Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebshistorien das II. Buch.
mit Leib vnd Seel hinweg führen/ wann das Gelt
deß Adrasti seye: Aber so sehr als er schrye vnnd sich
verfluchte/ so wenig wurde es geachtet: Dann der
Commissarius vnd der gemeine allda vmbherste-
hende vnd zuhörende Pöbel schryen jhn auß vor ei-
nen losen Mann/ vnd gabe der Commissarius dem
Adrasto das Gelt in seine Hände/ welcher jhm die
Säck wolte lassen/ auff daß er auch mit den Wechs-
ler möchte zu thun bekommen: überredet also Adra-
stus das Volck/ was er selber wolte. Vnd sehet/ also
hat Adrastus nun diesen Wechßler vor aller Welt
Augen betrogen/ vnd jm arglistiger weise sein Gelt
hinweg gestolen.

Ich müste sehr viel Zeit haben/ wann ich alle die
arglistige Diebstück/ welche er zu Paris vnd in vie-
len andern Stätten in Franckreich hat begangen/
solte erzehlen: Da ist kein Ort/ kein End/ da er nicht
etliche Merck vnd Gedenck zeichen seiner Dieberey
vnd boßheit hinder sich hat gelassen: Aber wie alle
Sünde vnd Laster entweder bald oder langsam von
Gott gestraffet werden/ vnd ein ende nehmen/ also/
nach dem Naucles auß seines Herrn/ deß Wechß-
lers Hause/ sich hinweg gemacht/ vnd jhm vorge-
nommen hatte/ das Land durchzustreichen: Wur-
de er zu Senlis, da er etliche Beutel abgeschnitten
hatte/ gefangen vnd durch eine Appellation/ welche
wider jhn ware vorgenommen/ hieher in diese Statt
Paris geführet/ da dann nach gnugsamer vorge-
gangener Examinirung befunden wurde/ daß er
bey fünff vnnd sechs grossen begangenen Rauben
ware gewesen: Wurde hierauff von der Obtigkeit

zum

Diebshiſtorien das II. Buch.
mit Leib vnd Seel hinweg fuͤhren/ wann das Gelt
deß Adraſti ſeye: Aber ſo ſehr als er ſchrye vnnd ſich
verfluchte/ ſo wenig wurde es geachtet: Dann der
Commiſſarius vnd der gemeine allda vmbherſte-
hende vnd zuhoͤrende Poͤbel ſchryen jhn auß vor ei-
nen loſen Mann/ vnd gabe der Commiſſarius dem
Adraſto das Gelt in ſeine Haͤnde/ welcher jhm die
Saͤck wolte laſſen/ auff daß er auch mit den Wechs-
ler moͤchte zu thun bekommen: uͤberꝛedet alſo Adra-
ſtus das Volck/ was er ſelber wolte. Vnd ſehet/ alſo
hat Adraſtus nun dieſen Wechßler vor aller Welt
Augen betrogen/ vnd jm argliſtiger weiſe ſein Gelt
hinweg geſtolen.

Ich muͤſte ſehr viel Zeit haben/ wann ich alle die
argliſtige Diebſtuͤck/ welche er zu Paris vnd in vie-
len andern Staͤtten in Franckreich hat begangen/
ſolte erzehlen: Da iſt kein Ort/ kein End/ da er nicht
etliche Merck vnd Gedenck zeichen ſeiner Dieberey
vnd boßheit hinder ſich hat gelaſſen: Aber wie alle
Suͤnde vnd Laſter entweder bald oder langſam von
Gott geſtraffet werden/ vnd ein ende nehmen/ alſo/
nach dem Naucles auß ſeines Herꝛn/ deß Wechß-
lers Hauſe/ ſich hinweg gemacht/ vnd jhm vorge-
nommen hatte/ das Land durchzuſtreichen: Wur-
de er zu Senlis, da er etliche Beutel abgeſchnitten
hatte/ gefangen vnd durch eine Appellation/ welche
wider jhn ware vorgenommen/ hieher in dieſe Statt
Paris gefuͤhret/ da dann nach gnugſamer vorge-
gangener Examinirung befunden wurde/ daß er
bey fuͤnff vnnd ſechs groſſen begangenen Rauben
ware geweſen: Wurde hierauff von der Obtigkeit

zum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0263" n="253"/><fw place="top" type="header">Diebshi&#x017F;torien das <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</fw><lb/>
mit Leib vnd Seel hinweg fu&#x0364;hren/ wann das Gelt<lb/>
deß Adra&#x017F;ti &#x017F;eye: Aber &#x017F;o &#x017F;ehr als er &#x017F;chrye vnnd &#x017F;ich<lb/>
verfluchte/ &#x017F;o wenig wurde es geachtet: Dann der<lb/><hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;arius</hi> vnd der gemeine allda vmbher&#x017F;te-<lb/>
hende vnd zuho&#x0364;rende Po&#x0364;bel &#x017F;chryen jhn auß vor ei-<lb/>
nen lo&#x017F;en Mann/ vnd gabe der <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;arius</hi> dem<lb/>
Adra&#x017F;to das Gelt in &#x017F;eine Ha&#x0364;nde/ welcher jhm die<lb/>
Sa&#x0364;ck wolte la&#x017F;&#x017F;en/ auff daß er auch mit den Wechs-<lb/>
ler mo&#x0364;chte zu thun bekommen: u&#x0364;ber&#xA75B;edet al&#x017F;o Adra-<lb/>
&#x017F;tus das Volck/ was er &#x017F;elber wolte. Vnd &#x017F;ehet/ al&#x017F;o<lb/>
hat Adra&#x017F;tus nun die&#x017F;en Wechßler vor aller Welt<lb/>
Augen betrogen/ vnd jm argli&#x017F;tiger wei&#x017F;e &#x017F;ein Gelt<lb/>
hinweg ge&#x017F;tolen.</p><lb/>
          <p>Ich mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ehr viel Zeit haben/ wann ich alle die<lb/>
argli&#x017F;tige Dieb&#x017F;tu&#x0364;ck/ welche er zu Paris vnd in vie-<lb/>
len andern Sta&#x0364;tten in Franckreich hat begangen/<lb/>
&#x017F;olte erzehlen: Da i&#x017F;t kein Ort/ kein End/ da er nicht<lb/>
etliche Merck vnd Gedenck zeichen &#x017F;einer Dieberey<lb/>
vnd boßheit hinder &#x017F;ich hat gela&#x017F;&#x017F;en: Aber wie alle<lb/>
Su&#x0364;nde vnd La&#x017F;ter entweder bald oder lang&#x017F;am von<lb/>
Gott ge&#x017F;traffet werden/ vnd ein ende nehmen/ al&#x017F;o/<lb/>
nach dem <hi rendition="#aq">Naucles</hi> auß &#x017F;eines Her&#xA75B;n/ deß Wechß-<lb/>
lers Hau&#x017F;e/ &#x017F;ich hinweg gemacht/ vnd jhm vorge-<lb/>
nommen hatte/ das Land durchzu&#x017F;treichen: Wur-<lb/>
de er zu <hi rendition="#aq">Senlis,</hi> da er etliche Beutel abge&#x017F;chnitten<lb/>
hatte/ gefangen vnd durch eine Appellation/ welche<lb/>
wider jhn ware vorgenommen/ hieher in die&#x017F;e Statt<lb/>
Paris gefu&#x0364;hret/ da dann nach gnug&#x017F;amer vorge-<lb/>
gangener Examinirung befunden wurde/ daß er<lb/>
bey fu&#x0364;nff vnnd &#x017F;echs gro&#x017F;&#x017F;en begangenen Rauben<lb/>
ware gewe&#x017F;en: Wurde hierauff von der Obtigkeit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0263] Diebshiſtorien das II. Buch. mit Leib vnd Seel hinweg fuͤhren/ wann das Gelt deß Adraſti ſeye: Aber ſo ſehr als er ſchrye vnnd ſich verfluchte/ ſo wenig wurde es geachtet: Dann der Commiſſarius vnd der gemeine allda vmbherſte- hende vnd zuhoͤrende Poͤbel ſchryen jhn auß vor ei- nen loſen Mann/ vnd gabe der Commiſſarius dem Adraſto das Gelt in ſeine Haͤnde/ welcher jhm die Saͤck wolte laſſen/ auff daß er auch mit den Wechs- ler moͤchte zu thun bekommen: uͤberꝛedet alſo Adra- ſtus das Volck/ was er ſelber wolte. Vnd ſehet/ alſo hat Adraſtus nun dieſen Wechßler vor aller Welt Augen betrogen/ vnd jm argliſtiger weiſe ſein Gelt hinweg geſtolen. Ich muͤſte ſehr viel Zeit haben/ wann ich alle die argliſtige Diebſtuͤck/ welche er zu Paris vnd in vie- len andern Staͤtten in Franckreich hat begangen/ ſolte erzehlen: Da iſt kein Ort/ kein End/ da er nicht etliche Merck vnd Gedenck zeichen ſeiner Dieberey vnd boßheit hinder ſich hat gelaſſen: Aber wie alle Suͤnde vnd Laſter entweder bald oder langſam von Gott geſtraffet werden/ vnd ein ende nehmen/ alſo/ nach dem Naucles auß ſeines Herꝛn/ deß Wechß- lers Hauſe/ ſich hinweg gemacht/ vnd jhm vorge- nommen hatte/ das Land durchzuſtreichen: Wur- de er zu Senlis, da er etliche Beutel abgeſchnitten hatte/ gefangen vnd durch eine Appellation/ welche wider jhn ware vorgenommen/ hieher in dieſe Statt Paris gefuͤhret/ da dann nach gnugſamer vorge- gangener Examinirung befunden wurde/ daß er bey fuͤnff vnnd ſechs groſſen begangenen Rauben ware geweſen: Wurde hierauff von der Obtigkeit zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/263
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/263>, abgerufen am 27.11.2024.