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Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775.

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I. Allgemeine Gebete.
Kinder ist die Verheissung, und aller die ferne
sind, welche GOtt unser HErr herzurufen wird:

und Paulus schreibet an Titum: Nach seiner
Barmherzigkeit hat er uns seelig gemacht durch
das Bad der Wiedergeburt und Erneurung des
heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat
reichlich über uns durch JEsum Christum unsern
Heiland, auf daß wir durch desselben Gnade ge-
recht und Erben würden des ewigen Lebens nach
der Hofnung.

O getreuer GOtt und Vater! wie ist Dein
Wort so mächtig auch an mir gewesen, daß ich
dadurch in der Taufe aus dem Tode in das Le-
ben versetzt worden bin, da ich kaum, als tod in
Sünden, in die Welt gebohren war. Dich hat
weder meine verächtliche Kindheit in den ersten
Tagen meines Lebens, noch der Mangel meines
Verstandes, noch meine Untüchtigkeit Dich sel-
ber darum zu bitten, gehindert, mir gnädig zu
seyn, mir die Sünden zu schenken und mich zum
Erbtheil der Heiligen im Licht
tüchtig zu machen;
sondern das hat Dein Wort gethan, das alles
geschaffen hat und auch neue Menschen schaffen
kann. Auf diß Wort Deines Befehls und Dei-
ner Verheissung
bin ich worden was ich bin, nem-
lich Dein Kind. Diß Wort ist meines Glaubens
Grund und mein Trost. Da hast Du mir gezei-
get, daß Du auch an den kleinsten Kindern über-
schwänglich thun könnest über alles was wir bit-
ten und verstehen können.

Im alten Testament hatte GOtt dem Abra-
ham
befohlen: Ein jegliches Knäblein, wenn es
acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden.
Er hatte
ihm dabey die Verheissung gegeben; es soll mir
ein ewiger Bund seyn, daß ich Dein GOtt sey
und Deines Saamens nach Dir.
Ein solches
Kind hatte noch keine Wissenschaft davon, was
mit ihm gehandelt werde. Doch durfte es sich,

so

I. Allgemeine Gebete.
Kinder iſt die Verheiſſung, und aller die ferne
ſind, welche GOtt unſer HErr herzurufen wird:

und Paulus ſchreibet an Titum: Nach ſeiner
Barmherzigkeit hat er uns ſeelig gemacht durch
das Bad der Wiedergeburt und Erneurung des
heiligen Geiſtes, welchen er ausgegoſſen hat
reichlich uͤber uns durch JEſum Chriſtum unſern
Heiland, auf daß wir durch deſſelben Gnade ge-
recht und Erben wuͤrden des ewigen Lebens nach
der Hofnung.

O getreuer GOtt und Vater! wie iſt Dein
Wort ſo maͤchtig auch an mir geweſen, daß ich
dadurch in der Taufe aus dem Tode in das Le-
ben verſetzt worden bin, da ich kaum, als tod in
Suͤnden, in die Welt gebohren war. Dich hat
weder meine veraͤchtliche Kindheit in den erſten
Tagen meines Lebens, noch der Mangel meines
Verſtandes, noch meine Untuͤchtigkeit Dich ſel-
ber darum zu bitten, gehindert, mir gnaͤdig zu
ſeyn, mir die Suͤnden zu ſchenken und mich zum
Erbtheil der Heiligen im Licht
tuͤchtig zu machen;
ſondern das hat Dein Wort gethan, das alles
geſchaffen hat und auch neue Menſchen ſchaffen
kann. Auf diß Wort Deines Befehls und Dei-
ner Verheiſſung
bin ich worden was ich bin, nem-
lich Dein Kind. Diß Wort iſt meines Glaubens
Grund und mein Troſt. Da haſt Du mir gezei-
get, daß Du auch an den kleinſten Kindern uͤber-
ſchwaͤnglich thun koͤnneſt uͤber alles was wir bit-
ten und verſtehen koͤnnen.

Im alten Teſtament hatte GOtt dem Abra-
ham
befohlen: Ein jegliches Knaͤblein, wenn es
acht Tage alt iſt, ſollt ihr beſchneiden.
Er hatte
ihm dabey die Verheiſſung gegeben; es ſoll mir
ein ewiger Bund ſeyn, daß ich Dein GOtt ſey
und Deines Saamens nach Dir.
Ein ſolches
Kind hatte noch keine Wiſſenſchaft davon, was
mit ihm gehandelt werde. Doch durfte es ſich,

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[180/0246] I. Allgemeine Gebete. Kinder iſt die Verheiſſung, und aller die ferne ſind, welche GOtt unſer HErr herzurufen wird: und Paulus ſchreibet an Titum: Nach ſeiner Barmherzigkeit hat er uns ſeelig gemacht durch das Bad der Wiedergeburt und Erneurung des heiligen Geiſtes, welchen er ausgegoſſen hat reichlich uͤber uns durch JEſum Chriſtum unſern Heiland, auf daß wir durch deſſelben Gnade ge- recht und Erben wuͤrden des ewigen Lebens nach der Hofnung. O getreuer GOtt und Vater! wie iſt Dein Wort ſo maͤchtig auch an mir geweſen, daß ich dadurch in der Taufe aus dem Tode in das Le- ben verſetzt worden bin, da ich kaum, als tod in Suͤnden, in die Welt gebohren war. Dich hat weder meine veraͤchtliche Kindheit in den erſten Tagen meines Lebens, noch der Mangel meines Verſtandes, noch meine Untuͤchtigkeit Dich ſel- ber darum zu bitten, gehindert, mir gnaͤdig zu ſeyn, mir die Suͤnden zu ſchenken und mich zum Erbtheil der Heiligen im Licht tuͤchtig zu machen; ſondern das hat Dein Wort gethan, das alles geſchaffen hat und auch neue Menſchen ſchaffen kann. Auf diß Wort Deines Befehls und Dei- ner Verheiſſung bin ich worden was ich bin, nem- lich Dein Kind. Diß Wort iſt meines Glaubens Grund und mein Troſt. Da haſt Du mir gezei- get, daß Du auch an den kleinſten Kindern uͤber- ſchwaͤnglich thun koͤnneſt uͤber alles was wir bit- ten und verſtehen koͤnnen. Im alten Teſtament hatte GOtt dem Abra- ham befohlen: Ein jegliches Knaͤblein, wenn es acht Tage alt iſt, ſollt ihr beſchneiden. Er hatte ihm dabey die Verheiſſung gegeben; es ſoll mir ein ewiger Bund ſeyn, daß ich Dein GOtt ſey und Deines Saamens nach Dir. Ein ſolches Kind hatte noch keine Wiſſenſchaft davon, was mit ihm gehandelt werde. Doch durfte es ſich, ſo

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Zitationshilfe: Burk, Johann Albrecht: Gebet- und Lieder-Buch zum Privat-Gebrauch für Kinder und für junge Christen reiferen Alters. Tübingen, 1775, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burk_gebet_1775/246>, abgerufen am 22.07.2024.