Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.

Bild:
<< vorherige Seite

Diebshistorien/ Das I. Buch.
ren wol verwahret/ gehen sie alle drey/ doch einer
nach dem andern in die Kammer/ vnnd als der
Edelmann jhnen einen guten Morgen wil geben/
gaben sie jhm einen Schuß durch den Kopff hin-
durch daß er so bald dahin fähret vnd stirbet.

Sein Knecht/ als er sihet/ daß sein Herr todt
auff der Erden liget/ lauffet dem Fenster zu/ vnd
wil hinab in den Hof springen/ aber die zween an-
dere halten jhn/ vnd geben jhm auch ein Schuß/
daß er auch so bald darvon stirbet.

Als nun Alidor weiß/ daß der Mord ist gesche-
hen/ lest er sie werffen in einen Graben/ welcher in
einem Wald nicht weit von seinem Garten wa-
re/ vnd lest den Graben hernacher mit Erden wi-
der zu werffen: Vnd als nun etliche Tag vergan-
gen waren/ vnd niemands nichts von solchem be-
gangenen Mord wuste oder redete/ schickte Alidor
einen seiner Diener/ welcher den Mord begangen
hatte/ in die nechste Statt/ die beyde Pferd deß
hingerichten Edelmanns zu verkauffen: Aber Gott
der dessen begangenen Mord vngestraffet nicht
lange zeit wolte hingehen lassen/ verhänget vnd
schicket es/ daß eben ein Laquey/ (der von deß Er-
schlagenen Edelmanns Vatter ware außgeschi-
cket worden) wegen etlicher Geschäfften/ durch
diese Statt gehet/ auch zu allem Glück eben in
das Wirthshauß kommet/ da die jenige/ welche die
Pferd führeten/ eingekehret waren.

Der Laquey kennet so bald die Pferd/ vnd sihet/
daß sie seines Junckern Pferd seyn: Jedoch nimmt
er sich im geringsten dessen nicht an/ sondern frage

wol
L

Diebshiſtorien/ Das I. Buch.
ren wol verwahret/ gehen ſie alle drey/ doch einer
nach dem andern in die Kammer/ vnnd als der
Edelmann jhnen einen guten Moꝛgen wil geben/
gaben ſie jhm einen Schuß durch den Kopff hin-
durch daß er ſo bald dahin faͤhret vnd ſtirbet.

Sein Knecht/ als er ſihet/ daß ſein Herꝛ todt
auff der Erden liget/ lauffet dem Fenſter zu/ vnd
wil hinab in den Hof ſpringen/ aber die zween an-
dere halten jhn/ vnd geben jhm auch ein Schuß/
daß er auch ſo bald darvon ſtirbet.

Als nun Alidor weiß/ daß der Mord iſt geſche-
hen/ leſt er ſie werffen in einen Graben/ welcher in
einem Wald nicht weit von ſeinem Garten wa-
re/ vnd leſt den Graben hernacher mit Erden wi-
der zu werffen: Vnd als nun etliche Tag vergan-
gen waren/ vnd niemands nichts von ſolchem be-
gangenen Mord wuſte oder redete/ ſchickte Alidor
einen ſeiner Diener/ welcher den Mord begangen
hatte/ in die nechſte Statt/ die beyde Pferd deß
hingerichten Edelman̄s zu verkauffen: Aber Gott
der deſſen begangenen Mord vngeſtraffet nicht
lange zeit wolte hingehen laſſen/ verhaͤnget vnd
ſchicket es/ daß eben ein Laquey/ (der von deß Er-
ſchlagenen Edelmanns Vatter ware außgeſchi-
cket worden) wegen etlicher Geſchaͤfften/ durch
dieſe Statt gehet/ auch zu allem Gluͤck eben in
das Wirthshauß kommet/ da die jenige/ welche die
Pferd fuͤhreten/ eingekehret waren.

Der Laquey kennet ſo bald die Pferd/ vnd ſihet/
daß ſie ſeines Junckern Pferd ſeyn: Jedoch nim̄t
er ſich im geringſten deſſen nicht an/ ſondern frage

wol
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0165" n="153"/><fw place="top" type="header">Diebshi&#x017F;torien/ Das <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</fw><lb/>
ren wol verwahret/ gehen &#x017F;ie alle drey/ doch einer<lb/>
nach dem andern in die Kammer/ vnnd als der<lb/>
Edelmann jhnen einen guten Mo&#xA75B;gen wil geben/<lb/>
gaben &#x017F;ie jhm einen Schuß durch den Kopff hin-<lb/>
durch daß er &#x017F;o bald dahin fa&#x0364;hret vnd &#x017F;tirbet.</p><lb/>
          <p>Sein Knecht/ als er &#x017F;ihet/ daß &#x017F;ein Her&#xA75B; todt<lb/>
auff der Erden liget/ lauffet dem Fen&#x017F;ter zu/ vnd<lb/>
wil hinab in den Hof &#x017F;pringen/ aber die zween an-<lb/>
dere halten jhn/ vnd geben jhm auch ein Schuß/<lb/>
daß er auch &#x017F;o bald darvon &#x017F;tirbet.</p><lb/>
          <p>Als nun Alidor weiß/ daß der Mord i&#x017F;t ge&#x017F;che-<lb/>
hen/ le&#x017F;t er &#x017F;ie werffen in einen Graben/ welcher in<lb/>
einem Wald nicht weit von &#x017F;einem Garten wa-<lb/>
re/ vnd le&#x017F;t den Graben hernacher mit Erden wi-<lb/>
der zu werffen: Vnd als nun etliche Tag vergan-<lb/>
gen waren/ vnd niemands nichts von &#x017F;olchem be-<lb/>
gangenen Mord wu&#x017F;te oder redete/ &#x017F;chickte Alidor<lb/>
einen &#x017F;einer Diener/ welcher den Mord begangen<lb/>
hatte/ in die nech&#x017F;te Statt/ die beyde Pferd deß<lb/>
hingerichten Edelman&#x0304;s zu verkauffen: Aber Gott<lb/>
der de&#x017F;&#x017F;en begangenen Mord vnge&#x017F;traffet nicht<lb/>
lange zeit wolte hingehen la&#x017F;&#x017F;en/ verha&#x0364;nget vnd<lb/>
&#x017F;chicket es/ daß eben ein Laquey/ (der von deß Er-<lb/>
&#x017F;chlagenen Edelmanns Vatter ware außge&#x017F;chi-<lb/>
cket worden) wegen etlicher Ge&#x017F;cha&#x0364;fften/ durch<lb/>
die&#x017F;e Statt gehet/ auch zu allem Glu&#x0364;ck eben in<lb/>
das Wirthshauß kommet/ da die jenige/ welche die<lb/>
Pferd fu&#x0364;hreten/ eingekehret waren.</p><lb/>
          <p>Der Laquey kennet &#x017F;o bald die Pferd/ vnd &#x017F;ihet/<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;eines Junckern Pferd &#x017F;eyn: Jedoch nim&#x0304;t<lb/>
er &#x017F;ich im gering&#x017F;ten de&#x017F;&#x017F;en nicht an/ &#x017F;ondern frage<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">wol</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0165] Diebshiſtorien/ Das I. Buch. ren wol verwahret/ gehen ſie alle drey/ doch einer nach dem andern in die Kammer/ vnnd als der Edelmann jhnen einen guten Moꝛgen wil geben/ gaben ſie jhm einen Schuß durch den Kopff hin- durch daß er ſo bald dahin faͤhret vnd ſtirbet. Sein Knecht/ als er ſihet/ daß ſein Herꝛ todt auff der Erden liget/ lauffet dem Fenſter zu/ vnd wil hinab in den Hof ſpringen/ aber die zween an- dere halten jhn/ vnd geben jhm auch ein Schuß/ daß er auch ſo bald darvon ſtirbet. Als nun Alidor weiß/ daß der Mord iſt geſche- hen/ leſt er ſie werffen in einen Graben/ welcher in einem Wald nicht weit von ſeinem Garten wa- re/ vnd leſt den Graben hernacher mit Erden wi- der zu werffen: Vnd als nun etliche Tag vergan- gen waren/ vnd niemands nichts von ſolchem be- gangenen Mord wuſte oder redete/ ſchickte Alidor einen ſeiner Diener/ welcher den Mord begangen hatte/ in die nechſte Statt/ die beyde Pferd deß hingerichten Edelman̄s zu verkauffen: Aber Gott der deſſen begangenen Mord vngeſtraffet nicht lange zeit wolte hingehen laſſen/ verhaͤnget vnd ſchicket es/ daß eben ein Laquey/ (der von deß Er- ſchlagenen Edelmanns Vatter ware außgeſchi- cket worden) wegen etlicher Geſchaͤfften/ durch dieſe Statt gehet/ auch zu allem Gluͤck eben in das Wirthshauß kommet/ da die jenige/ welche die Pferd fuͤhreten/ eingekehret waren. Der Laquey kennet ſo bald die Pferd/ vnd ſihet/ daß ſie ſeines Junckern Pferd ſeyn: Jedoch nim̄t er ſich im geringſten deſſen nicht an/ ſondern frage wol L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/165
Zitationshilfe: [Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/calvi_beutelschneider01_1627/165>, abgerufen am 24.11.2024.