Begierde zu reisen wurde so lebendig in ihm, daß er auf einmahl vergaß Alles, was ihm der ehrliche Hamburger Schiffer gerathen hat- te, und was er kurz vorher thun wolte.
"Aber, sagte er, da er sich ein wenig bedacht hatte, ich habe nur drei Guineen. Was kan ich für so wenig Geld einkaufen, um einen Handel zu treiben an dem Orte, wo sie hinfahren wollen?"
"Ich wil ihnen, antwortete der Schifs- kapitain, noch sechs Guineen dazu leihen. Da- für können sie schon so viel Waren einkau- fen, als hinreichend sein werden, um in Guinea ein reicher Man zu werden, wenn uns das Glük ein bischen günstig sein wird." "Und was solte ich denn dafür einkau- fen?" fragte Robinson.
Der Kapitain antwortete: "lauter Kleinigkeiten, -- allerlei Spielzeug, Glas- korallen, Messer, Scheeren, Beile, Bänder, Flinten u. s. w. -- woran die Schwarzen in Afrika so viel Vergnügen finden, daß sie ihnen hundertmahl mehr an Gold, Elfenbein
und
B 5
Begierde zu reiſen wurde ſo lebendig in ihm, daß er auf einmahl vergaß Alles, was ihm der ehrliche Hamburger Schiffer gerathen hat- te, und was er kurz vorher thun wolte.
„Aber, ſagte er, da er ſich ein wenig bedacht hatte, ich habe nur drei Guineen. Was kan ich fuͤr ſo wenig Geld einkaufen, um einen Handel zu treiben an dem Orte, wo ſie hinfahren wollen?„
„Ich wil ihnen, antwortete der Schifs- kapitain, noch ſechs Guineen dazu leihen. Da- fuͤr koͤnnen ſie ſchon ſo viel Waren einkau- fen, als hinreichend ſein werden, um in Guinea ein reicher Man zu werden, wenn uns das Gluͤk ein bischen guͤnſtig ſein wird.„ „Und was ſolte ich denn dafuͤr einkau- fen?„ fragte Robinſon.
Der Kapitain antwortete: „lauter Kleinigkeiten, — allerlei Spielzeug, Glas- korallen, Meſſer, Scheeren, Beile, Baͤnder, Flinten u. ſ. w. — woran die Schwarzen in Afrika ſo viel Vergnuͤgen finden, daß ſie ihnen hundertmahl mehr an Gold, Elfenbein
und
B 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0065"n="25"/>
Begierde zu reiſen wurde ſo lebendig in ihm,<lb/>
daß er auf einmahl vergaß Alles, was ihm<lb/>
der ehrliche Hamburger Schiffer gerathen hat-<lb/>
te, und was er kurz vorher thun wolte.</p><lb/><p>„Aber, ſagte er, da er ſich ein wenig<lb/>
bedacht hatte, ich habe nur drei Guineen.<lb/>
Was kan ich fuͤr ſo wenig Geld einkaufen,<lb/>
um einen Handel zu treiben an dem Orte,<lb/>
wo ſie hinfahren wollen?„</p><lb/><p>„Ich wil ihnen, antwortete der Schifs-<lb/>
kapitain, noch ſechs Guineen dazu leihen. Da-<lb/>
fuͤr koͤnnen ſie ſchon ſo viel Waren einkau-<lb/>
fen, als hinreichend ſein werden, um in<lb/>
Guinea ein reicher Man zu werden, wenn<lb/>
uns das Gluͤk ein bischen guͤnſtig ſein wird.„<lb/>„Und was ſolte ich denn dafuͤr einkau-<lb/>
fen?„ fragte <hirendition="#fr">Robinſon.</hi></p><lb/><p>Der Kapitain antwortete: „lauter<lb/>
Kleinigkeiten, — allerlei Spielzeug, Glas-<lb/>
korallen, Meſſer, Scheeren, Beile, Baͤnder,<lb/>
Flinten u. ſ. w. — woran die Schwarzen<lb/>
in Afrika ſo viel Vergnuͤgen finden, daß ſie<lb/>
ihnen hundertmahl mehr an Gold, Elfenbein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 5</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[25/0065]
Begierde zu reiſen wurde ſo lebendig in ihm,
daß er auf einmahl vergaß Alles, was ihm
der ehrliche Hamburger Schiffer gerathen hat-
te, und was er kurz vorher thun wolte.
„Aber, ſagte er, da er ſich ein wenig
bedacht hatte, ich habe nur drei Guineen.
Was kan ich fuͤr ſo wenig Geld einkaufen,
um einen Handel zu treiben an dem Orte,
wo ſie hinfahren wollen?„
„Ich wil ihnen, antwortete der Schifs-
kapitain, noch ſechs Guineen dazu leihen. Da-
fuͤr koͤnnen ſie ſchon ſo viel Waren einkau-
fen, als hinreichend ſein werden, um in
Guinea ein reicher Man zu werden, wenn
uns das Gluͤk ein bischen guͤnſtig ſein wird.„
„Und was ſolte ich denn dafuͤr einkau-
fen?„ fragte Robinſon.
Der Kapitain antwortete: „lauter
Kleinigkeiten, — allerlei Spielzeug, Glas-
korallen, Meſſer, Scheeren, Beile, Baͤnder,
Flinten u. ſ. w. — woran die Schwarzen
in Afrika ſo viel Vergnuͤgen finden, daß ſie
ihnen hundertmahl mehr an Gold, Elfenbein
und
B 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/65>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.