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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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An seine kranke Liebste.
Wind; weil Er albereit derer Angedächt-
nüs in Vergessenheit sätzende/ verlohren/
seine vorgedachte Liebhaberin und Gelieb-
te; und von nun an unglükselige Magd/
und unterwürfige Dienerin.

N. N.
141.
Eines Liebhabers Schreiben/ an
seine/ mit Krankheit begrif-
fene Liebste.
LJebste Freundin/

Wann auch die Allerschönsten ihre vor-
trefliche Schönheiten; und die Allervol-
kömlichsten ihre Tugenden neiden und has-
sen/ so ist dahero alles von dero Liebesrei-
tzung begriffen und gefangen. Die Schön-
heit selbst hat sich unter die Gewalt ihrer
feurigen und gunstreitzenden Blikken gele-
get/ auf solche Maß/ daß/ weil Sie itzo
Sie verwundet/ so entspringet solche einig
von den Wunden/ welche Sie selbiger zu-
vor albereit zugefüget/ die sich Jhr denn zur
volkömlichen Besitzung unter geben; hier-
durch gleubend/ daß in solcher Nüss- und
Gebrauchung Sie zugleich ihren Nahmen
verändern werden/ weil Sie durch Liebe/
vor das schönste/ und fast höchste Gut auf
dieser Erden gehalten wird/ als ist Sie

bei-

An ſeine kranke Liebſte.
Wind; weil Er albereit derer Angedaͤcht-
nuͤs in Vergeſſenheit ſaͤtzende/ verlohren/
ſeine vorgedachte Liebhaberin und Gelieb-
te; und von nun an ungluͤkſelige Magd/
und unterwuͤrfige Dienerin.

N. N.
141.
Eines Liebhabers Schreiben/ an
ſeine/ mit Krankheit begrif-
fene Liebſte.
LJebſte Freundin/

Wann auch die Allerſchoͤnſten ihre vor-
trefliche Schoͤnheiten; und die Allervol-
koͤmlichſten ihre Tugenden neiden und haſ-
ſen/ ſo iſt dahero alles von déro Liebesrei-
tzung begriffen und gefangen. Die Schoͤn-
heit ſelbſt hat ſich unter die Gewalt ihrer
feurigen und gunſtreitzenden Blikken gelé-
get/ auf ſolche Maß/ daß/ weil Sie itzo
Sie verwundet/ ſo entſpringet ſolche einig
von den Wunden/ welche Sie ſelbiger zu-
vor albereit zúgefuͤget/ die ſich Jhr denn zur
volkoͤmlichen Beſitzung unter gében; hier-
durch gleubend/ daß in ſolcher Nuͤſſ- und
Gebrauchung Sie zugleich ihren Nahmen
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vor das ſchoͤnſte/ und faſt hoͤchſte Gut auf
dieſer Erden gehalten wird/ als iſt Sie

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[168/0334] An ſeine kranke Liebſte. Wind; weil Er albereit derer Angedaͤcht- nuͤs in Vergeſſenheit ſaͤtzende/ verlohren/ ſeine vorgedachte Liebhaberin und Gelieb- te; und von nun an ungluͤkſelige Magd/ und unterwuͤrfige Dienerin. N. N. 141. Eines Liebhabers Schreiben/ an ſeine/ mit Krankheit begrif- fene Liebſte. LJebſte Freundin/ Wann auch die Allerſchoͤnſten ihre vor- trefliche Schoͤnheiten; und die Allervol- koͤmlichſten ihre Tugenden neiden und haſ- ſen/ ſo iſt dahero alles von déro Liebesrei- tzung begriffen und gefangen. Die Schoͤn- heit ſelbſt hat ſich unter die Gewalt ihrer feurigen und gunſtreitzenden Blikken gelé- get/ auf ſolche Maß/ daß/ weil Sie itzo Sie verwundet/ ſo entſpringet ſolche einig von den Wunden/ welche Sie ſelbiger zu- vor albereit zúgefuͤget/ die ſich Jhr denn zur volkoͤmlichen Beſitzung unter gében; hier- durch gleubend/ daß in ſolcher Nuͤſſ- und Gebrauchung Sie zugleich ihren Nahmen veraͤndern werden/ weil Sie durch Liebe/ vor das ſchoͤnſte/ und faſt hoͤchſte Gut auf dieſer Erden gehalten wird/ als iſt Sie bei-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/334>, abgerufen am 25.11.2024.