oder einer kleinen Scheune, um diejenigen Sa- chen, welche in der Höhle nicht Raum hatten, bequemer und sicherer zu verwahren, als es un- ter dem Zelte geschehen konte. Da kam es nun darauf an, sich in der Kunst der Zimmerleute zu üben, die freilich keiner von ihnen gelernt hatte.
Aber was konte dem Fleisse unsers sinreichen Robinsons jezt zu schwer fallen, da er sich im Besiz aller der Werkzeuge sahe, die er nöthig hatte? Die mühseeligsten und ungewohntesten Arbeiten waren ihm jezt ein Spiel, nachdem er mit so vielen andern, ohne Werkzeuge und ohne einen Gehülfen zu haben, glüklich zu Stande gekommen war. Das Fällen und Behauen der Bäume, das Zusammenfügen und Aufrichten der Balken, das Aufmauern der Wände von Baksteinen und die Anlegung eines doppelten Daches, eins von Brettern, das andre von Kokusblättern -- dies Alles ging mit bewun- dernswürdiger Geschwindigkeit von statten.
Jezt stand das Häuschen da, und glich den kleinen Wohnungen unserer Landleute. Sehr
weis-
Q 5
oder einer kleinen Scheune, um diejenigen Sa- chen, welche in der Hoͤhle nicht Raum hatten, bequemer und ſicherer zu verwahren, als es un- ter dem Zelte geſchehen konte. Da kam es nun darauf an, ſich in der Kunſt der Zimmerleute zu uͤben, die freilich keiner von ihnen gelernt hatte.
Aber was konte dem Fleiſſe unſers ſinreichen Robinſons jezt zu ſchwer fallen, da er ſich im Beſiz aller der Werkzeuge ſahe, die er noͤthig hatte? Die muͤhſeeligſten und ungewohnteſten Arbeiten waren ihm jezt ein Spiel, nachdem er mit ſo vielen andern, ohne Werkzeuge und ohne einen Gehuͤlfen zu haben, gluͤklich zu Stande gekommen war. Das Faͤllen und Behauen der Baͤume, das Zuſammenfuͤgen und Aufrichten der Balken, das Aufmauern der Waͤnde von Bakſteinen und die Anlegung eines doppelten Daches, eins von Brettern, das andre von Kokusblaͤttern — dies Alles ging mit bewun- dernswuͤrdiger Geſchwindigkeit von ſtatten.
Jezt ſtand das Haͤuschen da, und glich den kleinen Wohnungen unſerer Landleute. Sehr
weis-
Q 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0255"n="249"/>
oder einer kleinen Scheune, um diejenigen Sa-<lb/>
chen, welche in der Hoͤhle nicht Raum hatten,<lb/>
bequemer und ſicherer zu verwahren, als es un-<lb/>
ter dem Zelte geſchehen konte. Da kam es nun<lb/>
darauf an, ſich in der Kunſt der Zimmerleute<lb/>
zu uͤben, die freilich keiner von ihnen gelernt<lb/>
hatte.</p><lb/><p>Aber was konte dem Fleiſſe unſers ſinreichen<lb/><hirendition="#fr">Robinſons</hi> jezt zu ſchwer fallen, da er ſich im<lb/>
Beſiz aller der Werkzeuge ſahe, die er noͤthig<lb/>
hatte? Die muͤhſeeligſten und ungewohnteſten<lb/>
Arbeiten waren ihm jezt ein Spiel, nachdem er<lb/>
mit ſo vielen andern, ohne Werkzeuge und ohne<lb/>
einen Gehuͤlfen zu haben, gluͤklich zu Stande<lb/>
gekommen war. Das Faͤllen und Behauen der<lb/>
Baͤume, das Zuſammenfuͤgen und Aufrichten<lb/>
der Balken, das Aufmauern der Waͤnde von<lb/>
Bakſteinen und die Anlegung eines doppelten<lb/>
Daches, eins von Brettern, das andre von<lb/>
Kokusblaͤttern — dies Alles ging mit bewun-<lb/>
dernswuͤrdiger Geſchwindigkeit von ſtatten.</p><lb/><p>Jezt ſtand das Haͤuschen da, und glich den<lb/>
kleinen Wohnungen unſerer Landleute. Sehr<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q 5</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">weis-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[249/0255]
oder einer kleinen Scheune, um diejenigen Sa-
chen, welche in der Hoͤhle nicht Raum hatten,
bequemer und ſicherer zu verwahren, als es un-
ter dem Zelte geſchehen konte. Da kam es nun
darauf an, ſich in der Kunſt der Zimmerleute
zu uͤben, die freilich keiner von ihnen gelernt
hatte.
Aber was konte dem Fleiſſe unſers ſinreichen
Robinſons jezt zu ſchwer fallen, da er ſich im
Beſiz aller der Werkzeuge ſahe, die er noͤthig
hatte? Die muͤhſeeligſten und ungewohnteſten
Arbeiten waren ihm jezt ein Spiel, nachdem er
mit ſo vielen andern, ohne Werkzeuge und ohne
einen Gehuͤlfen zu haben, gluͤklich zu Stande
gekommen war. Das Faͤllen und Behauen der
Baͤume, das Zuſammenfuͤgen und Aufrichten
der Balken, das Aufmauern der Waͤnde von
Bakſteinen und die Anlegung eines doppelten
Daches, eins von Brettern, das andre von
Kokusblaͤttern — dies Alles ging mit bewun-
dernswuͤrdiger Geſchwindigkeit von ſtatten.
Jezt ſtand das Haͤuschen da, und glich den
kleinen Wohnungen unſerer Landleute. Sehr
weis-
Q 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/255>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.