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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Beutelschneider/ oder
vnd Freundschafft mit einem Italiener/ vnnd ge-
wanne sehr viel bey seinem wechselen: Aber es ware
der Wucher/ gleichsam also zu reden/ mit jhme ge-
boren/ daß man jhm allzeit doppelt so viel/ als an-
dern muste bezahlen/ vnnd durch seine arglistige
Practicken gewonne er allzeit die halbe Summa/
so er einem liehe.

Es hatte schon vor der Zeit die gantze Brüder-
schafft der Beutelschneider all jhre Kräfften/ Sinn
vnnd Verstandt daran gestreck et/ wie sie jhm doch
beykommen möchten: Aber er ware jnen allezeit zu-
verschlagen vnd fielen jnen alle jre Anschläg wider
in den Brunnen Er machte es wie die Hirsche/
welche den Hunden/ so sie verfolgen/ auch wider-
umb Stösse mit jren Hörnern geben/ das ist/ spot-
ten jrer vnd jrer Verfolgung.

Als aber dieses dem Adrasto/ welcher auß Ita-
lien frisch ware ankommen/ vorkame/ setzet er jhm
vor bey sich selbsten/ er wolte den Anschlag inns
Werck setzen vnnd sehen/ daß er diesem Wechßler
ein stattliches anschmitzete: Aber es gehörete gu-
te Zeit darzu/ den Sachen recht vnnd wol nach zu-
dencken.

Was thut aber Adrastus? Vnnd wie stellet Er
seine Sach an? Er sihet/ daß er einen feinen Jun-
gen Menschen/ welcher von ehrlichen Eltern vnnd
Herkommens war bringet zu dem gedachten Wechß-
ler/ daß er bey jme solte dienen: Dann sonsten hette
er diesem Wechßler nicht beykommen können: Der-
selbige junge Mensch hielte sich nun so wol bey dem
gedachten Wechßler/ daß er jhme all seine Brieff/

seine

Beutelſchneider/ oder
vnd Freundſchafft mit einem Italiener/ vnnd ge-
wanne ſehr viel bey ſeinem wechſelen: Aber es ware
der Wucher/ gleichſam alſo zu reden/ mit jhme ge-
boren/ daß man jhm allzeit doppelt ſo viel/ als an-
dern muſte bezahlen/ vnnd durch ſeine argliſtige
Practicken gewonne er allzeit die halbe Summa/
ſo er einem liehe.

Es hatte ſchon vor der Zeit die gantze Bruͤder-
ſchafft der Beutelſchneider all jhre Kraͤfften/ Sinn
vnnd Verſtandt daran geſtreck et/ wie ſie jhm doch
beykommen moͤchten: Aber er ware jnen allezeit zu-
verſchlagen vnd fielen jnen alle jre Anſchlaͤg wider
in den Brunnen Er machte es wie die Hirſche/
welche den Hunden/ ſo ſie verfolgen/ auch wider-
umb Stoͤſſe mit jren Hoͤrnern geben/ das iſt/ ſpot-
ten jrer vnd jrer Verfolgung.

Als aber dieſes dem Adraſto/ welcher auß Ita-
lien friſch ware ankommen/ vorkame/ ſetzet er jhm
vor bey ſich ſelbſten/ er wolte den Anſchlag inns
Werck ſetzen vnnd ſehen/ daß er dieſem Wechßler
ein ſtattliches anſchmitzete: Aber es gehoͤrete gu-
te Zeit darzu/ den Sachen recht vnnd wol nach zu-
dencken.

Was thut aber Adraſtus? Vnnd wie ſtellet Er
ſeine Sach an? Er ſihet/ daß er einen feinen Jun-
gen Menſchen/ welcher von ehrlichen Eltern vnnd
Herkom̃ens war bringet zu dem gedachten Wechß-
ler/ daß er bey jme ſolte dienen: Dann ſonſten hette
er dieſem Wechßler nicht beykommen koͤnnen: Der-
ſelbige junge Menſch hielte ſich nun ſo wol bey dem
gedachten Wechßler/ daß er jhme all ſeine Brieff/

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[232/0242] Beutelſchneider/ oder vnd Freundſchafft mit einem Italiener/ vnnd ge- wanne ſehr viel bey ſeinem wechſelen: Aber es ware der Wucher/ gleichſam alſo zu reden/ mit jhme ge- boren/ daß man jhm allzeit doppelt ſo viel/ als an- dern muſte bezahlen/ vnnd durch ſeine argliſtige Practicken gewonne er allzeit die halbe Summa/ ſo er einem liehe. Es hatte ſchon vor der Zeit die gantze Bruͤder- ſchafft der Beutelſchneider all jhre Kraͤfften/ Sinn vnnd Verſtandt daran geſtreck et/ wie ſie jhm doch beykommen moͤchten: Aber er ware jnen allezeit zu- verſchlagen vnd fielen jnen alle jre Anſchlaͤg wider in den Brunnen Er machte es wie die Hirſche/ welche den Hunden/ ſo ſie verfolgen/ auch wider- umb Stoͤſſe mit jren Hoͤrnern geben/ das iſt/ ſpot- ten jrer vnd jrer Verfolgung. Als aber dieſes dem Adraſto/ welcher auß Ita- lien friſch ware ankommen/ vorkame/ ſetzet er jhm vor bey ſich ſelbſten/ er wolte den Anſchlag inns Werck ſetzen vnnd ſehen/ daß er dieſem Wechßler ein ſtattliches anſchmitzete: Aber es gehoͤrete gu- te Zeit darzu/ den Sachen recht vnnd wol nach zu- dencken. Was thut aber Adraſtus? Vnnd wie ſtellet Er ſeine Sach an? Er ſihet/ daß er einen feinen Jun- gen Menſchen/ welcher von ehrlichen Eltern vnnd Herkom̃ens war bringet zu dem gedachten Wechß- ler/ daß er bey jme ſolte dienen: Dann ſonſten hette er dieſem Wechßler nicht beykommen koͤnnen: Der- ſelbige junge Menſch hielte ſich nun ſo wol bey dem gedachten Wechßler/ daß er jhme all ſeine Brieff/ ſeine

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/242>, abgerufen am 18.05.2024.