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Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.

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und Schöne erstickt, bald jedes menschliche Gefühl, selbst das der Vaterliebe, zum Schweigen, und während der Staatsbürger, welcher seines Lebens mäßig genießt, das Land, das er anbaut, mit seinem Schweiße düngt, um so das Erbtheil seiner Kinder zu mehren, sie zu allem Guten zu erziehen und ihnen eine Zukunft zu sichern, sehen wir den Lüderlichen, den Trunkenbold seine Habe vergeuden und seine Familie zum Elend verdammen, während er selbst nur noch einen Gedanken, nur noch ein Bedürfniß hat, indem der eine wie das andere lediglich auf die Befriedigung seiner Leidenschaft gerichtet ist.

Wie viele Arbeiterfamilien befinden sich in der vollständigsten Entblößung von allen nothwendigen Bedürfnissen des Lebens, wie viele Kinder fröhnen der Bettelei, selbst dem Diebstahle, weil des Hauses Vater Sonntags und Montags den Ertrag der Wochenarbeit in der Schenke verschluckt! Er säuft, der Niederträchtige, der Selbstsüchtling, er erfreut sich des Weines oder Schnapses, während seine Familie Wasser trinkt, während seine Frau und Kinder auf, erlaubte oder unerlaubte, Mittel sinnen, um sich nur Brod zu schaffen, weil sie auf ihn, selbst zu ihrem allernothwendigsten Unterhalte, nicht mehr rechnen können, ja er selbst, des Arbeitens bald unfähig, ihnen mit zur Last zu fallen droht. -

Fern ist von uns die Zeit, wo die Spartaner ihre Sclaven trunken machten und sie dann ihren Kindern unter die Augen brachten, um so die Lust, sich zu betrinken, für alle Zeit aus ihrer Seele zu verbannen, indem sie ihnen thatsächlich bewiesen, bis in welchen Pfuhl von Erniedrigung und Verworfenheit der Mensch durch den Mißbrauch berauschender Getränke hinabzusinken vermag.

In unsern Tagen wird dieses abscheuliche Schauspiel jeden Augenblick den unglücklichen Kindern geboten, aber nicht mehr zur abschreckenden Belehrung, sondern als trauriges und beklagenswerthes Beispiel,.... und zwar durch den eigenen Vater: welche Entwürdigung!

und Schöne erstickt, bald jedes menschliche Gefühl, selbst das der Vaterliebe, zum Schweigen, und während der Staatsbürger, welcher seines Lebens mäßig genießt, das Land, das er anbaut, mit seinem Schweiße düngt, um so das Erbtheil seiner Kinder zu mehren, sie zu allem Guten zu erziehen und ihnen eine Zukunft zu sichern, sehen wir den Lüderlichen, den Trunkenbold seine Habe vergeuden und seine Familie zum Elend verdammen, während er selbst nur noch einen Gedanken, nur noch ein Bedürfniß hat, indem der eine wie das andere lediglich auf die Befriedigung seiner Leidenschaft gerichtet ist.

Wie viele Arbeiterfamilien befinden sich in der vollständigsten Entblößung von allen nothwendigen Bedürfnissen des Lebens, wie viele Kinder fröhnen der Bettelei, selbst dem Diebstahle, weil des Hauses Vater Sonntags und Montags den Ertrag der Wochenarbeit in der Schenke verschluckt! Er säuft, der Niederträchtige, der Selbstsüchtling, er erfreut sich des Weines oder Schnapses, während seine Familie Wasser trinkt, während seine Frau und Kinder auf, erlaubte oder unerlaubte, Mittel sinnen, um sich nur Brod zu schaffen, weil sie auf ihn, selbst zu ihrem allernothwendigsten Unterhalte, nicht mehr rechnen können, ja er selbst, des Arbeitens bald unfähig, ihnen mit zur Last zu fallen droht. –

Fern ist von uns die Zeit, wo die Spartaner ihre Sclaven trunken machten und sie dann ihren Kindern unter die Augen brachten, um so die Lust, sich zu betrinken, für alle Zeit aus ihrer Seele zu verbannen, indem sie ihnen thatsächlich bewiesen, bis in welchen Pfuhl von Erniedrigung und Verworfenheit der Mensch durch den Mißbrauch berauschender Getränke hinabzusinken vermag.

In unsern Tagen wird dieses abscheuliche Schauspiel jeden Augenblick den unglücklichen Kindern geboten, aber nicht mehr zur abschreckenden Belehrung, sondern als trauriges und beklagenswerthes Beispiel,.... und zwar durch den eigenen Vater: welche Entwürdigung!

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[44/0054] und Schöne erstickt, bald jedes menschliche Gefühl, selbst das der Vaterliebe, zum Schweigen, und während der Staatsbürger, welcher seines Lebens mäßig genießt, das Land, das er anbaut, mit seinem Schweiße düngt, um so das Erbtheil seiner Kinder zu mehren, sie zu allem Guten zu erziehen und ihnen eine Zukunft zu sichern, sehen wir den Lüderlichen, den Trunkenbold seine Habe vergeuden und seine Familie zum Elend verdammen, während er selbst nur noch einen Gedanken, nur noch ein Bedürfniß hat, indem der eine wie das andere lediglich auf die Befriedigung seiner Leidenschaft gerichtet ist. Wie viele Arbeiterfamilien befinden sich in der vollständigsten Entblößung von allen nothwendigen Bedürfnissen des Lebens, wie viele Kinder fröhnen der Bettelei, selbst dem Diebstahle, weil des Hauses Vater Sonntags und Montags den Ertrag der Wochenarbeit in der Schenke verschluckt! Er säuft, der Niederträchtige, der Selbstsüchtling, er erfreut sich des Weines oder Schnapses, während seine Familie Wasser trinkt, während seine Frau und Kinder auf, erlaubte oder unerlaubte, Mittel sinnen, um sich nur Brod zu schaffen, weil sie auf ihn, selbst zu ihrem allernothwendigsten Unterhalte, nicht mehr rechnen können, ja er selbst, des Arbeitens bald unfähig, ihnen mit zur Last zu fallen droht. – Fern ist von uns die Zeit, wo die Spartaner ihre Sclaven trunken machten und sie dann ihren Kindern unter die Augen brachten, um so die Lust, sich zu betrinken, für alle Zeit aus ihrer Seele zu verbannen, indem sie ihnen thatsächlich bewiesen, bis in welchen Pfuhl von Erniedrigung und Verworfenheit der Mensch durch den Mißbrauch berauschender Getränke hinabzusinken vermag. In unsern Tagen wird dieses abscheuliche Schauspiel jeden Augenblick den unglücklichen Kindern geboten, aber nicht mehr zur abschreckenden Belehrung, sondern als trauriges und beklagenswerthes Beispiel,.... und zwar durch den eigenen Vater: welche Entwürdigung!

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Zitationshilfe: Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdel_trunksucht_1855/54>, abgerufen am 24.11.2024.