Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Unter andern fand er einige Stauden von
indianischem Korn, oder Maiz, welches
man bei uns türkschen Waizen zu nennen
pflegt.

Nikolas. Ah! wovon ich in meinem
Garten habe?

Vater. Von dem nemlichen! Er bewun-
derte die grossen Aehren oder Kolben, an de-
ren jeder er über 200 grosse Körner zählte,
die wie Korallen an einander gereihet waren.
Er zweifelte nicht, daß man Mehlspeisen und
Brod davon machen könne: aber wie solt'er
die Körner mahlen? Wie das Mehl von der
Kleie reinigen? Wie endlich Brod oder an-
dere Speisen daraus bakken, da er nicht ein-
mahl Feuer hatte? Demohngeachtet nahm er
einige Kolben davon mit, um die Körner zu
pflanzen. Denn, dacht' er, wer weiß, ob ich
nicht mit der Zeit einen nüzlichen Gebrauch
davon machen lerne?

Ferner entdekt' er einen Fruchtbaum, der
ihm gleichfals noch niemahls vorgekommen
war. Er sahe grosse Kapseln daran hengen,

und
B 2

Unter andern fand er einige Stauden von
indianiſchem Korn, oder Maiz, welches
man bei uns tuͤrkſchen Waizen zu nennen
pflegt.

Nikolas. Ah! wovon ich in meinem
Garten habe?

Vater. Von dem nemlichen! Er bewun-
derte die groſſen Aehren oder Kolben, an de-
ren jeder er uͤber 200 groſſe Koͤrner zaͤhlte,
die wie Korallen an einander gereihet waren.
Er zweifelte nicht, daß man Mehlſpeiſen und
Brod davon machen koͤnne: aber wie ſolt'er
die Koͤrner mahlen? Wie das Mehl von der
Kleie reinigen? Wie endlich Brod oder an-
dere Speiſen daraus bakken, da er nicht ein-
mahl Feuer hatte? Demohngeachtet nahm er
einige Kolben davon mit, um die Koͤrner zu
pflanzen. Denn, dacht' er, wer weiß, ob ich
nicht mit der Zeit einen nuͤzlichen Gebrauch
davon machen lerne?

Ferner entdekt' er einen Fruchtbaum, der
ihm gleichfals noch niemahls vorgekommen
war. Er ſahe groſſe Kapſeln daran hengen,

und
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0025" n="19"/>
          <p>Unter andern fand er einige Stauden von<lb/><hi rendition="#fr">indiani&#x017F;chem Korn,</hi> oder <hi rendition="#fr">Maiz,</hi> welches<lb/>
man bei uns <hi rendition="#fr">tu&#x0364;rk&#x017F;chen Waizen</hi> zu nennen<lb/>
pflegt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Nikolas.</hi> Ah! wovon ich in meinem<lb/>
Garten habe?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Von dem nemlichen! Er bewun-<lb/>
derte die gro&#x017F;&#x017F;en Aehren oder Kolben, an de-<lb/>
ren jeder er u&#x0364;ber 200 gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;rner za&#x0364;hlte,<lb/>
die wie Korallen an einander gereihet waren.<lb/>
Er zweifelte nicht, daß man Mehl&#x017F;pei&#x017F;en und<lb/>
Brod davon machen ko&#x0364;nne: aber wie &#x017F;olt'er<lb/>
die Ko&#x0364;rner mahlen? Wie das Mehl von der<lb/>
Kleie reinigen? Wie endlich Brod oder an-<lb/>
dere Spei&#x017F;en daraus bakken, da er nicht ein-<lb/>
mahl Feuer hatte? Demohngeachtet nahm er<lb/>
einige Kolben davon mit, um die Ko&#x0364;rner zu<lb/>
pflanzen. Denn, dacht' er, wer weiß, ob ich<lb/>
nicht mit der Zeit einen nu&#x0364;zlichen Gebrauch<lb/>
davon machen lerne?</p><lb/>
          <p>Ferner entdekt' er einen Fruchtbaum, der<lb/>
ihm gleichfals noch niemahls vorgekommen<lb/>
war. Er &#x017F;ahe gro&#x017F;&#x017F;e Kap&#x017F;eln daran hengen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0025] Unter andern fand er einige Stauden von indianiſchem Korn, oder Maiz, welches man bei uns tuͤrkſchen Waizen zu nennen pflegt. Nikolas. Ah! wovon ich in meinem Garten habe? Vater. Von dem nemlichen! Er bewun- derte die groſſen Aehren oder Kolben, an de- ren jeder er uͤber 200 groſſe Koͤrner zaͤhlte, die wie Korallen an einander gereihet waren. Er zweifelte nicht, daß man Mehlſpeiſen und Brod davon machen koͤnne: aber wie ſolt'er die Koͤrner mahlen? Wie das Mehl von der Kleie reinigen? Wie endlich Brod oder an- dere Speiſen daraus bakken, da er nicht ein- mahl Feuer hatte? Demohngeachtet nahm er einige Kolben davon mit, um die Koͤrner zu pflanzen. Denn, dacht' er, wer weiß, ob ich nicht mit der Zeit einen nuͤzlichen Gebrauch davon machen lerne? Ferner entdekt' er einen Fruchtbaum, der ihm gleichfals noch niemahls vorgekommen war. Er ſahe groſſe Kapſeln daran hengen, und B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/25
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/25>, abgerufen am 22.11.2024.