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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779.

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die sich noch nicht abgekühlt hatten. Nur
in einer gewissen Entfernung beobachtete er dies-
mahl das fürchterlich prächtige Schauspiel des
dampfenden Schlundes, weil so wohl seine
Furcht, als auch die noch zu heisse Lava, ihn
hinderten, näher hinzu zu treten.

Da er bemerkte, daß der Strom der Lava
nach der Gegend hingeflossen sei, in welcher
die Kartoffeln wuchsen: so erschrekte ihn nicht
wenig der Gedanke, daß der feurige Ausfluß
diesen ganzen Plaz vielleicht verwüstet habe;
und er konte nicht ruhen, bis er von dem Ge-
gentheil sich überzeugt hätte. Er lief also nach
der Gegend hin und fand zu seinem innigen
Vergnügen die ganze Pflanzung unversehrt.
Von diesem Augenblike an beschloß er, an ver-
schiedenen Orten seiner Insel aufs Gerathewohl
Kartoffeln zu pflanzen, um dem Unglük vorzu-
beugen, eines so herlichen Gewächses durch irgend
einen schlimmen Zufal einmahl beraubt zu wer-
den. Zwar stand, seiner Meinung nach, jezt der
Winter bevor; allein er dachte: wer weiß, ob
diese Gewächse nicht vielleicht von der Art

sind,

die ſich noch nicht abgekuͤhlt hatten. Nur
in einer gewiſſen Entfernung beobachtete er dies-
mahl das fuͤrchterlich praͤchtige Schauſpiel des
dampfenden Schlundes, weil ſo wohl ſeine
Furcht, als auch die noch zu heiſſe Lava, ihn
hinderten, naͤher hinzu zu treten.

Da er bemerkte, daß der Strom der Lava
nach der Gegend hingefloſſen ſei, in welcher
die Kartoffeln wuchſen: ſo erſchrekte ihn nicht
wenig der Gedanke, daß der feurige Ausfluß
dieſen ganzen Plaz vielleicht verwuͤſtet habe;
und er konte nicht ruhen, bis er von dem Ge-
gentheil ſich uͤberzeugt haͤtte. Er lief alſo nach
der Gegend hin und fand zu ſeinem innigen
Vergnuͤgen die ganze Pflanzung unverſehrt.
Von dieſem Augenblike an beſchloß er, an ver-
ſchiedenen Orten ſeiner Inſel aufs Gerathewohl
Kartoffeln zu pflanzen, um dem Ungluͤk vorzu-
beugen, eines ſo herlichen Gewaͤchſes durch irgend
einen ſchlimmen Zufal einmahl beraubt zu wer-
den. Zwar ſtand, ſeiner Meinung nach, jezt der
Winter bevor; allein er dachte: wer weiß, ob
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[242/0282] die ſich noch nicht abgekuͤhlt hatten. Nur in einer gewiſſen Entfernung beobachtete er dies- mahl das fuͤrchterlich praͤchtige Schauſpiel des dampfenden Schlundes, weil ſo wohl ſeine Furcht, als auch die noch zu heiſſe Lava, ihn hinderten, naͤher hinzu zu treten. Da er bemerkte, daß der Strom der Lava nach der Gegend hingefloſſen ſei, in welcher die Kartoffeln wuchſen: ſo erſchrekte ihn nicht wenig der Gedanke, daß der feurige Ausfluß dieſen ganzen Plaz vielleicht verwuͤſtet habe; und er konte nicht ruhen, bis er von dem Ge- gentheil ſich uͤberzeugt haͤtte. Er lief alſo nach der Gegend hin und fand zu ſeinem innigen Vergnuͤgen die ganze Pflanzung unverſehrt. Von dieſem Augenblike an beſchloß er, an ver- ſchiedenen Orten ſeiner Inſel aufs Gerathewohl Kartoffeln zu pflanzen, um dem Ungluͤk vorzu- beugen, eines ſo herlichen Gewaͤchſes durch irgend einen ſchlimmen Zufal einmahl beraubt zu wer- den. Zwar ſtand, ſeiner Meinung nach, jezt der Winter bevor; allein er dachte: wer weiß, ob dieſe Gewaͤchſe nicht vielleicht von der Art ſind,

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/282>, abgerufen am 28.03.2024.