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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
reich seyn solte: Aber endlich musten sie jn doch fol-
gen lassen: Dann es ware jhrer 10 wider 5 vnd
hett gewaltige stöß gegeben/ wenn sie gleich gewesen
weren: Aber sie musten dem stärcksten weichen:
man übergibet jn aber zugleich die bericht/ so sie von
dem Hund vnd Servieten hatten: Vnd wurde also
Forestter gen Paris gefangen geführet/ da dann
das geschrey von seiner Ankunfft so bald in der gan-
tzen Statt erschalle vnd Vrsach gabe/ daß jederman
sich an die Fenster legete: Dann da ware jederman
fro/ daß solcher böser Bube einmal gefangen were:
Doch waren das die Anklagen nicht alle/ die man
wider jn führete/ dann es musten alle seine Buben-
stuck offenbart vnd gestraffet werden: Muste der je-
nige/ der seine Mutter so jämmerlich hatte ermordet/
vnd alle gottesforcht auß seinem Hertzen gesetzet hat-
te/ die straffe außstehen/ so er wol verdienet hatte.

Als man jn nun fürüber führete in das Palais/
vnd jederman jn sehen wolte/ fande sich auch vnter
dem Volck der Vhrmacher/ welchem Forestter ein
kleines Vhrlein zumachen gegeben hatte/ wuste es
aber nit daß es Forestier/ von welchem je derman re-
dete/ ware: Als er jn aber recht vnter dem Angesicht
ansihet/ sihet er daß es der Edelman ist/ welcher jm
die Vhr zu machen gegeben hatte. Das Blut lauf-
fet jm in alle Adern/ er sihet jn noch einmal an vnd
meinet/ er habe nicht recht gesehen: Aber er befindet
daß es sein Mann ist/ vnd daß man jhn gefangen
führet/ wegen eines Mords/ welchen er auff der neu-
en Brucken vor sechs Monat solte begangen ha-
ben: Darüber erschricket er nun vnd befindet/ daß

der

Beutelſchneider/ oder
reich ſeyn ſolte: Aber endlich muſten ſie jn doch fol-
gen laſſen: Dann es ware jhrer 10 wider 5 vnd
hett gewaltige ſtoͤß gegeben/ wenn ſie gleich geweſen
weren: Aber ſie muſten dem ſtaͤrckſten weichen:
man uͤbergibet jn aber zugleich die bericht/ ſo ſie von
dem Hund vnd Servieten hatten: Vnd wurde alſo
Foreſtter gen Paris gefangen gefuͤhret/ da dann
das geſchrey von ſeiner Ankunfft ſo bald in der gan-
tzen Statt erſchalle vnd Vrſach gabe/ daß jederman
ſich an die Fenſter legete: Dann da ware jederman
fro/ daß ſolcher boͤſer Bube einmal gefangen were:
Doch waren das die Anklagen nicht alle/ die man
wider jn fuͤhrete/ dann es muſten alle ſeine Buben-
ſtuck offenbart vnd geſtraffet werden: Muſte der je-
nige/ der ſeine Mutter ſo jaͤm̃erlich hatte ermordet/
vñ alle gottesforcht auß ſeinem Hertzen geſetzet hat-
te/ die ſtraffe außſtehen/ ſo er wol verdienet hatte.

Als man jn nun fuͤruͤber fuͤhrete in das Palais/
vnd jederman jn ſehen wolte/ fande ſich auch vnter
dem Volck der Vhrmacher/ welchem Foreſtter ein
kleines Vhrlein zumachen gegeben hatte/ wuſte es
aber nit daß es Foreſtier/ von welchem je derman re-
dete/ ware: Als er jn aber recht vnter dem Angeſicht
anſihet/ ſihet er daß es der Edelman iſt/ welcher jm
die Vhr zu machen gegeben hatte. Das Blut lauf-
fet jm in alle Adern/ er ſihet jn noch einmal an vnd
meinet/ er habe nicht recht geſehen: Aber er befindet
daß es ſein Mann iſt/ vnd daß man jhn gefangen
fuͤhret/ wegen eines Mords/ welchen er auff der neu-
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ben: Daruͤber erſchricket er nun vnd befindet/ daß

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[350[330]/0340] Beutelſchneider/ oder reich ſeyn ſolte: Aber endlich muſten ſie jn doch fol- gen laſſen: Dann es ware jhrer 10 wider 5 vnd hett gewaltige ſtoͤß gegeben/ wenn ſie gleich geweſen weren: Aber ſie muſten dem ſtaͤrckſten weichen: man uͤbergibet jn aber zugleich die bericht/ ſo ſie von dem Hund vnd Servieten hatten: Vnd wurde alſo Foreſtter gen Paris gefangen gefuͤhret/ da dann das geſchrey von ſeiner Ankunfft ſo bald in der gan- tzen Statt erſchalle vnd Vrſach gabe/ daß jederman ſich an die Fenſter legete: Dann da ware jederman fro/ daß ſolcher boͤſer Bube einmal gefangen were: Doch waren das die Anklagen nicht alle/ die man wider jn fuͤhrete/ dann es muſten alle ſeine Buben- ſtuck offenbart vnd geſtraffet werden: Muſte der je- nige/ der ſeine Mutter ſo jaͤm̃erlich hatte ermordet/ vñ alle gottesforcht auß ſeinem Hertzen geſetzet hat- te/ die ſtraffe außſtehen/ ſo er wol verdienet hatte. Als man jn nun fuͤruͤber fuͤhrete in das Palais/ vnd jederman jn ſehen wolte/ fande ſich auch vnter dem Volck der Vhrmacher/ welchem Foreſtter ein kleines Vhrlein zumachen gegeben hatte/ wuſte es aber nit daß es Foreſtier/ von welchem je derman re- dete/ ware: Als er jn aber recht vnter dem Angeſicht anſihet/ ſihet er daß es der Edelman iſt/ welcher jm die Vhr zu machen gegeben hatte. Das Blut lauf- fet jm in alle Adern/ er ſihet jn noch einmal an vnd meinet/ er habe nicht recht geſehen: Aber er befindet daß es ſein Mann iſt/ vnd daß man jhn gefangen fuͤhret/ wegen eines Mords/ welchen er auff der neu- en Brucken vor ſechs Monat ſolte begangen ha- ben: Daruͤber erſchricket er nun vnd befindet/ daß der

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 350[330]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/340>, abgerufen am 29.09.2024.