künftig von dem Vergnügen dieser Reise rede- ten, und würde uns Allen denn wohl die Erinnerung daran noch Freude machen kön- nen? Nein, gewiß nicht! Wir würden uns immer geheime Vorwürfe machen, daß wir nicht das an ihnen gethan hätten, was wir wünsch- ten, daß sie an uns thun mögten, wenn wir jezt in ihrer Stelle und sie in der Un- srigen wären. -- Also was sagt ihr?
Ein tiefes Stilschweigen.
Vater. Ihr wißt, ich habe nie mein Wort gebrochen; besteht ihr also darauf, so marschiren wir ab. Sprecht ihr mich aber selbst frei davon, so thut ihr mir, und un- sern künftigen Freunden, und euch selbst einen Dienst. Also, sprecht! Was sol geschehen?
"Wie wollen warten," war die Ant- wort, und so wurde also die schöne Lustreise bis auf weiter ausgesezt.
Man konte deutlich sehen, daß einigen unter ihnen diese Selbstüberwindung viel gekostet hatte. Diese waren auch den ganzen Tag über lange nicht so fröhlichen Muths,
als
kuͤnftig von dem Vergnuͤgen dieſer Reiſe rede- ten, und wuͤrde uns Allen denn wohl die Erinnerung daran noch Freude machen koͤn- nen? Nein, gewiß nicht! Wir wuͤrden uns immer geheime Vorwuͤrfe machen, daß wir nicht das an ihnen gethan haͤtten, was wir wuͤnſch- ten, daß ſie an uns thun moͤgten, wenn wir jezt in ihrer Stelle und ſie in der Un- ſrigen waͤren. — Alſo was ſagt ihr?
Ein tiefes Stilſchweigen.
Vater. Ihr wißt, ich habe nie mein Wort gebrochen; beſteht ihr alſo darauf, ſo marſchiren wir ab. Sprecht ihr mich aber ſelbſt frei davon, ſo thut ihr mir, und un- ſern kuͤnftigen Freunden, und euch ſelbſt einen Dienſt. Alſo, ſprecht! Was ſol geſchehen?
„Wie wollen warten,„ war die Ant- wort, und ſo wurde alſo die ſchoͤne Luſtreiſe bis auf weiter ausgeſezt.
Man konte deutlich ſehen, daß einigen unter ihnen dieſe Selbſtuͤberwindung viel gekoſtet hatte. Dieſe waren auch den ganzen Tag uͤber lange nicht ſo froͤhlichen Muths,
als
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kuͤnftig von dem Vergnuͤgen dieſer Reiſe rede-
ten, und wuͤrde uns Allen denn wohl die
Erinnerung daran noch Freude machen koͤn-
nen? Nein, gewiß nicht! Wir wuͤrden uns
immer geheime Vorwuͤrfe machen, daß wir nicht
das an ihnen gethan haͤtten, was wir wuͤnſch-
ten, daß ſie an uns thun moͤgten, wenn
wir jezt in ihrer Stelle und ſie in der Un-
ſrigen waͤren. — Alſo was ſagt ihr?
Ein tiefes Stilſchweigen.
Vater. Ihr wißt, ich habe nie mein
Wort gebrochen; beſteht ihr alſo darauf, ſo
marſchiren wir ab. Sprecht ihr mich aber
ſelbſt frei davon, ſo thut ihr mir, und un-
ſern kuͤnftigen Freunden, und euch ſelbſt einen
Dienſt. Alſo, ſprecht! Was ſol geſchehen?
„Wie wollen warten,„ war die Ant-
wort, und ſo wurde alſo die ſchoͤne Luſtreiſe
bis auf weiter ausgeſezt.
Man konte deutlich ſehen, daß einigen
unter ihnen dieſe Selbſtuͤberwindung viel
gekoſtet hatte. Dieſe waren auch den ganzen
Tag uͤber lange nicht ſo froͤhlichen Muths,
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/258>, abgerufen am 25.11.2024.
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