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Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

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Diebshistorten/ das II. Buch.
mit er solchen Sünden grewel/ nit dörffte ansehen/
die gestirne/ welche mit einem freundlichen vnd lieb-
lichen Auge die Erden ansahen vnd sie jrer Stra-
len vnud heimlichen wirckunge geniessen liessen/
wurden darüber finster vnd trawrig vnd wann der
Mond zu der zeit bey vns hette geschienen/ so hette
diese vnmenschliche Teufflische that von jhm seine
schönheit benommen vnd in eine grosse Finsternuß
eingewickelt. Als nun Aminte diese blutgierige
schreckliche That außgerichtet hatte/ lest er die Thür
am Gefängnuß offen steyen/ sihet seinem Laqueyen
nach/ welcher den armen Cörper in das heimliche
Gemach wirffet/ vnnd leget sich in seines Herrn
Kammer darauff schlaffen/ welches dann der an-
fang solches trawrigen Spiels ist gewesen.

Aminte wolte auch hierauff schlaffen/ aber es
wolte jhm der Schlaff gar nicht in die Angen kom-
men/ dann die gantze Nacht wurde er inn seinem
Hertzen vnd Gewissen geängstiget: Wie er sich be-
sorgete/ sein begangener Meuchelmord möchte of-
fenbar werden? Also schwebete er die gantze Nacht
in grosser Forcht vnd bangigkeit: Dann es deuch-
te jhn/ seines ermordeten Dieners gestalt vnd An-
gesicht stehe vor jhm vnd schreye Rach wegen seines
todtes: Ja es deuchte jhn/ sein Diener stünde vor
seinem Bett vnd fienge überlaut an zu schreyen/ de-
rohalben so wurde er darüber so toll vnd vnsinnig/
daß er jhm vornahme/ er wolte seinen Laqueyen/ als
welcher darbey ware gewesen/ auch opffern/ damit
die That desto besser möchte verschwiegen bleiben.

Aber/ es ist eine gantz vergebliche Arbeit/ du vn-

mensch,

Diebshiſtorten/ das II. Buch.
mit er ſolchen Suͤnden grewel/ nit doͤrffte anſehen/
die geſtirne/ welche mit einem freundlichen vñ lieb-
lichen Auge die Erden anſahen vnd ſie jrer Stra-
len vnud heimlichen wirckunge genieſſen lieſſen/
wurden daruͤber finſter vnd trawrig vnd wann der
Mond zu der zeit bey vns hette geſchienen/ ſo hette
dieſe vnmenſchliche Teuffliſche that von jhm ſeine
ſchoͤnheit benommen vnd in eine groſſe Finſternuß
eingewickelt. Als nun Aminte dieſe blutgierige
ſchreckliche That außgerichtet hatte/ leſt er die Thuͤr
am Gefaͤngnuß offen ſteyen/ ſihet ſeinem Laqueyen
nach/ welcher den armen Coͤrper in das heimliche
Gemach wirffet/ vnnd leget ſich in ſeines Herꝛn
Kammer darauff ſchlaffen/ welches dann der an-
fang ſolches trawrigen Spiels iſt geweſen.

Aminte wolte auch hierauff ſchlaffen/ aber es
wolte jhm der Schlaff gar nicht in die Angen kom-
men/ dann die gantze Nacht wurde er inn ſeinem
Hertzen vnd Gewiſſen geaͤngſtiget: Wie er ſich be-
ſorgete/ ſein begangener Meuchelmord moͤchte of-
fenbar werden? Alſo ſchwebete er die gantze Nacht
in groſſer Forcht vnd bangigkeit: Dann es deuch-
te jhn/ ſeines ermordeten Dieners geſtalt vnd An-
geſicht ſtehe vor jhm vnd ſchꝛeye Rach wegen ſeines
todtes: Ja es deuchte jhn/ ſein Diener ſtuͤnde vor
ſeinem Bett vnd fienge uͤberlaut an zu ſchreyen/ de-
rohalben ſo wurde er daruͤber ſo toll vnd vnſinnig/
daß er jhm vornahme/ er wolte ſeinen Laqueyen/ als
welcher darbey ware geweſen/ auch opffern/ damit
die That deſto beſſer moͤchte verſchwiegen bleiben.

Aber/ es iſt eine gantz vergebliche Arbeit/ du vn-

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[143/0153] Diebshiſtorten/ das II. Buch. mit er ſolchen Suͤnden grewel/ nit doͤrffte anſehen/ die geſtirne/ welche mit einem freundlichen vñ lieb- lichen Auge die Erden anſahen vnd ſie jrer Stra- len vnud heimlichen wirckunge genieſſen lieſſen/ wurden daruͤber finſter vnd trawrig vnd wann der Mond zu der zeit bey vns hette geſchienen/ ſo hette dieſe vnmenſchliche Teuffliſche that von jhm ſeine ſchoͤnheit benommen vnd in eine groſſe Finſternuß eingewickelt. Als nun Aminte dieſe blutgierige ſchreckliche That außgerichtet hatte/ leſt er die Thuͤr am Gefaͤngnuß offen ſteyen/ ſihet ſeinem Laqueyen nach/ welcher den armen Coͤrper in das heimliche Gemach wirffet/ vnnd leget ſich in ſeines Herꝛn Kammer darauff ſchlaffen/ welches dann der an- fang ſolches trawrigen Spiels iſt geweſen. Aminte wolte auch hierauff ſchlaffen/ aber es wolte jhm der Schlaff gar nicht in die Angen kom- men/ dann die gantze Nacht wurde er inn ſeinem Hertzen vnd Gewiſſen geaͤngſtiget: Wie er ſich be- ſorgete/ ſein begangener Meuchelmord moͤchte of- fenbar werden? Alſo ſchwebete er die gantze Nacht in groſſer Forcht vnd bangigkeit: Dann es deuch- te jhn/ ſeines ermordeten Dieners geſtalt vnd An- geſicht ſtehe vor jhm vnd ſchꝛeye Rach wegen ſeines todtes: Ja es deuchte jhn/ ſein Diener ſtuͤnde vor ſeinem Bett vnd fienge uͤberlaut an zu ſchreyen/ de- rohalben ſo wurde er daruͤber ſo toll vnd vnſinnig/ daß er jhm vornahme/ er wolte ſeinen Laqueyen/ als welcher darbey ware geweſen/ auch opffern/ damit die That deſto beſſer moͤchte verſchwiegen bleiben. Aber/ es iſt eine gantz vergebliche Arbeit/ du vn- menſch,

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Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/153>, abgerufen am 18.05.2024.