Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Ei ja doch! Wenn wir des Winters ein Glas
mit kaltem Wasser oder Bier auf den heissen
Ofen sezten, daß es warm werden solte,
sprang das nicht auch entzwei? -- Und wan
sprang es nicht entzwei? Wenn es auf den
Ofen gesezt wurde zur Zeit, da er noch nicht
recht heiß war, oder wenn wir ein Blat Pa-
pier unterlegten. -- Schon gut; ich merke
was! Ja, ja, so wird's sein; man muß das Ge-
fäß nur nicht auf einmahl auf die Gluth sezen,
sondern es erst nach und nach durchwärmen
lassen. -- Auch muß man sich hüten, daß
das eine Ende nicht früher, als das Andere,
heiß werde." "Vivat mein alter Kopf!"
rief er fröhlig aus und sprang auf, um einen
zweiten Versuch zu machen.

Dieser lief nun schon viel besser ab. Der
Tiegel zersprang nicht; aber er wolte doch
auch nicht glasirt werden.

"Und warum wohl nicht?" dachte Ro-
binson
wieder. "Das Feuer, meine ich,
wäre doch wohl stark genug gewesen; -- was
mag denn nun noch wohl fehlen?" -- Nach-

dem

Ei ja doch! Wenn wir des Winters ein Glas
mit kaltem Waſſer oder Bier auf den heiſſen
Ofen ſezten, daß es warm werden ſolte,
ſprang das nicht auch entzwei? — Und wan
ſprang es nicht entzwei? Wenn es auf den
Ofen geſezt wurde zur Zeit, da er noch nicht
recht heiß war, oder wenn wir ein Blat Pa-
pier unterlegten. — Schon gut; ich merke
was! Ja, ja, ſo wird's ſein; man muß das Ge-
faͤß nur nicht auf einmahl auf die Gluth ſezen,
ſondern es erſt nach und nach durchwaͤrmen
laſſen. — Auch muß man ſich huͤten, daß
das eine Ende nicht fruͤher, als das Andere,
heiß werde.„ „Vivat mein alter Kopf!„
rief er froͤhlig aus und ſprang auf, um einen
zweiten Verſuch zu machen.

Dieſer lief nun ſchon viel beſſer ab. Der
Tiegel zerſprang nicht; aber er wolte doch
auch nicht glaſirt werden.

„Und warum wohl nicht?„ dachte Ro-
binſon
wieder. „Das Feuer, meine ich,
waͤre doch wohl ſtark genug geweſen; — was
mag denn nun noch wohl fehlen?„ — Nach-

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0302" n="262"/>
Ei ja doch! Wenn wir des Winters ein Glas<lb/>
mit kaltem Wa&#x017F;&#x017F;er oder Bier auf den hei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ofen &#x017F;ezten, daß es warm werden &#x017F;olte,<lb/>
&#x017F;prang das nicht auch entzwei? &#x2014; Und wan<lb/>
&#x017F;prang es <hi rendition="#fr">nicht</hi> entzwei? Wenn es auf den<lb/>
Ofen ge&#x017F;ezt wurde zur Zeit, da er noch nicht<lb/>
recht heiß war, oder wenn wir ein Blat Pa-<lb/>
pier unterlegten. &#x2014; Schon gut; ich merke<lb/>
was! Ja, ja, &#x017F;o wird's &#x017F;ein; man muß das Ge-<lb/>
fa&#x0364;ß nur nicht auf einmahl auf die Gluth &#x017F;ezen,<lb/>
&#x017F;ondern es er&#x017F;t nach und nach durchwa&#x0364;rmen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; Auch muß man &#x017F;ich hu&#x0364;ten, daß<lb/>
das eine Ende nicht fru&#x0364;her, als das Andere,<lb/>
heiß werde.&#x201E; &#x201E;Vivat mein alter Kopf!&#x201E;<lb/>
rief er fro&#x0364;hlig aus und &#x017F;prang auf, um einen<lb/>
zweiten Ver&#x017F;uch zu machen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er lief nun &#x017F;chon viel be&#x017F;&#x017F;er ab. Der<lb/>
Tiegel zer&#x017F;prang nicht; aber er wolte doch<lb/>
auch nicht gla&#x017F;irt werden.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Und warum wohl nicht?&#x201E; dachte <hi rendition="#fr">Ro-<lb/>
bin&#x017F;on</hi> wieder. &#x201E;Das Feuer, meine ich,<lb/>
wa&#x0364;re doch wohl &#x017F;tark genug gewe&#x017F;en; &#x2014; was<lb/>
mag denn nun noch wohl fehlen?&#x201E; &#x2014; Nach-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0302] Ei ja doch! Wenn wir des Winters ein Glas mit kaltem Waſſer oder Bier auf den heiſſen Ofen ſezten, daß es warm werden ſolte, ſprang das nicht auch entzwei? — Und wan ſprang es nicht entzwei? Wenn es auf den Ofen geſezt wurde zur Zeit, da er noch nicht recht heiß war, oder wenn wir ein Blat Pa- pier unterlegten. — Schon gut; ich merke was! Ja, ja, ſo wird's ſein; man muß das Ge- faͤß nur nicht auf einmahl auf die Gluth ſezen, ſondern es erſt nach und nach durchwaͤrmen laſſen. — Auch muß man ſich huͤten, daß das eine Ende nicht fruͤher, als das Andere, heiß werde.„ „Vivat mein alter Kopf!„ rief er froͤhlig aus und ſprang auf, um einen zweiten Verſuch zu machen. Dieſer lief nun ſchon viel beſſer ab. Der Tiegel zerſprang nicht; aber er wolte doch auch nicht glaſirt werden. „Und warum wohl nicht?„ dachte Ro- binſon wieder. „Das Feuer, meine ich, waͤre doch wohl ſtark genug geweſen; — was mag denn nun noch wohl fehlen?„ — Nach- dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/302
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/302>, abgerufen am 25.11.2024.