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Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.

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so bedeutend, als bei den Personen von diesem Alter im Allgemeinen, und in den folgenden 20 Jahren vier Mal so groß, während später der Unterschied mehr und mehr unbedeutend wurde. Säufer von 20, 30 und 40 Jahren leben wahrscheinlich nur noch 15,6, 13,8 und 11,6 Jahre, während mäßig lebende Personen derselben Lebensalter wahrscheinlich noch 44,2, 36,5 und 28,8 Jahre zu leben haben.

Rücksichtlich des Einflusses verschiedener Arten von Getränken auf die Lebensdauer wurden mehre interessante Resultate mitgetheilt. Wenn starke Biertrinker (von 20 Jahren?) durchschnittlich noch 21,7 Jahre zu leben haben, so haben Schnapstrinker nur noch 16,7, solche Säufer aber, welche sowohl Bier als Schnaps trinken, nur noch 16,1 Jahre zu hoffen. Noch merkwürdiger aber sind die Resultate, welche sich in Betreff der Personen von verschiedenen Ständen herausstellen. Die durchschnittliche Lebensdauer nach dem Beginne der unmäßigen Lebensweise ist bei Handwerkern und Taglöhnern 18 Jahre, bei Krämern und Kaufleuten 15 Jahre, bei Frauen nur 14 Jahre. Höchst interessant ist aber auch, daß die Verhältnißzahl der Verbrechen bei den Säufern, in Bezug auf die Geschlechter der Verhältnißzahl der Sterbefälle sehr ähnelt. Es stellte sich heraus, daß die Neigung zu Verbrechen bei den Männern fünf Mal so stark sei, wie bei den Frauen (1581 : 336), während das Verhältniß der Sterblichkeit der Säufer vom 20sten Lebensjahre zu dem der Sterblichkeit der ganzen Bevölkerung sich wie 36,796 : 8,011 verhält, so daß der Unterschied nur 21/2 Procent beträgt.

Die größte Anzahl der Sterbefälle trat nach den von Hrn. Neison gesammelten Thatsachen, durch Kopfkrankheiten (Nervenkrankheiten) ein, nämlich 97, worunter 57 als delirium tremens (Säuferwahnsinn) aufgeführt werden. Dem zunächst standen die Leberkrankheiten und Wassersuchten, nämlich 82, und die Zählung der Krankheiten der Athmungsorgane war ziemlich dieselbe. Diese Ergebnisse sind sehr merkwürdig, indem sie

so bedeutend, als bei den Personen von diesem Alter im Allgemeinen, und in den folgenden 20 Jahren vier Mal so groß, während später der Unterschied mehr und mehr unbedeutend wurde. Säufer von 20, 30 und 40 Jahren leben wahrscheinlich nur noch 15,6, 13,8 und 11,6 Jahre, während mäßig lebende Personen derselben Lebensalter wahrscheinlich noch 44,2, 36,5 und 28,8 Jahre zu leben haben.

Rücksichtlich des Einflusses verschiedener Arten von Getränken auf die Lebensdauer wurden mehre interessante Resultate mitgetheilt. Wenn starke Biertrinker (von 20 Jahren?) durchschnittlich noch 21,7 Jahre zu leben haben, so haben Schnapstrinker nur noch 16,7, solche Säufer aber, welche sowohl Bier als Schnaps trinken, nur noch 16,1 Jahre zu hoffen. Noch merkwürdiger aber sind die Resultate, welche sich in Betreff der Personen von verschiedenen Ständen herausstellen. Die durchschnittliche Lebensdauer nach dem Beginne der unmäßigen Lebensweise ist bei Handwerkern und Taglöhnern 18 Jahre, bei Krämern und Kaufleuten 15 Jahre, bei Frauen nur 14 Jahre. Höchst interessant ist aber auch, daß die Verhältnißzahl der Verbrechen bei den Säufern, in Bezug auf die Geschlechter der Verhältnißzahl der Sterbefälle sehr ähnelt. Es stellte sich heraus, daß die Neigung zu Verbrechen bei den Männern fünf Mal so stark sei, wie bei den Frauen (1581 : 336), während das Verhältniß der Sterblichkeit der Säufer vom 20sten Lebensjahre zu dem der Sterblichkeit der ganzen Bevölkerung sich wie 36,796 : 8,011 verhält, so daß der Unterschied nur 2½ Procent beträgt.

Die größte Anzahl der Sterbefälle trat nach den von Hrn. Neison gesammelten Thatsachen, durch Kopfkrankheiten (Nervenkrankheiten) ein, nämlich 97, worunter 57 als delirium tremens (Säuferwahnsinn) aufgeführt werden. Dem zunächst standen die Leberkrankheiten und Wassersuchten, nämlich 82, und die Zählung der Krankheiten der Athmungsorgane war ziemlich dieselbe. Diese Ergebnisse sind sehr merkwürdig, indem sie

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[38/0048] so bedeutend, als bei den Personen von diesem Alter im Allgemeinen, und in den folgenden 20 Jahren vier Mal so groß, während später der Unterschied mehr und mehr unbedeutend wurde. Säufer von 20, 30 und 40 Jahren leben wahrscheinlich nur noch 15,6, 13,8 und 11,6 Jahre, während mäßig lebende Personen derselben Lebensalter wahrscheinlich noch 44,2, 36,5 und 28,8 Jahre zu leben haben. Rücksichtlich des Einflusses verschiedener Arten von Getränken auf die Lebensdauer wurden mehre interessante Resultate mitgetheilt. Wenn starke Biertrinker (von 20 Jahren?) durchschnittlich noch 21,7 Jahre zu leben haben, so haben Schnapstrinker nur noch 16,7, solche Säufer aber, welche sowohl Bier als Schnaps trinken, nur noch 16,1 Jahre zu hoffen. Noch merkwürdiger aber sind die Resultate, welche sich in Betreff der Personen von verschiedenen Ständen herausstellen. Die durchschnittliche Lebensdauer nach dem Beginne der unmäßigen Lebensweise ist bei Handwerkern und Taglöhnern 18 Jahre, bei Krämern und Kaufleuten 15 Jahre, bei Frauen nur 14 Jahre. Höchst interessant ist aber auch, daß die Verhältnißzahl der Verbrechen bei den Säufern, in Bezug auf die Geschlechter der Verhältnißzahl der Sterbefälle sehr ähnelt. Es stellte sich heraus, daß die Neigung zu Verbrechen bei den Männern fünf Mal so stark sei, wie bei den Frauen (1581 : 336), während das Verhältniß der Sterblichkeit der Säufer vom 20sten Lebensjahre zu dem der Sterblichkeit der ganzen Bevölkerung sich wie 36,796 : 8,011 verhält, so daß der Unterschied nur 2½ Procent beträgt. Die größte Anzahl der Sterbefälle trat nach den von Hrn. Neison gesammelten Thatsachen, durch Kopfkrankheiten (Nervenkrankheiten) ein, nämlich 97, worunter 57 als delirium tremens (Säuferwahnsinn) aufgeführt werden. Dem zunächst standen die Leberkrankheiten und Wassersuchten, nämlich 82, und die Zählung der Krankheiten der Athmungsorgane war ziemlich dieselbe. Diese Ergebnisse sind sehr merkwürdig, indem sie

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Zitationshilfe: Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdel_trunksucht_1855/48>, abgerufen am 19.04.2024.