Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite
Beutelschneider/ oder

Postel wirfft das Hasenpanier auff/ vnd kom-
met wider gen Paris/ nimmet sein Herberg bey
einem frembden Edelmann in der Newstatt S.
Germain. Dieser Edelmann hatte nun zimlich
Gelt bey sich/ wie auch eine grosse guldene Kette/
vnd viel köstliche Ringe/ welche er gemeiniglich
antruge. Weil nun vnser Schuler/ Postel/ auch
ein Diebs Appetit zu solchen Ringen vnnd Gelt
bekame/ practicirte er es/ daß der frembde vom A-
del auff ein Zeit mit jhm an den Wald de Vin-
cenne spatziern gieng/ vnd als sie da mitten in den
Weingarten waren/ sprengete er jhn an/ fält vn-
versehener weiß über jhn/ hawet jhm zween Fin-
ger an der Hand ab/ gibt jhm mit seinem Dolch
zwen stick in den Rücken/ vnd meinet also/ er ha-
be jhn gantz Todt geschlagen: Nimpt darauff deß
frembden Edelmanns Gelt/ güldene Kette vnnd
die köstliche Ringe: Vnnd kompt darmit wider-
vmb in die Statt: Der frembde Edelmann/ wel-
cher sich in den Weingarten gestellet/ als wann er
gar Todt wer/ richtet sich wider auff/ vnd kreucht
so lang fort/ biß daß er inn eines Bawern Hauß
kommet/ der jhn auß Barmhertzigkeit auffnim-
met/ vnd mittel verschaffet/ daß er widerumb wird
geheilet.

Von dannen wird der Edelmann nach dem er
geheilt worden/ widerumb gen Paris geführet/
da er dann den Prevost del' Isle/ als desselbigen
Orts Obrigkeit/ läst zu sich kommen/ welchem er
alles erzehlet/ was jm mit solchem Postel war be-
genet/ beschreibet jn auch den Postel nach allen

vmb-
Beutelſchneider/ oder

Poſtel wirfft das Haſenpanier auff/ vnd kom-
met wider gen Paris/ nimmet ſein Herberg bey
einem frembden Edelmann in der Newſtatt S.
Germain. Dieſer Edelmann hatte nun zimlich
Gelt bey ſich/ wie auch eine groſſe guldene Kette/
vnd viel koͤſtliche Ringe/ welche er gemeiniglich
antruge. Weil nun vnſer Schuler/ Poſtel/ auch
ein Diebs Appetit zu ſolchen Ringen vnnd Gelt
bekame/ practicirte er es/ daß der frembde vom A-
del auff ein Zeit mit jhm an den Wald de Vin-
cenne ſpatziern gieng/ vnd als ſie da mitten in den
Weingarten waren/ ſprengete er jhn an/ faͤlt vn-
verſehener weiß uͤber jhn/ hawet jhm zween Fin-
ger an der Hand ab/ gibt jhm mit ſeinem Dolch
zwen ſtick in den Ruͤcken/ vnd meinet alſo/ er ha-
be jhn gantz Todt geſchlagen: Nimpt darauff deß
frembden Edelmanns Gelt/ guͤldene Kette vnnd
die koͤſtliche Ringe: Vnnd kompt darmit wider-
vmb in die Statt: Der frembde Edelmann/ wel-
cher ſich in den Weingarten geſtellet/ als wann er
gar Todt wer/ richtet ſich wider auff/ vnd kreucht
ſo lang fort/ biß daß er inn eines Bawern Hauß
kommet/ der jhn auß Barmhertzigkeit auffnim-
met/ vnd mittel veꝛſchaffet/ daß er wideꝛumb wiꝛd
geheilet.

Von dannen wird der Edelmann nach dem er
geheilt worden/ widerumb gen Paris gefuͤhret/
da er dann den Prevoſt del’ Isle/ als deſſelbigen
Orts Obrigkeit/ laͤſt zu ſich kommen/ welchem er
alles erzehlet/ was jm mit ſolchem Poſtel war be-
genet/ beſchreibet jn auch den Poſtel nach allen

vmb-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0254" n="242"/>
          <fw place="top" type="header">Beutel&#x017F;chneider/ oder</fw><lb/>
          <p>Po&#x017F;tel wirfft das Ha&#x017F;enpanier auff/ vnd kom-<lb/>
met wider gen Paris/ nimmet &#x017F;ein Herberg bey<lb/>
einem frembden Edelmann in der New&#x017F;tatt S.<lb/>
Germain. Die&#x017F;er Edelmann hatte nun zimlich<lb/>
Gelt bey &#x017F;ich/ wie auch eine gro&#x017F;&#x017F;e guldene Kette/<lb/>
vnd viel ko&#x0364;&#x017F;tliche Ringe/ welche er gemeiniglich<lb/>
antruge. Weil nun vn&#x017F;er Schuler/ Po&#x017F;tel/ auch<lb/>
ein Diebs Appetit zu &#x017F;olchen Ringen vnnd Gelt<lb/>
bekame/ practicirte er es/ daß der frembde vom A-<lb/>
del auff ein Zeit mit jhm an den Wald de Vin-<lb/>
cenne &#x017F;patziern gieng/ vnd als &#x017F;ie da mitten in den<lb/>
Weingarten waren/ &#x017F;prengete er jhn an/ fa&#x0364;lt vn-<lb/>
ver&#x017F;ehener weiß u&#x0364;ber jhn/ hawet jhm zween Fin-<lb/>
ger an der Hand ab/ gibt jhm mit &#x017F;einem Dolch<lb/>
zwen &#x017F;tick in den Ru&#x0364;cken/ vnd meinet al&#x017F;o/ er ha-<lb/>
be jhn gantz Todt ge&#x017F;chlagen: Nimpt darauff deß<lb/>
frembden Edelmanns Gelt/ gu&#x0364;ldene Kette vnnd<lb/>
die ko&#x0364;&#x017F;tliche Ringe: Vnnd kompt darmit wider-<lb/>
vmb in die Statt: Der frembde Edelmann/ wel-<lb/>
cher &#x017F;ich in den Weingarten ge&#x017F;tellet/ als wann er<lb/>
gar Todt wer/ richtet &#x017F;ich wider auff/ vnd kreucht<lb/>
&#x017F;o lang fort/ biß daß er inn eines Bawern Hauß<lb/>
kommet/ der jhn auß Barmhertzigkeit auffnim-<lb/>
met/ vnd mittel ve&#xA75B;&#x017F;chaffet/ daß er wide&#xA75B;umb wi&#xA75B;d<lb/>
geheilet.</p><lb/>
          <p>Von dannen wird der Edelmann nach dem er<lb/>
geheilt worden/ widerumb gen Paris gefu&#x0364;hret/<lb/>
da er dann den Prevo&#x017F;t del&#x2019; Isle/ als de&#x017F;&#x017F;elbigen<lb/>
Orts Obrigkeit/ la&#x0364;&#x017F;t zu &#x017F;ich kommen/ welchem er<lb/>
alles erzehlet/ was jm mit &#x017F;olchem Po&#x017F;tel war be-<lb/>
genet/ be&#x017F;chreibet jn auch den Po&#x017F;tel nach allen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vmb-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0254] Beutelſchneider/ oder Poſtel wirfft das Haſenpanier auff/ vnd kom- met wider gen Paris/ nimmet ſein Herberg bey einem frembden Edelmann in der Newſtatt S. Germain. Dieſer Edelmann hatte nun zimlich Gelt bey ſich/ wie auch eine groſſe guldene Kette/ vnd viel koͤſtliche Ringe/ welche er gemeiniglich antruge. Weil nun vnſer Schuler/ Poſtel/ auch ein Diebs Appetit zu ſolchen Ringen vnnd Gelt bekame/ practicirte er es/ daß der frembde vom A- del auff ein Zeit mit jhm an den Wald de Vin- cenne ſpatziern gieng/ vnd als ſie da mitten in den Weingarten waren/ ſprengete er jhn an/ faͤlt vn- verſehener weiß uͤber jhn/ hawet jhm zween Fin- ger an der Hand ab/ gibt jhm mit ſeinem Dolch zwen ſtick in den Ruͤcken/ vnd meinet alſo/ er ha- be jhn gantz Todt geſchlagen: Nimpt darauff deß frembden Edelmanns Gelt/ guͤldene Kette vnnd die koͤſtliche Ringe: Vnnd kompt darmit wider- vmb in die Statt: Der frembde Edelmann/ wel- cher ſich in den Weingarten geſtellet/ als wann er gar Todt wer/ richtet ſich wider auff/ vnd kreucht ſo lang fort/ biß daß er inn eines Bawern Hauß kommet/ der jhn auß Barmhertzigkeit auffnim- met/ vnd mittel veꝛſchaffet/ daß er wideꝛumb wiꝛd geheilet. Von dannen wird der Edelmann nach dem er geheilt worden/ widerumb gen Paris gefuͤhret/ da er dann den Prevoſt del’ Isle/ als deſſelbigen Orts Obrigkeit/ laͤſt zu ſich kommen/ welchem er alles erzehlet/ was jm mit ſolchem Poſtel war be- genet/ beſchreibet jn auch den Poſtel nach allen vmb-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/254
Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/254>, abgerufen am 24.11.2024.