Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

stük nur ein Bischen trokken Brod und den Abend
gar nichts essen dürften.

Vater. Und warum das?

Johannes. Ja, wir wollen uns auch
gern überwinden lernen.

Nikolas. Und wolten uns üben, ein
Bischen Hunger zu ertragen, damit es uns
nicht sauer ankomme, wenn wir einmahl hun-
gern müssen.

Gotlieb. Ja, und denn wolten wir
Vater auch noch bitten, daß es uns erlaubt sein
mögte, Morgen Abend nicht zu Bette zu gehen
und die ganze Nacht einmahl zu wachen.

Vater. Und warum denn das?

Gotlieb. J, weil es doch auch wohl ein-
mahl kommen kan, daß wir wachen müssen;
damit es uns denn nicht zu schwer werde.

Vater. Ich freue mich, Kinder, daß ihr
die Nothwendigkeit einsehet, sich zuweilen et-
was Angenehmes mit Fleiß zu entziehen, um
den Mangel desselben, wenn es sein muß, er-
tragen zu lernen. Das macht stark an Leib und
Sele. Eure Bitte sei euch also gewährt, doch

unter
H 3

ſtuͤk nur ein Bischen trokken Brod und den Abend
gar nichts eſſen duͤrften.

Vater. Und warum das?

Johannes. Ja, wir wollen uns auch
gern uͤberwinden lernen.

Nikolas. Und wolten uns uͤben, ein
Bischen Hunger zu ertragen, damit es uns
nicht ſauer ankomme, wenn wir einmahl hun-
gern muͤſſen.

Gotlieb. Ja, und denn wolten wir
Vater auch noch bitten, daß es uns erlaubt ſein
moͤgte, Morgen Abend nicht zu Bette zu gehen
und die ganze Nacht einmahl zu wachen.

Vater. Und warum denn das?

Gotlieb. J, weil es doch auch wohl ein-
mahl kommen kan, daß wir wachen muͤſſen;
damit es uns denn nicht zu ſchwer werde.

Vater. Ich freue mich, Kinder, daß ihr
die Nothwendigkeit einſehet, ſich zuweilen et-
was Angenehmes mit Fleiß zu entziehen, um
den Mangel deſſelben, wenn es ſein muß, er-
tragen zu lernen. Das macht ſtark an Leib und
Sele. Eure Bitte ſei euch alſo gewaͤhrt, doch

unter
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0123" n="117"/>
&#x017F;tu&#x0364;k nur ein Bischen trokken Brod und den Abend<lb/>
gar nichts e&#x017F;&#x017F;en du&#x0364;rften.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Und warum das?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Johannes.</hi> Ja, wir wollen uns auch<lb/>
gern u&#x0364;berwinden lernen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Nikolas.</hi> Und wolten uns u&#x0364;ben, ein<lb/>
Bischen Hunger zu ertragen, damit es uns<lb/>
nicht &#x017F;auer ankomme, wenn wir einmahl hun-<lb/>
gern <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gotlieb.</hi> Ja, und denn wolten wir<lb/>
Vater auch noch bitten, daß es uns erlaubt &#x017F;ein<lb/>
mo&#x0364;gte, Morgen Abend nicht zu Bette zu gehen<lb/>
und die ganze Nacht einmahl zu wachen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Und warum denn das?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gotlieb.</hi> J, weil es doch auch wohl ein-<lb/>
mahl kommen kan, daß wir wachen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
damit es uns denn nicht zu &#x017F;chwer werde.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Vater.</hi> Ich freue mich, Kinder, daß ihr<lb/>
die Nothwendigkeit ein&#x017F;ehet, &#x017F;ich zuweilen et-<lb/>
was Angenehmes mit Fleiß zu entziehen, um<lb/>
den Mangel de&#x017F;&#x017F;elben, wenn es &#x017F;ein muß, er-<lb/>
tragen zu lernen. Das macht &#x017F;tark an Leib und<lb/>
Sele. Eure Bitte &#x017F;ei euch al&#x017F;o gewa&#x0364;hrt, doch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 3</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">unter</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0123] ſtuͤk nur ein Bischen trokken Brod und den Abend gar nichts eſſen duͤrften. Vater. Und warum das? Johannes. Ja, wir wollen uns auch gern uͤberwinden lernen. Nikolas. Und wolten uns uͤben, ein Bischen Hunger zu ertragen, damit es uns nicht ſauer ankomme, wenn wir einmahl hun- gern muͤſſen. Gotlieb. Ja, und denn wolten wir Vater auch noch bitten, daß es uns erlaubt ſein moͤgte, Morgen Abend nicht zu Bette zu gehen und die ganze Nacht einmahl zu wachen. Vater. Und warum denn das? Gotlieb. J, weil es doch auch wohl ein- mahl kommen kan, daß wir wachen muͤſſen; damit es uns denn nicht zu ſchwer werde. Vater. Ich freue mich, Kinder, daß ihr die Nothwendigkeit einſehet, ſich zuweilen et- was Angenehmes mit Fleiß zu entziehen, um den Mangel deſſelben, wenn es ſein muß, er- tragen zu lernen. Das macht ſtark an Leib und Sele. Eure Bitte ſei euch alſo gewaͤhrt, doch unter H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/123
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/123>, abgerufen am 26.11.2024.