vater zuruͤkbleiben, und daß es
ihm vielmehr vergoͤnt ſein moͤgte, den Spanier
zu begleiten. Da nun hieruͤber ein großmuͤthiger
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/312>, abgerufen am 24.11.2024.
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