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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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von laufen. Ehe Robinson Wohin? aus-
sprechen konte, war er ihm schon aus dem Ge-
sichte.

In kurzer Zeit sahe man ihn zurük kommen,
jedoch viel langsamer, als er hingelaufen war.
Da er näher kam, zeigt' es sich, daß er in der
einen Hand einen irdenen Krug mit Wasser, in
der andern etwas Brod und Käse trug. Jenes
reicht' er seinem Vater, dieses seinem Herrn,
um ihn für das abgetretene Frühstük schadlos zu
halten. Das frische Wasser erquikte den Alten
zusehends, weil er vor Durst beinahe ohnmäch-
tig gewesen war.

Jezt wandte sich Robinson zu dem Spa-
nier,
der sich ganz kraftlos ins Gras gestrekt
hatte. Er ließ ihn gleichfals durch Freitag
tränken und bot ihm etwas Brod und Käse zur
Erquikkung an. Dieser blikte mit freundlicher
Dankbarkeit zu ihm auf; versuchte aufzustehen,
aber es war ihm unmöglich; so viel Schmerzen
empfand er in den Knöcheln der Hände und Füs-
se, die von dem starken Binden sehr angeschwol-
len waren. Freitag muste sich neben ihm se-

zen,

von laufen. Ehe Robinſon Wohin? aus-
ſprechen konte, war er ihm ſchon aus dem Ge-
ſichte.

In kurzer Zeit ſahe man ihn zuruͤk kommen,
jedoch viel langſamer, als er hingelaufen war.
Da er naͤher kam, zeigt' es ſich, daß er in der
einen Hand einen irdenen Krug mit Waſſer, in
der andern etwas Brod und Kaͤſe trug. Jenes
reicht' er ſeinem Vater, dieſes ſeinem Herrn,
um ihn fuͤr das abgetretene Fruͤhſtuͤk ſchadlos zu
halten. Das friſche Waſſer erquikte den Alten
zuſehends, weil er vor Durſt beinahe ohnmaͤch-
tig geweſen war.

Jezt wandte ſich Robinſon zu dem Spa-
nier,
der ſich ganz kraftlos ins Gras geſtrekt
hatte. Er ließ ihn gleichfals durch Freitag
traͤnken und bot ihm etwas Brod und Kaͤſe zur
Erquikkung an. Dieſer blikte mit freundlicher
Dankbarkeit zu ihm auf; verſuchte aufzuſtehen,
aber es war ihm unmoͤglich; ſo viel Schmerzen
empfand er in den Knoͤcheln der Haͤnde und Fuͤſ-
ſe, die von dem ſtarken Binden ſehr angeſchwol-
len waren. Freitag muſte ſich neben ihm ſe-

zen,
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[285/0291] von laufen. Ehe Robinſon Wohin? aus- ſprechen konte, war er ihm ſchon aus dem Ge- ſichte. In kurzer Zeit ſahe man ihn zuruͤk kommen, jedoch viel langſamer, als er hingelaufen war. Da er naͤher kam, zeigt' es ſich, daß er in der einen Hand einen irdenen Krug mit Waſſer, in der andern etwas Brod und Kaͤſe trug. Jenes reicht' er ſeinem Vater, dieſes ſeinem Herrn, um ihn fuͤr das abgetretene Fruͤhſtuͤk ſchadlos zu halten. Das friſche Waſſer erquikte den Alten zuſehends, weil er vor Durſt beinahe ohnmaͤch- tig geweſen war. Jezt wandte ſich Robinſon zu dem Spa- nier, der ſich ganz kraftlos ins Gras geſtrekt hatte. Er ließ ihn gleichfals durch Freitag traͤnken und bot ihm etwas Brod und Kaͤſe zur Erquikkung an. Dieſer blikte mit freundlicher Dankbarkeit zu ihm auf; verſuchte aufzuſtehen, aber es war ihm unmoͤglich; ſo viel Schmerzen empfand er in den Knoͤcheln der Haͤnde und Fuͤſ- ſe, die von dem ſtarken Binden ſehr angeſchwol- len waren. Freitag muſte ſich neben ihm ſe- zen,

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/291>, abgerufen am 22.11.2024.