Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Dibshistorien/ das II. Buch.
et den Schultheissen vnd die Stattknecht/ daß sie
ohne einige Vrsach (den Aminte nit zu erzürnen)
jn haben Gesänglich eingezogen.

Nach dem nun dieser Diener ware in das Ge-
fängnuß gesetzet/ hatte schon Aminte erlaget ein
stück von dem das sein Hertz gewünschet hatte. A-
ber das ist noch nicht alles: Dann er will lieber sei-
nen Diener Todt als lebendig sehen: Er bedencket
sich auff mittel vnd Weg/ wie er doch deß Dieners
möge loß werden vnnd hinrichten? Aber er kan
nichts erdencken/ vnd dardurch er jme nit zugleich
ein Argwohn zuziehe: Dann solte er jhn inn dem
Gefängnuß gewaltthätiger weise vmbringen: das
wolte sich nicht schicken: dann da hette jederman
gesagt: es were auß feindschafft geschehen: Solte er
jhm dann mit Gifft vergeben/ das wolte sich aller-
dings auch nicht zu gar wol schicken/ dann er hatte
sorg/ es würde nicht angehen/ der Diener würde
jhm nicht getrawen.

Endlich aber so nimmet er dieses verrähterische
böse mittel an die Hand/ daß er jhn wil im Gefäng-
nuß erwürgen/ daß es kein Mensch jnnen werde.
Ich bitte euch/ jr wöllet diese Historien mit fleiß le-
sen/ vielmehr zu dem ende/ daß/ nach dem jhr diesel-
bige werdet gelesen haben/ jhr solches meineydiges
Stück verfluchet/ vnd ein Abschewen darvor ha-
bet/ als daß jhr derselbigen viel gedencket.

Er läst seinen Gärtner zu jhm kommen vnd sa-
get zu jhm: Er sol machen/ daß er morgends vmb
fünff Vhr fertig sey: Dann er wolle jhn dreyssig
Meil Wegs hinweg schicken zu einem vornehmen

Her-

Dibshiſtorien/ das II. Buch.
et den Schultheiſſen vnd die Stattknecht/ daß ſie
ohne einige Vrſach (den Aminte nit zu erzuͤrnen)
jn haben Geſaͤnglich eingezogen.

Nach dem nun dieſer Diener ware in das Ge-
faͤngnuß geſetzet/ hatte ſchon Aminte erlaget ein
ſtuͤck von dem das ſein Hertz gewuͤnſchet hatte. A-
ber das iſt noch nicht alles: Dann er will lieber ſei-
nen Diener Todt als lebendig ſehen: Er bedencket
ſich auff mittel vnd Weg/ wie er doch deß Dieners
moͤge loß werden vnnd hinrichten? Aber er kan
nichts erdencken/ vnd dardurch er jme nit zugleich
ein Argwohn zuziehe: Dann ſolte er jhn inn dem
Gefaͤngnuß gewaltthaͤtiger weiſe vmbringen: das
wolte ſich nicht ſchicken: dann da hette jederman
geſagt: es were auß feindſchafft geſchehen: Solte er
jhm dann mit Gifft vergeben/ das wolte ſich aller-
dings auch nicht zu gar wol ſchicken/ dann er hatte
ſorg/ es wuͤrde nicht angehen/ der Diener wuͤrde
jhm nicht getrawen.

Endlich aber ſo nimmet er dieſes verꝛaͤhteriſche
boͤſe mittel an die Hand/ daß er jhn wil im Gefaͤng-
nuß erwuͤrgen/ daß es kein Menſch jnnen werde.
Ich bitte euch/ jr woͤllet dieſe Hiſtorien mit fleiß le-
ſen/ vielmehr zu dem ende/ daß/ nach dem jhr dieſel-
bige werdet geleſen haben/ jhr ſolches meineydiges
Stuͤck verfluchet/ vnd ein Abſchewen darvor ha-
bet/ als daß jhr derſelbigen viel gedencket.

Er laͤſt ſeinen Gaͤrtner zu jhm kommen vnd ſa-
get zu jhm: Er ſol machen/ daß er morgends vmb
fuͤnff Vhr fertig ſey: Dann er wolle jhn dreyſſig
Meil Wegs hinweg ſchicken zu einem vornehmen

Her-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0147" n="137"/><fw place="top" type="header">Dibshi&#x017F;torien/ das <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</fw><lb/>
et den Schulthei&#x017F;&#x017F;en vnd die Stattknecht/ daß &#x017F;ie<lb/>
ohne einige Vr&#x017F;ach (den Aminte nit zu erzu&#x0364;rnen)<lb/>
jn haben Ge&#x017F;a&#x0364;nglich eingezogen.</p><lb/>
          <p>Nach dem nun die&#x017F;er Diener ware in das Ge-<lb/>
fa&#x0364;ngnuß ge&#x017F;etzet/ hatte &#x017F;chon Aminte erlaget ein<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ck von dem das &#x017F;ein Hertz gewu&#x0364;n&#x017F;chet hatte. A-<lb/>
ber das i&#x017F;t noch nicht alles: Dann er will lieber &#x017F;ei-<lb/>
nen Diener Todt als lebendig &#x017F;ehen: Er bedencket<lb/>
&#x017F;ich auff mittel vnd Weg/ wie er doch deß Dieners<lb/>
mo&#x0364;ge loß werden vnnd hinrichten? Aber er kan<lb/>
nichts erdencken/ vnd dardurch er jme nit zugleich<lb/>
ein Argwohn zuziehe: Dann &#x017F;olte er jhn inn dem<lb/>
Gefa&#x0364;ngnuß gewalttha&#x0364;tiger wei&#x017F;e vmbringen: das<lb/>
wolte &#x017F;ich nicht &#x017F;chicken: dann da hette jederman<lb/>
ge&#x017F;agt: es were auß feind&#x017F;chafft ge&#x017F;chehen: Solte er<lb/>
jhm dann mit Gifft vergeben/ das wolte &#x017F;ich aller-<lb/>
dings auch nicht zu gar wol &#x017F;chicken/ dann er hatte<lb/>
&#x017F;org/ es wu&#x0364;rde nicht angehen/ der Diener wu&#x0364;rde<lb/>
jhm nicht getrawen.</p><lb/>
          <p>Endlich aber &#x017F;o nimmet er die&#x017F;es ver&#xA75B;a&#x0364;hteri&#x017F;che<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e mittel an die Hand/ daß er jhn wil im Gefa&#x0364;ng-<lb/>
nuß erwu&#x0364;rgen/ daß es kein Men&#x017F;ch jnnen werde.<lb/>
Ich bitte euch/ jr wo&#x0364;llet die&#x017F;e Hi&#x017F;torien mit fleiß le-<lb/>
&#x017F;en/ vielmehr zu dem ende/ daß/ nach dem jhr die&#x017F;el-<lb/>
bige werdet gele&#x017F;en haben/ jhr &#x017F;olches meineydiges<lb/>
Stu&#x0364;ck verfluchet/ vnd ein Ab&#x017F;chewen darvor ha-<lb/>
bet/ als daß jhr der&#x017F;elbigen viel gedencket.</p><lb/>
          <p>Er la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;einen Ga&#x0364;rtner zu jhm kommen vnd &#x017F;a-<lb/>
get zu jhm: Er &#x017F;ol machen/ daß er morgends vmb<lb/>
fu&#x0364;nff Vhr fertig &#x017F;ey: Dann er wolle jhn drey&#x017F;&#x017F;ig<lb/>
Meil Wegs hinweg &#x017F;chicken zu einem vornehmen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Her-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0147] Dibshiſtorien/ das II. Buch. et den Schultheiſſen vnd die Stattknecht/ daß ſie ohne einige Vrſach (den Aminte nit zu erzuͤrnen) jn haben Geſaͤnglich eingezogen. Nach dem nun dieſer Diener ware in das Ge- faͤngnuß geſetzet/ hatte ſchon Aminte erlaget ein ſtuͤck von dem das ſein Hertz gewuͤnſchet hatte. A- ber das iſt noch nicht alles: Dann er will lieber ſei- nen Diener Todt als lebendig ſehen: Er bedencket ſich auff mittel vnd Weg/ wie er doch deß Dieners moͤge loß werden vnnd hinrichten? Aber er kan nichts erdencken/ vnd dardurch er jme nit zugleich ein Argwohn zuziehe: Dann ſolte er jhn inn dem Gefaͤngnuß gewaltthaͤtiger weiſe vmbringen: das wolte ſich nicht ſchicken: dann da hette jederman geſagt: es were auß feindſchafft geſchehen: Solte er jhm dann mit Gifft vergeben/ das wolte ſich aller- dings auch nicht zu gar wol ſchicken/ dann er hatte ſorg/ es wuͤrde nicht angehen/ der Diener wuͤrde jhm nicht getrawen. Endlich aber ſo nimmet er dieſes verꝛaͤhteriſche boͤſe mittel an die Hand/ daß er jhn wil im Gefaͤng- nuß erwuͤrgen/ daß es kein Menſch jnnen werde. Ich bitte euch/ jr woͤllet dieſe Hiſtorien mit fleiß le- ſen/ vielmehr zu dem ende/ daß/ nach dem jhr dieſel- bige werdet geleſen haben/ jhr ſolches meineydiges Stuͤck verfluchet/ vnd ein Abſchewen darvor ha- bet/ als daß jhr derſelbigen viel gedencket. Er laͤſt ſeinen Gaͤrtner zu jhm kommen vnd ſa- get zu jhm: Er ſol machen/ daß er morgends vmb fuͤnff Vhr fertig ſey: Dann er wolle jhn dreyſſig Meil Wegs hinweg ſchicken zu einem vornehmen Her-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/147
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/147>, abgerufen am 05.12.2024.