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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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hieher ernährt haben, und den lezten Tag eines
jeden Monats wil ich eben so einsam hinbrin-
gen, als ich die ganze verflossene Zeit meines
hiesigen Aufenthalts habe hinbringen müssen.
Freitag sol dan jedesmahl einen Tag und eine
Nacht sich fern von mir in meinem Sommer-
pallast aufhalten."

Er empfand, nachdem er diese tugendhaf-
ten Vorsäze gefaßt hatte, die reine himlische
Freude, welche jedes Bestreben unsers Geistes
nach grösserer Volkommenheit allemahl zu beglei-
ten pflegt. Seine Stirn glühete, sein Herz
empfand schon zum voraus die seeligen Folgen
dieser freiwilligen Aufopferungen und schlug leb-
hafter; es war ihm unaussprechlich wohl zu
Muthe. Aber er kante nun schon die Wankel-
müthigkeit des menschlichen Herzens, auch sei-
nes Herzens, und sahe daher voraus, wie leicht
es möglich sei, daß er dieser seiner guten Vor-
säze wieder vergessen könte. Er glaubte daher,
daß es nicht undienlich sein würde, wenn er sich
irgend ein sinliches Merkzeichen machte, bei
dessen Anblik er sich täglich wieder daran erin-

nern

hieher ernaͤhrt haben, und den lezten Tag eines
jeden Monats wil ich eben ſo einſam hinbrin-
gen, als ich die ganze verfloſſene Zeit meines
hieſigen Aufenthalts habe hinbringen muͤſſen.
Freitag ſol dan jedesmahl einen Tag und eine
Nacht ſich fern von mir in meinem Sommer-
pallaſt aufhalten.„

Er empfand, nachdem er dieſe tugendhaf-
ten Vorſaͤze gefaßt hatte, die reine himliſche
Freude, welche jedes Beſtreben unſers Geiſtes
nach groͤſſerer Volkommenheit allemahl zu beglei-
ten pflegt. Seine Stirn gluͤhete, ſein Herz
empfand ſchon zum voraus die ſeeligen Folgen
dieſer freiwilligen Aufopferungen und ſchlug leb-
hafter; es war ihm unausſprechlich wohl zu
Muthe. Aber er kante nun ſchon die Wankel-
muͤthigkeit des menſchlichen Herzens, auch ſei-
nes Herzens, und ſahe daher voraus, wie leicht
es moͤglich ſei, daß er dieſer ſeiner guten Vor-
ſaͤze wieder vergeſſen koͤnte. Er glaubte daher,
daß es nicht undienlich ſein wuͤrde, wenn er ſich
irgend ein ſinliches Merkzeichen machte, bei
deſſen Anblik er ſich taͤglich wieder daran erin-

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[114/0120] hieher ernaͤhrt haben, und den lezten Tag eines jeden Monats wil ich eben ſo einſam hinbrin- gen, als ich die ganze verfloſſene Zeit meines hieſigen Aufenthalts habe hinbringen muͤſſen. Freitag ſol dan jedesmahl einen Tag und eine Nacht ſich fern von mir in meinem Sommer- pallaſt aufhalten.„ Er empfand, nachdem er dieſe tugendhaf- ten Vorſaͤze gefaßt hatte, die reine himliſche Freude, welche jedes Beſtreben unſers Geiſtes nach groͤſſerer Volkommenheit allemahl zu beglei- ten pflegt. Seine Stirn gluͤhete, ſein Herz empfand ſchon zum voraus die ſeeligen Folgen dieſer freiwilligen Aufopferungen und ſchlug leb- hafter; es war ihm unausſprechlich wohl zu Muthe. Aber er kante nun ſchon die Wankel- muͤthigkeit des menſchlichen Herzens, auch ſei- nes Herzens, und ſahe daher voraus, wie leicht es moͤglich ſei, daß er dieſer ſeiner guten Vor- ſaͤze wieder vergeſſen koͤnte. Er glaubte daher, daß es nicht undienlich ſein wuͤrde, wenn er ſich irgend ein ſinliches Merkzeichen machte, bei deſſen Anblik er ſich taͤglich wieder daran erin- nern

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/120>, abgerufen am 25.11.2024.