Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

Bild:
<< vorherige Seite

Der unglükliche Lieb- und Lebens Lauf/
des Unglükkes; oder zum Rosen Stok/ alle
Dörner des Ubels und Marter der gantzen
Welt hievor zubringen; so begehre Jch doch
darwider und über solchen Feund zu siegen/
keine andere Wafen/ als die liebe Gedult;
und diese Wafen versagen ihre Hülfe/ ei-
nem/ Sie darüm anflchenden Hertzen nicht:
Welches mich denn vor dem Streit mit
der Siegs Krohne beschenkt; weil Jch mein
gebeht/ solcher habhaft zu werden/ einig und
alleine absende. Wann Jch mier den Kreutz-
träger Job/ vor meine Augen stelle/ so er-
starre Jch/ zu sehen/ daß sein Leib auf eine so
niedrige Tafel/ alles Elendes gesätzet; hin-
gegen in eben selbiger Zeit/ sein Hertze auf
den höchsten Wipfel der Beständigkeit er-
höhet; da Er aller Gefahr/ (ungeacht Er
albereit biß über die Ohren darinnen/ inglei-
chen dem Unglük/ indehm Er schon euserst
vertieft/ und anderm Ungestimmen/ wie-
wohl in der mitten alles saus- und brausen-
den Sturmwindes) abgesaget und Trotz
beut. Du wirst mier vieleicht einstrenen/
daß in der gantzen Welt nicht mehr ein sol-
cher/ als dieser geduldige Job anzutreffen/
oder ein solcher gewesen sey: Aber/ hier-
auf werde Jch dier antworten: Es sey nicht
unmöglich/ daß dergleichen in der Welt un-
zehlich viel anzutreffen und/ förders gehend/
werde Jch dier andeuten/ daß es an nie-
mand/ als uns selbst seine Beständigkeit

und

Der ungluͤkliche Lieb- und Lebens Lauf/
des Ungluͤkkes; oder zum Roſen Stok/ alle
Doͤrner des Ůbels und Marter der gantzen
Welt hievor zubringen; ſo begehre Jch doch
darwider und uͤber ſolchen Feund zu ſiegen/
keine andere Wafen/ als die liebe Gedult;
und dieſe Wafen verſagen ihre Huͤlfe/ ei-
nem/ Sie daruͤm anflchenden Hertzen nicht:
Welches mich denn vor dem Streit mit
der Siegs Krohne beſchenkt; weil Jch mein
gebeht/ ſolcher habhaft zu werden/ einig und
alleine abſende. Wañ Jch mier den Kreutz-
traͤger Job/ vor meine Augen ſtelle/ ſo er-
ſtarre Jch/ zu ſéhen/ daß ſein Leib auf eine ſo
niedrige Tafel/ alles Elendes geſaͤtzet; hin-
gegen in ében ſelbiger Zeit/ ſein Hertze auf
den hoͤchſten Wipfel der Beſtaͤndigkeit er-
hoͤhet; da Er aller Gefahr/ (ungeacht Er
albereit biß uͤber die Ohren darinnen/ inglei-
chen dem Ungluͤk/ indehm Er ſchon euſerſt
vertieft/ und anderm Ungeſtimmen/ wie-
wohl in der mitten alles ſaus- und brauſen-
den Sturmwindes) abgeſaget und Trotz
beut. Du wirſt mier vieleicht einſtrenen/
daß in der gantzen Welt nicht mehr ein ſol-
cher/ als dieſer geduldige Job anzutreffen/
oder ein ſolcher geweſen ſey: Aber/ hier-
auf werde Jch dier antworten: Es ſey nicht
unmoͤglich/ daß dergleichen in der Welt un-
zehlich viel anzutreffen und/ foͤrders gehend/
werde Jch dier andeuten/ daß es an nie-
mand/ als uns ſelbſt ſeine Beſtaͤndigkeit

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0382" n="216"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der unglu&#x0364;kliche Lieb- und Lebens Lauf/</hi></fw><lb/>
des Unglu&#x0364;kkes; oder zum Ro&#x017F;en Stok/ alle<lb/>
Do&#x0364;rner des &#x016E;bels und Marter der gantzen<lb/>
Welt hievor zubringen; &#x017F;o begehre Jch doch<lb/>
darwider und u&#x0364;ber &#x017F;olchen Feund zu &#x017F;iegen/<lb/>
keine andere Wafen/ als die liebe Gedult;<lb/>
und die&#x017F;e Wafen ver&#x017F;agen ihre Hu&#x0364;lfe/ ei-<lb/>
nem/ Sie daru&#x0364;m anflchenden Hertzen nicht:<lb/>
Welches mich denn vor dem Streit mit<lb/>
der Siegs Krohne be&#x017F;chenkt; weil Jch mein<lb/>
gebeht/ &#x017F;olcher habhaft zu werden/ einig und<lb/>
alleine ab&#x017F;ende. Wan&#x0303; Jch mier den Kreutz-<lb/>
tra&#x0364;ger Job/ vor meine Augen &#x017F;telle/ &#x017F;o er-<lb/>
&#x017F;tarre Jch/ zu &#x017F;<hi rendition="#aq">é</hi>hen/ daß &#x017F;ein Leib auf eine &#x017F;o<lb/>
niedrige Tafel/ alles Elendes ge&#x017F;a&#x0364;tzet; hin-<lb/>
gegen in <hi rendition="#aq">é</hi>ben &#x017F;elbiger Zeit/ &#x017F;ein Hertze auf<lb/>
den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Wipfel der Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit er-<lb/>
ho&#x0364;het; da Er aller Gefahr/ (ungeacht Er<lb/>
albereit biß u&#x0364;ber die Ohren darinnen/ inglei-<lb/>
chen dem Unglu&#x0364;k/ indehm Er &#x017F;chon eu&#x017F;er&#x017F;t<lb/>
vertieft/ und anderm Unge&#x017F;timmen/ wie-<lb/>
wohl in der mitten alles &#x017F;aus- und brau&#x017F;en-<lb/>
den Sturmwindes) abge&#x017F;aget und Trotz<lb/>
beut. Du wir&#x017F;t mier vieleicht ein&#x017F;trenen/<lb/>
daß in der gantzen Welt nicht mehr ein &#x017F;ol-<lb/>
cher/ als die&#x017F;er geduldige Job anzutreffen/<lb/>
oder ein &#x017F;olcher gewe&#x017F;en &#x017F;ey: Aber/ hier-<lb/>
auf werde Jch dier antworten: Es &#x017F;ey nicht<lb/>
unmo&#x0364;glich/ daß dergleichen in der Welt un-<lb/>
zehlich viel anzutreffen und/ fo&#x0364;rders gehend/<lb/>
werde Jch dier andeuten/ daß es an nie-<lb/>
mand/ als uns &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0382] Der ungluͤkliche Lieb- und Lebens Lauf/ des Ungluͤkkes; oder zum Roſen Stok/ alle Doͤrner des Ůbels und Marter der gantzen Welt hievor zubringen; ſo begehre Jch doch darwider und uͤber ſolchen Feund zu ſiegen/ keine andere Wafen/ als die liebe Gedult; und dieſe Wafen verſagen ihre Huͤlfe/ ei- nem/ Sie daruͤm anflchenden Hertzen nicht: Welches mich denn vor dem Streit mit der Siegs Krohne beſchenkt; weil Jch mein gebeht/ ſolcher habhaft zu werden/ einig und alleine abſende. Wañ Jch mier den Kreutz- traͤger Job/ vor meine Augen ſtelle/ ſo er- ſtarre Jch/ zu ſéhen/ daß ſein Leib auf eine ſo niedrige Tafel/ alles Elendes geſaͤtzet; hin- gegen in ében ſelbiger Zeit/ ſein Hertze auf den hoͤchſten Wipfel der Beſtaͤndigkeit er- hoͤhet; da Er aller Gefahr/ (ungeacht Er albereit biß uͤber die Ohren darinnen/ inglei- chen dem Ungluͤk/ indehm Er ſchon euſerſt vertieft/ und anderm Ungeſtimmen/ wie- wohl in der mitten alles ſaus- und brauſen- den Sturmwindes) abgeſaget und Trotz beut. Du wirſt mier vieleicht einſtrenen/ daß in der gantzen Welt nicht mehr ein ſol- cher/ als dieſer geduldige Job anzutreffen/ oder ein ſolcher geweſen ſey: Aber/ hier- auf werde Jch dier antworten: Es ſey nicht unmoͤglich/ daß dergleichen in der Welt un- zehlich viel anzutreffen und/ foͤrders gehend/ werde Jch dier andeuten/ daß es an nie- mand/ als uns ſelbſt ſeine Beſtaͤndigkeit und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/382
Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/382>, abgerufen am 22.11.2024.