Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

Bild:
<< vorherige Seite

Seiner Buhlschaft Fortgang/
Diener erfoderte; Sie auch anzuführen/
mier zuliesse/ mit und neben der Versiche-
rung ihrer Wohlgewogenheit/ wo es an
dehm were/ daß Sie solches/ üm meinet wil-
len/ maßen Jch üm Sie/ hette. Hierauf er-
klärete Sie sich nach der Hand/ zusagende/
Sie wolte mier in gar kurtzer Zeit/ daß Jch
bey Jhr in hohem Wehrt und Obacht/ au-
genscheinlich zu erkennen. geben: Und weil
Jch mich auch/ mit so von bloßen Worten
versüßeten Erinnerungen/ nicht befriedigen
lassen wolte/ erteilete Sie mier durch
Schrifften so fest verbündlich/ daß Jch dar-
an nimmermehr zweifeln können oder sollen.

Alles gieng bishero wohl ab; aber/ auf
den Morgen gedachte Sie nicht mehr an
ihr getahnes Versprechen; sondern im Ge-
genteil verneinete Sie alles/ was Sie ver-
sprochen gehabt; ja/ Sie unterhielte und be-
legte mich mit solcher Strengigkeit/ daß
Jch/ liebster Freund/ gleichsam gezwungen
mier vorsatzte/ mich von ihrem Dienste zu
entlästigen/ und nimmermehr in dergleichen
Liebe/ wo das Unglük der eine Reu und
Leid/ aber Ausgang ist/ einzulassen. Jch
lobe deine unbeständige Art und Natur
höchlich; denn du liebest allezeit/ ob es wohl
an dehm/ daß du nicht liebest: der Zwek dei-
ner Liebe/ zielet zu keinem andern Ende/ als
deine Lust und Freude daran zu haben; wel-
ches denn von deinem unbeständigen Sinn

her-

Seiner Buhlſchaft Fortgang/
Diener erfoderte; Sie auch anzufuͤhren/
mier zúlieſſe/ mit und nében der Verſiche-
rung ihrer Wohlgewogenheit/ wo es an
dehm were/ daß Sie ſolches/ uͤm meinet wil-
len/ maßen Jch uͤm Sie/ hette. Hierauf er-
klaͤrete Sie ſich nach der Hand/ zúſagende/
Sie wolte mier in gar kurtzer Zeit/ daß Jch
bey Jhr in hóhem Wehrt und Obacht/ au-
genſcheinlich zu erkennen. gében: Und weil
Jch mich auch/ mit ſo von bloßen Worten
verſuͤßeten Erinnerungen/ nicht befriedigen
laſſen wolte/ erteilete Sie mier durch
Schrifften ſo feſt verbuͤndlich/ daß Jch dar-
an nimmermehr zweifeln koͤnnen oder ſollen.

Alles gieng bishéro wohl ab; aber/ auf
den Morgen gedachte Sie nicht mehr an
ihr getahnes Verſprechen; ſondern im Ge-
genteil verneinete Sie alles/ was Sie ver-
ſprochen gehabt; ja/ Sie unterhielte und be-
légte mich mit ſolcher Strengigkeit/ daß
Jch/ liebſter Freund/ gleichſam gezwungen
mier vorſatzte/ mich von ihrem Dienſte zu
entlaͤſtigen/ und nimmermehr in dergleichen
Liebe/ wo das Ungluͤk der eine Reu und
Leid/ aber Ausgang iſt/ einzulaſſen. Jch
lóbe deine unbeſtaͤndige Art und Natur
hoͤchlich; denn du liebeſt allezeit/ ob es wohl
an dehm/ daß du nicht liebeſt: der Zwek dei-
ner Liebe/ zielet zu keinem andern Ende/ als
deine Luſt und Freude daran zu haben; wel-
ches denn von deinem unbeſtaͤndigen Sinn

hér-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0372" n="206"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Seiner Buhl&#x017F;chaft Fortgang/</hi></fw><lb/>
Diener erfoderte; Sie auch anzufu&#x0364;hren/<lb/>
mier z<hi rendition="#aq">ú</hi>lie&#x017F;&#x017F;e/ mit und n<hi rendition="#aq">é</hi>ben der Ver&#x017F;iche-<lb/>
rung ihrer Wohlgewogenheit/ wo es an<lb/>
dehm were/ daß Sie &#x017F;olches/ u&#x0364;m meinet wil-<lb/>
len/ maßen Jch u&#x0364;m Sie/ hette. Hierauf er-<lb/>
kla&#x0364;rete Sie &#x017F;ich nach der Hand/ z<hi rendition="#aq">ú</hi>&#x017F;agende/<lb/>
Sie wolte mier in gar kurtzer Zeit/ daß Jch<lb/>
bey Jhr in h<hi rendition="#aq">ó</hi>hem Wehrt und Obacht/ au-<lb/>
gen&#x017F;cheinlich zu erkennen. g<hi rendition="#aq">é</hi>ben: Und weil<lb/>
Jch mich auch/ mit &#x017F;o von bloßen Worten<lb/>
ver&#x017F;u&#x0364;ßeten Erinnerungen/ nicht befriedigen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en wolte/ erteilete Sie mier durch<lb/>
Schrifften &#x017F;o fe&#x017F;t verbu&#x0364;ndlich/ daß Jch dar-<lb/>
an nimmermehr zweifeln ko&#x0364;nnen oder &#x017F;ollen.</p><lb/>
          <p>Alles gieng bish<hi rendition="#aq">é</hi>ro wohl ab; aber/ auf<lb/>
den Morgen gedachte Sie nicht mehr an<lb/>
ihr getahnes Ver&#x017F;prechen; &#x017F;ondern im Ge-<lb/>
genteil verneinete Sie alles/ was Sie ver-<lb/>
&#x017F;prochen gehabt; ja/ Sie unterhielte und be-<lb/>
l<hi rendition="#aq">é</hi>gte mich mit &#x017F;olcher Strengigkeit/ daß<lb/>
Jch/ lieb&#x017F;ter Freund/ gleich&#x017F;am gezwungen<lb/>
mier vor&#x017F;atzte/ mich von ihrem Dien&#x017F;te zu<lb/>
entla&#x0364;&#x017F;tigen/ und nimmermehr in dergleichen<lb/>
Liebe/ wo das Unglu&#x0364;k der eine Reu und<lb/>
Leid/ aber Ausgang i&#x017F;t/ einzula&#x017F;&#x017F;en. Jch<lb/>
l<hi rendition="#aq">ó</hi>be deine unbe&#x017F;ta&#x0364;ndige Art und Natur<lb/>
ho&#x0364;chlich; denn du liebe&#x017F;t allezeit/ ob es wohl<lb/>
an dehm/ daß du nicht liebe&#x017F;t: der Zwek dei-<lb/>
ner Liebe/ zielet zu keinem andern Ende/ als<lb/>
deine Lu&#x017F;t und Freude daran zu haben; wel-<lb/>
ches denn von deinem unbe&#x017F;ta&#x0364;ndigen Sinn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">h<hi rendition="#aq">é</hi>r-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0372] Seiner Buhlſchaft Fortgang/ Diener erfoderte; Sie auch anzufuͤhren/ mier zúlieſſe/ mit und nében der Verſiche- rung ihrer Wohlgewogenheit/ wo es an dehm were/ daß Sie ſolches/ uͤm meinet wil- len/ maßen Jch uͤm Sie/ hette. Hierauf er- klaͤrete Sie ſich nach der Hand/ zúſagende/ Sie wolte mier in gar kurtzer Zeit/ daß Jch bey Jhr in hóhem Wehrt und Obacht/ au- genſcheinlich zu erkennen. gében: Und weil Jch mich auch/ mit ſo von bloßen Worten verſuͤßeten Erinnerungen/ nicht befriedigen laſſen wolte/ erteilete Sie mier durch Schrifften ſo feſt verbuͤndlich/ daß Jch dar- an nimmermehr zweifeln koͤnnen oder ſollen. Alles gieng bishéro wohl ab; aber/ auf den Morgen gedachte Sie nicht mehr an ihr getahnes Verſprechen; ſondern im Ge- genteil verneinete Sie alles/ was Sie ver- ſprochen gehabt; ja/ Sie unterhielte und be- légte mich mit ſolcher Strengigkeit/ daß Jch/ liebſter Freund/ gleichſam gezwungen mier vorſatzte/ mich von ihrem Dienſte zu entlaͤſtigen/ und nimmermehr in dergleichen Liebe/ wo das Ungluͤk der eine Reu und Leid/ aber Ausgang iſt/ einzulaſſen. Jch lóbe deine unbeſtaͤndige Art und Natur hoͤchlich; denn du liebeſt allezeit/ ob es wohl an dehm/ daß du nicht liebeſt: der Zwek dei- ner Liebe/ zielet zu keinem andern Ende/ als deine Luſt und Freude daran zu haben; wel- ches denn von deinem unbeſtaͤndigen Sinn hér-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/372
Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/372>, abgerufen am 19.05.2024.