Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Beutelschneider/ oder
Abends in diese Stattsohne eintzige Heller vnd
Pfenning kommen/ (dann auff dem Weg bin ich
beraubet worden) vnd habe mein Wames/ darin-
nen ich einen Brieff an euch habe/ in der Herberg
zum Pfand lassen müssen: derhalben jhr (könnet ja
meine Eltern wol) bitte ich euch/ jhr wöllet mir/
wann es euch beliebet/ zwo oder drey Cronen leyhen
ich wil hingehen mich ein wenig flicken lassen vnd
euch den Brieff bringen.

Dieser Kauffman/ als er von deß Mutio Vatter
höret reden/ beschweret er sich im geringsten nicht/
sondern gibt jhm so bald das Gelt/ das er begehret/
vielmehr daß er den Brieff/ welcher jhm solte zuste-
hen/ bekommen vnd lesen möchte/ als vmb anderer
Vrsachen willen Als nun Mutio diesen GOttes-
pfenning also erwischet hatte/ gehet hin auff dem
Grempelmarck/ lest sieh von der Fußsolen an biß
an das Haupt new kleiden: Vnnd als darnach bey
S Innocent vorüber gehet/ lest er einen Brieff in
dessen Vettern Namen wegen deß vermeintlich ge-
storbenen Bruders an den gedachten Kauffman
auff nachfolgende Weise schreiben.

An Herrn Charles Destampes/
Kauffman/ wohnend in der Harpf-
sen[unleserliches Material]ssen zu Paris

MEin vielgeliebter hertzlieber Enckel/ Es
ist mir hertzlich leyd/ daß ich euch für
dieses mahl mit einem solchen traurigen
Briefe grüssen/ vnd euch wegen deß Tods-
fals euers lieben Bruders/ welcher gar

plötz-

Beutelſchneider/ oder
Abends in dieſe Stattſohne eintzige Heller vnd
Pfenning kommen/ (dann auff dem Weg bin ich
beraubet worden) vnd habe mein Wames/ darin-
nen ich einen Brieff an euch habe/ in der Herberg
zum Pfand laſſen muͤſſen: derhalben jhr (koͤnnet ja
meine Eltern wol) bitte ich euch/ jhr woͤllet mir/
wann es euch beliebet/ zwo oder drey Cronen leyhen
ich wil hingehen mich ein wenig flicken laſſen vnd
euch den Brieff bringen.

Dieſer Kauffman/ als er von deß Mutio Vatter
hoͤret reden/ beſchweret er ſich im geringſten nicht/
ſondern gibt jhm ſo bald das Gelt/ das er begehret/
vielmehr daß er den Brieff/ welcher jhm ſolte zuſte-
hen/ bekommen vnd leſen moͤchte/ als vmb anderer
Vrſachen willen Als nun Mutio dieſen GOttes-
pfenning alſo erwiſchet hatte/ gehet hin auff dem
Grempelmarck/ leſt ſieh von der Fußſolen an biß
an das Haupt new kleiden: Vnnd als darnach bey
S Innocent voruͤber gehet/ leſt er einen Brieff in
deſſen Vettern Namen wegen deß vermeintlich ge-
ſtorbenen Bruders an den gedachten Kauffman
auff nachfolgende Weiſe ſchreiben.

An Herꝛn Charles Deſtampes/
Kauffman/ wohnend in der Harpf-
ſen[unleserliches Material]ſſen zu Paris

MEin vielgeliebter heꝛtzlieber Enckel/ Es
iſt mir hertzlich leyd/ daß ich euch fuͤr
dieſes mahl mit einem ſolchen traurigen
Briefe gruͤſſen/ vnd euch wegen deß Tods-
fals euers lieben Bruders/ welcher gar

ploͤtz-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0108" n="98"/><fw place="top" type="header">Beutel&#x017F;chneider/ oder</fw><lb/>
Abends in die&#x017F;e Statt&#x017F;ohne eintzige Heller vnd<lb/>
Pfenning kommen/ (dann auff dem Weg bin ich<lb/>
beraubet worden) vnd habe mein Wames/ darin-<lb/>
nen ich einen Brieff an euch habe/ in der Herberg<lb/>
zum Pfand la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: derhalben jhr (ko&#x0364;nnet ja<lb/>
meine Eltern wol) bitte ich euch/ jhr wo&#x0364;llet mir/<lb/>
wann es euch beliebet/ zwo oder drey Cronen leyhen<lb/>
ich wil hingehen mich ein wenig flicken la&#x017F;&#x017F;en vnd<lb/>
euch den Brieff bringen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er Kauffman/ als er von deß Mutio Vatter<lb/>
ho&#x0364;ret reden/ be&#x017F;chweret er &#x017F;ich im gering&#x017F;ten nicht/<lb/>
&#x017F;ondern gibt jhm &#x017F;o bald das Gelt/ das er begehret/<lb/>
vielmehr daß er den Brieff/ welcher jhm &#x017F;olte zu&#x017F;te-<lb/>
hen/ bekommen vnd le&#x017F;en mo&#x0364;chte/ als vmb anderer<lb/>
Vr&#x017F;achen willen Als nun Mutio die&#x017F;en GOttes-<lb/>
pfenning al&#x017F;o erwi&#x017F;chet hatte/ gehet hin auff dem<lb/>
Grempelmarck/ le&#x017F;t &#x017F;ieh von der Fuß&#x017F;olen an biß<lb/>
an das Haupt new kleiden: Vnnd als darnach bey<lb/>
S Innocent voru&#x0364;ber gehet/ le&#x017F;t er einen Brieff in<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Vettern Namen wegen deß vermeintlich ge-<lb/>
&#x017F;torbenen Bruders an den gedachten Kauffman<lb/>
auff nachfolgende Wei&#x017F;e &#x017F;chreiben.</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter" n="3">
                <head> <hi rendition="#c">An Her&#xA75B;n Charles De&#x017F;tampes/<lb/>
Kauffman/ wohnend in der Harpf-<lb/>
&#x017F;en<gap reason="illegible"/>&#x017F;&#x017F;en zu Paris</hi> </head><lb/>
                <p> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">M</hi>Ein vielgeliebter he&#xA75B;tzlieber Enckel/ Es<lb/>
i&#x017F;t mir hertzlich leyd/ daß ich euch fu&#x0364;r<lb/>
die&#x017F;es mahl mit einem &#x017F;olchen traurigen<lb/>
Briefe gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ vnd euch wegen deß Tods-<lb/>
fals euers lieben Bruders/ welcher gar</hi><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">plo&#x0364;tz-</hi> </fw><lb/>
                </p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0108] Beutelſchneider/ oder Abends in dieſe Stattſohne eintzige Heller vnd Pfenning kommen/ (dann auff dem Weg bin ich beraubet worden) vnd habe mein Wames/ darin- nen ich einen Brieff an euch habe/ in der Herberg zum Pfand laſſen muͤſſen: derhalben jhr (koͤnnet ja meine Eltern wol) bitte ich euch/ jhr woͤllet mir/ wann es euch beliebet/ zwo oder drey Cronen leyhen ich wil hingehen mich ein wenig flicken laſſen vnd euch den Brieff bringen. Dieſer Kauffman/ als er von deß Mutio Vatter hoͤret reden/ beſchweret er ſich im geringſten nicht/ ſondern gibt jhm ſo bald das Gelt/ das er begehret/ vielmehr daß er den Brieff/ welcher jhm ſolte zuſte- hen/ bekommen vnd leſen moͤchte/ als vmb anderer Vrſachen willen Als nun Mutio dieſen GOttes- pfenning alſo erwiſchet hatte/ gehet hin auff dem Grempelmarck/ leſt ſieh von der Fußſolen an biß an das Haupt new kleiden: Vnnd als darnach bey S Innocent voruͤber gehet/ leſt er einen Brieff in deſſen Vettern Namen wegen deß vermeintlich ge- ſtorbenen Bruders an den gedachten Kauffman auff nachfolgende Weiſe ſchreiben. An Herꝛn Charles Deſtampes/ Kauffman/ wohnend in der Harpf- ſen_ ſſen zu Paris MEin vielgeliebter heꝛtzlieber Enckel/ Es iſt mir hertzlich leyd/ daß ich euch fuͤr dieſes mahl mit einem ſolchen traurigen Briefe gruͤſſen/ vnd euch wegen deß Tods- fals euers lieben Bruders/ welcher gar ploͤtz-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/108
Zitationshilfe: Calvi, François de: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1627, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider02_1627/108>, abgerufen am 05.12.2024.