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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder

Durch die Wort aber deß Weibes/ die es für-
war ernstlich meynete/ ließ der Edelman sich wenig
bewegen/ sondern er schleppet jn/ wie ein offentlichs
Opffer doch endlich muste er ein Messer nemen/ die
Strick am Beutel abschneiden/ dann der Beutel
war gar zu wol vnd hart angebunden: vnd muß ich
mich abermal verwundern/ daß er inn solcher Eyl
vnd Zorn nicht einen Beutel mit dem andern ab-
geschnitten vnd außgegossen hat/ wz in den beyden
Beuteln war. Dann er war so eifferig auff die bey-
de zusammen kommene Beutel/ daß es nicht war
außzusagen.

Zu diesem newen Spectackel laufft das Volck
je lenger je mehr zusammen: Maillard aber wird
darüber so bestürtzet/ daß er nicht weiß/ was er den-
cken oder sagen soll: Er wartet auff nichts anderst/
als auff die Leyter/ daß man in oben auß zum Gal-
gen führe. Vnd als er noch nicht recht ist ange-
than/ stösset man jhn vnter dem Volck hinauß/ da
er dann ein grossen Vortheil vor allen andern Leu-
ten bekam vnd hatte: dann da die andern selber mu-
sten zu Fuß gehen/ schleppet vnd zoge man jhn wie
ein altes stinckendes Aaß/ das man wil auff die
Schindkaut führen: Ein jeglicher vnter dem gan-
tzen Hauffen meynete/ er thet ein sonderlichs werck
der Barmhertzigkeit/ wann er jhm etliche außbün-
dige wolgemessene Stöß zu gefallen gebe/ onderlich
aber/ was den Edelman anlanget/ der ließ jm die
Sach ernstlich angelegen seyn/ es verdroß in weder
Zeit oder Müh auff jhn mit aller Macht zu schla-
gen: Dann er war so eifferig über Maillard/ daß er

seinen
Beutelſchneider/ oder

Durch die Wort aber deß Weibes/ die es fuͤr-
war ernſtlich meynete/ ließ der Edelman ſich wenig
bewegen/ ſondern er ſchleppet jn/ wie ein offentlichs
Opffer doch endlich muſte er ein Meſſer nemen/ die
Strick am Beutel abſchneiden/ dann der Beutel
war gar zu wol vnd hart angebunden: vnd muß ich
mich abermal verwundern/ daß er inn ſolcher Eyl
vnd Zorn nicht einen Beutel mit dem andern ab-
geſchnitten vnd außgegoſſen hat/ wz in den beyden
Beuteln war. Dann er war ſo eifferig auff die bey-
de zuſammen kommene Beutel/ daß es nicht war
außzuſagen.

Zu dieſem newen Spectackel laufft das Volck
je lenger je mehr zuſammen: Maillard aber wird
daruͤber ſo beſtuͤrtzet/ daß er nicht weiß/ was er den-
cken oder ſagen ſoll: Er wartet auff nichts anderſt/
als auff die Leyter/ daß man in oben auß zum Gal-
gen fuͤhre. Vnd als er noch nicht recht iſt ange-
than/ ſtoͤſſet man jhn vnter dem Volck hinauß/ da
er dann ein groſſen Vortheil vor allen andern Leu-
ten bekam vnd hatte: dann da die andern ſelber mu-
ſten zu Fuß gehen/ ſchleppet vnd zoge man jhn wie
ein altes ſtinckendes Aaß/ das man wil auff die
Schindkaut fuͤhren: Ein jeglicher vnter dem gan-
tzen Hauffen meynete/ er thet ein ſonderlichs werck
der Barmhertzigkeit/ wann er jhm etliche außbuͤn-
dige wolgemeſſene Stoͤß zu gefallen gebe/ onderlich
aber/ was den Edelman anlanget/ der ließ jm die
Sach ernſtlich angelegen ſeyn/ es verdroß in weder
Zeit oder Muͤh auff jhn mit aller Macht zu ſchla-
gen: Dann er war ſo eifferig uͤber Maillard/ daß er

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[64/0074] Beutelſchneider/ oder Durch die Wort aber deß Weibes/ die es fuͤr- war ernſtlich meynete/ ließ der Edelman ſich wenig bewegen/ ſondern er ſchleppet jn/ wie ein offentlichs Opffer doch endlich muſte er ein Meſſer nemen/ die Strick am Beutel abſchneiden/ dann der Beutel war gar zu wol vnd hart angebunden: vnd muß ich mich abermal verwundern/ daß er inn ſolcher Eyl vnd Zorn nicht einen Beutel mit dem andern ab- geſchnitten vnd außgegoſſen hat/ wz in den beyden Beuteln war. Dann er war ſo eifferig auff die bey- de zuſammen kommene Beutel/ daß es nicht war außzuſagen. Zu dieſem newen Spectackel laufft das Volck je lenger je mehr zuſammen: Maillard aber wird daruͤber ſo beſtuͤrtzet/ daß er nicht weiß/ was er den- cken oder ſagen ſoll: Er wartet auff nichts anderſt/ als auff die Leyter/ daß man in oben auß zum Gal- gen fuͤhre. Vnd als er noch nicht recht iſt ange- than/ ſtoͤſſet man jhn vnter dem Volck hinauß/ da er dann ein groſſen Vortheil vor allen andern Leu- ten bekam vnd hatte: dann da die andern ſelber mu- ſten zu Fuß gehen/ ſchleppet vnd zoge man jhn wie ein altes ſtinckendes Aaß/ das man wil auff die Schindkaut fuͤhren: Ein jeglicher vnter dem gan- tzen Hauffen meynete/ er thet ein ſonderlichs werck der Barmhertzigkeit/ wann er jhm etliche außbuͤn- dige wolgemeſſene Stoͤß zu gefallen gebe/ onderlich aber/ was den Edelman anlanget/ der ließ jm die Sach ernſtlich angelegen ſeyn/ es verdroß in weder Zeit oder Muͤh auff jhn mit aller Macht zu ſchla- gen: Dann er war ſo eifferig uͤber Maillard/ daß er ſeinen

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/74>, abgerufen am 05.12.2024.