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Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652].

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Entschuldigung des Nichtbesuchens.
Tugendreiche/ Volkommene/
Schöne Frau/

Hoffentlich wird Sie mir wohl glauben
können/ daß Jch jenen ersten Brief mit ver-
soffeuem Verstande geschrieben/ wann Sie
diese nüchterne Buchstaben darneben hal-
ten wird: Jch habe nichts zur Antwort ge-
fehen/ daß Jch mit einem Worte verglei-
chen könte: Jch danke aber Derselben zum
allerschönsten/ daß Sie mich itzt so wohl be-
worten und erfreuen wollen/ nachdehm Jch
noch allezeit von meiner Unpäsligkeit be-
trübter als betrübt seyn mus/ und mich des
Artztes nicht begeben darf: wiewohl Jch
zwar etwas herüm gehen kan; so ist mier
doch das Reiten verbohten. Jch achte aber
nun meiner Krankheit so wenig als nichts/
weil mich Jhr Hertzfreund getröstet/ daß
Sie hoffentlich noch diese Woche herkom-
men möchte; so dann/ und ob Jch gleich
noch krank seyn werde/ wil Jch doch wohl
der Unpäßligkeit vergessen. Jch mus nicht
gerne vernehmen/ daß Sie mier so wenig
Glauben zuteilet; indehm Sie auch noch an
der Verwechselung ihres und meines lieben
Bändleins zweifelt; so ist doch gewies/ daß
in vergangener weile wohl zwey deroselben
zu solcher Sterbligkeit hetten gelangen kön-
nen: Jch wolte auch meinem letzten Ver-
sprechen nachgelebet haben/ wo ich nur die

Stra-
Entſchuldigung des Nichtbeſuchens.
Tugendreiche/ Volkommene/
Schoͤne Frau/

Hoffentlich wird Sie mir wohl glauben
koͤnnen/ daß Jch jénen erſten Brief mit ver-
ſoffeuem Verſtande geſchrieben/ wann Sie
dieſe nuͤchterne Búchſtaben darnében hal-
ten wird: Jch habe nichts zur Antwort ge-
féhen/ daß Jch mit einem Worte verglei-
chen koͤnte: Jch danke aber Dérſelben zum
allerſchoͤnſten/ daß Sie mich itzt ſo wohl be-
worten und erfreuen wollen/ nachdehm Jch
noch allezeit von meiner Unpaͤsligkeit be-
truͤbter als betruͤbt ſeyn mus/ und mich des
Artztes nicht begében darf: wiewohl Jch
zwar etwas heruͤm gehen kan; ſo iſt mier
doch das Reiten verbohten. Jch achte aber
nun meiner Krankheit ſo wenig als nichts/
weil mich Jhr Hertzfreund getroͤſtet/ daß
Sie hoffentlich noch dieſe Woche herkom-
men moͤchte; ſo dann/ und ob Jch gleich
noch krank ſeyn werde/ wil Jch doch wohl
der Unpaͤßligkeit vergeſſen. Jch mus nicht
gerne vernéhmen/ daß Sie mier ſo wenig
Glauben zuteilet; indehm Sie auch noch an
der Verwechſelung ihres und meines lieben
Baͤndleins zweifelt; ſo iſt doch gewies/ daß
in vergangener weile wohl zwey deroſelben
zu ſolcher Sterbligkeit hetten gelangen koͤn-
nen: Jch wolte auch meinem letzten Ver-
ſprechen nachgelébet haben/ wo ich nur die

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[116/0282] Entſchuldigung des Nichtbeſuchens. Tugendreiche/ Volkommene/ Schoͤne Frau/ Hoffentlich wird Sie mir wohl glauben koͤnnen/ daß Jch jénen erſten Brief mit ver- ſoffeuem Verſtande geſchrieben/ wann Sie dieſe nuͤchterne Búchſtaben darnében hal- ten wird: Jch habe nichts zur Antwort ge- féhen/ daß Jch mit einem Worte verglei- chen koͤnte: Jch danke aber Dérſelben zum allerſchoͤnſten/ daß Sie mich itzt ſo wohl be- worten und erfreuen wollen/ nachdehm Jch noch allezeit von meiner Unpaͤsligkeit be- truͤbter als betruͤbt ſeyn mus/ und mich des Artztes nicht begében darf: wiewohl Jch zwar etwas heruͤm gehen kan; ſo iſt mier doch das Reiten verbohten. Jch achte aber nun meiner Krankheit ſo wenig als nichts/ weil mich Jhr Hertzfreund getroͤſtet/ daß Sie hoffentlich noch dieſe Woche herkom- men moͤchte; ſo dann/ und ob Jch gleich noch krank ſeyn werde/ wil Jch doch wohl der Unpaͤßligkeit vergeſſen. Jch mus nicht gerne vernéhmen/ daß Sie mier ſo wenig Glauben zuteilet; indehm Sie auch noch an der Verwechſelung ihres und meines lieben Baͤndleins zweifelt; ſo iſt doch gewies/ daß in vergangener weile wohl zwey deroſelben zu ſolcher Sterbligkeit hetten gelangen koͤn- nen: Jch wolte auch meinem letzten Ver- ſprechen nachgelébet haben/ wo ich nur die Strá-

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Zitationshilfe: Butschky, Samuel von: Die Hochdeutsche Kantzeley. Breslau u. a., [1652], S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/butschky_kantzeley_1649/282>, abgerufen am 19.05.2024.