[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.Diebshistorien/ das I. Buch. vnd verachtete den guten Rath seiner Freunde:Welche als sie sahen/ daß er so gar eigensinnig war/ vnd jnen nit wolte folgen/ jn auch verliessen vnd sich ein wenig zu jhm hielten: Vnter dessen a- ber so vnterliesse er nit sich lustig zumachen/ vnnd hielte allzeit eine schöne Magd/ welcher er das hal- be Theil seines Bethe liehe vnnd wann er her- nach jhr das Bällichen hat auff geblasen/ vnd das Bäuchlein gefüllet/ gab er jr zwey oder drey hun- dert Kronen: Da kam dann ein armer einfältiger Tropff/ vnd kauffte Kuh vnd Kalb miteinander/ fragete auch nicht viel darnach/ wann schon seine Schewer voll war für der Seezeit/ wann er nur Gelt bekame/ ein kleines Krämlein darmit anzu- fangen. Boree war auch auff diese weise genarret wor- Aber wie gemeiniglich bey solchem Gelt kein Tag V iiij
Diebshiſtorien/ das I. Buch. vnd verachtete den guten Rath ſeiner Freunde:Welche als ſie ſahen/ daß er ſo gar eigenſinnig war/ vnd jnen nit wolte folgen/ jn auch verlieſſen vnd ſich ein wenig zu jhm hielten: Vnter deſſen a- ber ſo vnterlieſſe er nit ſich luſtig zumachen/ vnnd hielte allzeit eine ſchoͤne Magd/ welcher er das hal- be Theil ſeines Bethe liehe vnnd wann er her- nach jhr das Baͤllichen hat auff geblaſen/ vnd das Baͤuchlein gefuͤllet/ gab er jr zwey oder drey hun- dert Kronen: Da kam dann ein armer einfaͤltiger Tropff/ vnd kauffte Kuh vnd Kalb miteinander/ fragete auch nicht viel darnach/ wann ſchon ſeine Schewer voll war fuͤr der Seezeit/ wann er nur Gelt bekame/ ein kleines Kraͤmlein darmit anzu- fangen. Boree war auch auff dieſe weiſe genarꝛet wor- Aber wie gemeiniglich bey ſolchem Gelt kein Tag V iiij
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Diebshiſtorien/ das I. Buch.
vnd verachtete den guten Rath ſeiner Freunde:
Welche als ſie ſahen/ daß er ſo gar eigenſinnig
war/ vnd jnen nit wolte folgen/ jn auch verlieſſen
vnd ſich ein wenig zu jhm hielten: Vnter deſſen a-
ber ſo vnterlieſſe er nit ſich luſtig zumachen/ vnnd
hielte allzeit eine ſchoͤne Magd/ welcher er das hal-
be Theil ſeines Bethe liehe vnnd wann er her-
nach jhr das Baͤllichen hat auff geblaſen/ vnd das
Baͤuchlein gefuͤllet/ gab er jr zwey oder drey hun-
dert Kronen: Da kam dann ein armer einfaͤltiger
Tropff/ vnd kauffte Kuh vnd Kalb miteinander/
fragete auch nicht viel darnach/ wann ſchon ſeine
Schewer voll war fuͤr der Seezeit/ wann er nur
Gelt bekame/ ein kleines Kraͤmlein darmit anzu-
fangen.
Boree war auch auff dieſe weiſe genarꝛet wor-
den/ doch fragte er nichts darnach/ daß jhm ſein
Herꝛ den Weg gezeiget hatte/ weil er ſeines ſcha-
dens ergetzet wurde: Dann von ſeinem Herꝛn be-
kame er vier hundert Kronen zur Haußſtewer/ nit
allein wegen ſeiner trewen Dienſten/ ſo er ſeinem
Herꝛn lange zeit bewieſen hatte/ ſondern auch we-
gen ſeines Weibs/ welche deß Herꝛen Merinthe
Magd war geweſen.
Aber wie gemeiniglich bey ſolchem Gelt kein
Gluͤck oder Segen iſt/ vnd das Gut vnd Gelt/ ſo
von der lincken ſeiten herkommt/ nit auff die rech-
te ſeiten wil kommen: Alſo hatte Boree in kurtzer
Zeit alle ſolches Gelt/ mit einem hauffen Gottlo-
ſer leichtfertiger Voͤgel vnd Rauber/ durch die
Gurgel gejaget: Dann/ wie ich geſagt/ ſo lage er
Tag
V iiij
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