[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.Beutelschneider/ oder struction vnd Regel/ die sie vnfehlbarlich practici-ren solten: Daß/ wann sie entweder einen Kauff- mann oder sonsten eine vorneme Person/ bey wel- cher sie Gelt zu finden vermeineten/ antreffen/ so solten sie ein Geig oder Zitter nemen/ darauff spielen/ machen daß derselbige darnach muste dantzen/ vnd hernacher jhm den Beutel mit dem Gelt nemen. Welche Gewonheit vnd Regel sie dann hernacher bey allen jrem Rauben vnd Ste- len practicirten/ vnd in achtung namen: Dann wann sie von weitem einen vornemmen feinen Mann sahen daher kommen/ bey welchem sie eine gute Beut verhoffeten zu bekommen/ geselleten sie sich zu jhme/ liessen sich in allerley freundliche di- scurs mit jhm eyn/ vnd endlich name einer vnter jhnen eine Geyge/ oder Eyther in die Hand/ vnd fienge an zu spielen. So bald als nun jhr Gesellschafft auff der Cy- umber
Beutelſchneider/ oder ſtruction vnd Regel/ die ſie vnfehlbarlich practici-ren ſolten: Daß/ wann ſie entweder einen Kauff- mann oder ſonſten eine vorneme Perſon/ bey wel- cher ſie Gelt zu finden vermeineten/ antreffen/ ſo ſolten ſie ein Geig oder Zitter nemen/ darauff ſpielen/ machen daß derſelbige darnach muſte dantzen/ vnd hernacher jhm den Beutel mit dem Gelt nemen. Welche Gewonheit vnd Regel ſie dann hernacher bey allen jrem Rauben vnd Ste- len practicirten/ vnd in achtung namen: Dann wann ſie von weitem einen vornemmen feinen Mann ſahen daher kommen/ bey welchem ſie eine gute Beut verhoffeten zu bekommen/ geſelleten ſie ſich zu jhme/ lieſſen ſich in allerley freundliche di- ſcurs mit jhm eyn/ vnd endlich name einer vnter jhnen eine Geyge/ oder Eyther in die Hand/ vnd fienge an zu ſpielen. So bald als nun jhr Geſellſchafft auff der Cy- umber
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Beutelſchneider/ oder
ſtruction vnd Regel/ die ſie vnfehlbarlich practici-
ren ſolten: Daß/ wann ſie entweder einen Kauff-
mann oder ſonſten eine vorneme Perſon/ bey wel-
cher ſie Gelt zu finden vermeineten/ antreffen/ ſo
ſolten ſie ein Geig oder Zitter nemen/ darauff
ſpielen/ machen daß derſelbige darnach muſte
dantzen/ vnd hernacher jhm den Beutel mit dem
Gelt nemen. Welche Gewonheit vnd Regel ſie
dann hernacher bey allen jrem Rauben vnd Ste-
len practicirten/ vnd in achtung namen: Dann
wann ſie von weitem einen vornemmen feinen
Mann ſahen daher kommen/ bey welchem ſie eine
gute Beut verhoffeten zu bekommen/ geſelleten ſie
ſich zu jhme/ lieſſen ſich in allerley freundliche di-
ſcurs mit jhm eyn/ vnd endlich name einer vnter
jhnen eine Geyge/ oder Eyther in die Hand/ vnd
fienge an zu ſpielen.
So bald als nun jhr Geſellſchafft auff der Cy-
ther oder Geygen zu ſpielen anfienge/ da ſtelleten
ſich die andere in die Ordnung fuͤr die lange weil/
ja zur kurtzweil mit einander zu dantzen/ vnd zo-
gen den jenigen/ welchen ſie berauben wolten/ ent-
weder mit guten worten/ oder mit gewalt mitten
vnter ſie/ daß er auch mit dantzen muſte/ welcher
manchmals wider ſeines Hertzen willen dantzte/
ja welcher nachmals lieber einen Curanten an
ſtatt eines Galliarden hette gedantzet/ das iſt wel-
cher lieber darvon hette lauffen/ als dantzen moͤ-
gen: Aber ſie gaben jhm allzeit ſo wol achtung auff
die Garn/ daß er nicht entfliehen kondte. Vnd
wann ſie darnach lang/ wie die Bacchanten/ her-
umber
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