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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
so wol hat gespannet/ daß er auch one Hunde daß erste
Rebhünlein/ so jm wird begegnen/ kan fangen: Er
verfüget sich widerumb zu seiner Gesellschafft/ zei-
get jhnen an/ wie er daß Garn habe gestellet/ vnd so
bald als morgen der Tag angebrochen/ nimmet er zu
sich einen seiner Gesellen/ welcher auch nit schlimm
war gefallen/ lest denselbigen wie einen geistlichen
Meßpfaffen kleiden/ gibt jm einen Rock vnd Man-
tel (als wann er ein vornehmer gelehrter vnd wol-
beredter Pater were) vnnd gehet mit demselbigen
auff die Wechsel-brücke/ wie man sie nennet/ kauf-
fet bey einem Goldschmidt einen vbergüldeten
Kirchenbecher/ welcher hundert Cronen werth
war: dann vber das Gold vnd Silber waren auch
viel Edelegesteine daran/ welche jhn noch viel thew-
rer machten.

Der Goldschmidt dencket im geringsten nicht/
daß jhm da ein Fallstrick geleget solle oder könne
werden: dann er meynete/ deß Maillard Gesell/
welcher wie ein Priester gekleidet war/ were der je-
nige/ der jhm den Becher hezahlen solte: Der Kauff
wird geschlossen/ Maillard sagt zu dem Gold-
schmidt/ er wölle jhm so viel zu gefallen thun/ vnd
jhn in der Franciscaner Kloster tragen lassen: dan
sie solten jhn nach Compiegne in jhr Convent vnd
Kloster schicken.

Der Kauffman oder Goldschmid meinet/ es sey al-
les war was der böse Bub vorgabe: dann sie waren
wol gekleidet/ vnd hatten ein solches seines Ansehen/
als wann sie rechtschaffene ehrliche Leute waren:
nimmet auch schon seinen Mantel vnd wil mit jnen

gehen

Beutelſchneider/ oder
ſo wol hat geſpannet/ daß er auch one Hunde daß erſte
Rebhuͤnlein/ ſo jm wird begegnen/ kan fangen: Er
verfuͤget ſich widerumb zu ſeiner Geſellſchafft/ zei-
get jhnen an/ wie er daß Garn habe geſtellet/ vnd ſo
bald als morgen der Tag angebrochen/ nim̃et er zu
ſich einen ſeiner Geſellen/ welcher auch nit ſchlimm
war gefallen/ leſt denſelbigen wie einen geiſtlichen
Meßpfaffen kleiden/ gibt jm einen Rock vnd Man-
tel (als wann er ein vornehmer gelehrter vnd wol-
beredter Pater were) vnnd gehet mit demſelbigen
auff die Wechſel-bruͤcke/ wie man ſie nennet/ kauf-
fet bey einem Goldſchmidt einen vberguͤldeten
Kirchenbecher/ welcher hundert Cronen werth
war: dann vber das Gold vnd Silber waren auch
viel Edelegeſteine daran/ welche jhn noch viel thew-
rer machten.

Der Goldſchmidt dencket im geringſten nicht/
daß jhm da ein Fallſtrick geleget ſolle oder koͤnne
werden: dann er meynete/ deß Maillard Geſell/
welcher wie ein Prieſter gekleidet war/ were der je-
nige/ der jhm den Becher hezahlen ſolte: Der Kauff
wird geſchloſſen/ Maillard ſagt zu dem Gold-
ſchmidt/ er woͤlle jhm ſo viel zu gefallen thun/ vnd
jhn in der Franciſcaner Kloſter tragen laſſen: dan
ſie ſolten jhn nach Compiegne in jhr Convent vnd
Kloſter ſchicken.

Der Kauffman oder Goldſchmid meinet/ es ſey al-
les war was der boͤſe Bub vorgabe: dann ſie waren
wol gekleidet/ vnd hatten ein ſolches ſeines Anſehẽ/
als wann ſie rechtſchaffene ehrliche Leute waren:
nimmet auch ſchon ſeinen Mantel vñ wil mit jnen

gehen
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[38/0048] Beutelſchneider/ oder ſo wol hat geſpannet/ dz er auch one Hunde dz erſte Rebhuͤnlein/ ſo jm wird begegnen/ kan fangen: Er verfuͤget ſich widerumb zu ſeiner Geſellſchafft/ zei- get jhnen an/ wie er daß Garn habe geſtellet/ vnd ſo bald als morgen der Tag angebrochen/ nim̃et er zu ſich einen ſeiner Geſellen/ welcher auch nit ſchlimm war gefallen/ leſt denſelbigen wie einen geiſtlichen Meßpfaffen kleiden/ gibt jm einen Rock vnd Man- tel (als wann er ein vornehmer gelehrter vnd wol- beredter Pater were) vnnd gehet mit demſelbigen auff die Wechſel-bruͤcke/ wie man ſie nennet/ kauf- fet bey einem Goldſchmidt einen vberguͤldeten Kirchenbecher/ welcher hundert Cronen werth war: dann vber das Gold vnd Silber waren auch viel Edelegeſteine daran/ welche jhn noch viel thew- rer machten. Der Goldſchmidt dencket im geringſten nicht/ daß jhm da ein Fallſtrick geleget ſolle oder koͤnne werden: dann er meynete/ deß Maillard Geſell/ welcher wie ein Prieſter gekleidet war/ were der je- nige/ der jhm den Becher hezahlen ſolte: Der Kauff wird geſchloſſen/ Maillard ſagt zu dem Gold- ſchmidt/ er woͤlle jhm ſo viel zu gefallen thun/ vnd jhn in der Franciſcaner Kloſter tragen laſſen: dan ſie ſolten jhn nach Compiegne in jhr Convent vnd Kloſter ſchicken. Der Kauffman oder Goldſchmid meinet/ es ſey al- les war was der boͤſe Bub vorgabe: dann ſie waren wol gekleidet/ vnd hatten ein ſolches ſeines Anſehẽ/ als wann ſie rechtſchaffene ehrliche Leute waren: nimmet auch ſchon ſeinen Mantel vñ wil mit jnen gehen

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/48>, abgerufen am 21.11.2024.