Vater. Freitag versuchte sich durch Schwimmen zu retten, Robinson hingegen ergrif einen Balken, mit dem er bald in den Abgrund hinabgeworfen, bald wieder hoch em- por gehoben wurde. Er war dabei öfter un- ter, als über dem Wasser, war ganz betäubt, und konte weder hören noch sehen. Jezt ver- liessen ihn seine Kräfte, und mit ihnen seine Besonnenheit. Er that noch einen lauten Schrei, und verschwand darauf in einer ungeheuern Welle, die von dem Balken ihn losriß.
Zum Glük war sein treuer Freitag ihm im- mer zur Seite geblieben, ohngeachtet er, wenn er gewolt hätte, sich weit geschwinder hätte ret- ten können. Da dieser nun seinen Herrn vor seinen Augen versinken sahe, besan er sich keinen Augenblik, sondern tauchte unter, ergrif ihn mit der linken Hand, und arbeitete mit der rech- ten sich wieder empor. Und nun verdoppelte er seine Bemühung mit so unerhörter Anstren- gung, daß er in einigen Minuten zusamt dem Leichname seines lieben Herrn am Strande war.
Alle.
Q
Vater. Freitag verſuchte ſich durch Schwimmen zu retten, Robinſon hingegen ergrif einen Balken, mit dem er bald in den Abgrund hinabgeworfen, bald wieder hoch em- por gehoben wurde. Er war dabei oͤfter un- ter, als uͤber dem Waſſer, war ganz betaͤubt, und konte weder hoͤren noch ſehen. Jezt ver- lieſſen ihn ſeine Kraͤfte, und mit ihnen ſeine Beſonnenheit. Er that noch einen lauten Schrei, und verſchwand darauf in einer ungeheuern Welle, die von dem Balken ihn losriß.
Zum Gluͤk war ſein treuer Freitag ihm im- mer zur Seite geblieben, ohngeachtet er, wenn er gewolt haͤtte, ſich weit geſchwinder haͤtte ret- ten koͤnnen. Da dieſer nun ſeinen Herrn vor ſeinen Augen verſinken ſahe, beſan er ſich keinen Augenblik, ſondern tauchte unter, ergrif ihn mit der linken Hand, und arbeitete mit der rech- ten ſich wieder empor. Und nun verdoppelte er ſeine Bemuͤhung mit ſo unerhoͤrter Anſtren- gung, daß er in einigen Minuten zuſamt dem Leichname ſeines lieben Herrn am Strande war.
Alle.
Q
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0247"n="241"/><p><hirendition="#fr">Vater. Freitag</hi> verſuchte ſich durch<lb/>
Schwimmen zu retten, <hirendition="#fr">Robinſon</hi> hingegen<lb/>
ergrif einen Balken, mit dem er bald in den<lb/>
Abgrund hinabgeworfen, bald wieder hoch em-<lb/>
por gehoben wurde. Er war dabei oͤfter un-<lb/>
ter, als uͤber dem Waſſer, war ganz betaͤubt,<lb/>
und konte weder hoͤren noch ſehen. Jezt ver-<lb/>
lieſſen ihn ſeine Kraͤfte, und mit ihnen ſeine<lb/>
Beſonnenheit. Er that noch einen lauten Schrei,<lb/>
und verſchwand darauf in einer ungeheuern<lb/>
Welle, die von dem Balken ihn losriß.</p><lb/><p>Zum Gluͤk war ſein treuer <hirendition="#fr">Freitag</hi> ihm im-<lb/>
mer zur Seite geblieben, ohngeachtet er, wenn<lb/>
er gewolt haͤtte, ſich weit geſchwinder haͤtte ret-<lb/>
ten koͤnnen. Da dieſer nun ſeinen Herrn vor<lb/>ſeinen Augen verſinken ſahe, beſan er ſich keinen<lb/>
Augenblik, ſondern tauchte unter, ergrif ihn<lb/>
mit der linken Hand, und arbeitete mit der rech-<lb/>
ten ſich wieder empor. Und nun verdoppelte er<lb/>ſeine Bemuͤhung mit ſo unerhoͤrter Anſtren-<lb/>
gung, daß er in einigen Minuten zuſamt dem<lb/>
Leichname ſeines lieben Herrn am Strande war.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Alle.</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[241/0247]
Vater. Freitag verſuchte ſich durch
Schwimmen zu retten, Robinſon hingegen
ergrif einen Balken, mit dem er bald in den
Abgrund hinabgeworfen, bald wieder hoch em-
por gehoben wurde. Er war dabei oͤfter un-
ter, als uͤber dem Waſſer, war ganz betaͤubt,
und konte weder hoͤren noch ſehen. Jezt ver-
lieſſen ihn ſeine Kraͤfte, und mit ihnen ſeine
Beſonnenheit. Er that noch einen lauten Schrei,
und verſchwand darauf in einer ungeheuern
Welle, die von dem Balken ihn losriß.
Zum Gluͤk war ſein treuer Freitag ihm im-
mer zur Seite geblieben, ohngeachtet er, wenn
er gewolt haͤtte, ſich weit geſchwinder haͤtte ret-
ten koͤnnen. Da dieſer nun ſeinen Herrn vor
ſeinen Augen verſinken ſahe, beſan er ſich keinen
Augenblik, ſondern tauchte unter, ergrif ihn
mit der linken Hand, und arbeitete mit der rech-
ten ſich wieder empor. Und nun verdoppelte er
ſeine Bemuͤhung mit ſo unerhoͤrter Anſtren-
gung, daß er in einigen Minuten zuſamt dem
Leichname ſeines lieben Herrn am Strande war.
Alle.
Q
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/247>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.