1. Abschnitt.freut sich, daß das Geld so gut ausgegeben sei. Nach 1478 folgt dann wieder eine höchst wichtige und in ihrer Art vollständige Uebersicht 1) des Handels und der Gewerbe der Stadt, darunter mehrere, welche halb oder ganz zur Kunst gehören: die Gold- und Silberstoffe und Damaste; die Holzschnitzerei und Marketterie (Intarsia); die Arabesken- sculptur in Marmor und Sandstein; die Porträtfiguren in Wachs; die Goldschmiede- und Juwelierkunst. Ja das angeborene Talent der Florentiner für die Berechnung des ganzen äußern Daseins zeigt sich auch in ihren Haus-, Geschäfts- und Landwirthschaftsbüchern, die sich wohl vor denen der übrigen Europäer des XV. Jahrhunderts um ein namhaftes auszeichnen mögen. Mit Recht hat man angefangen, ausgewählte Proben davon zu publiciren 2); nur wird es noch vieler Studien bedürfen, um klare all- gemeine Resultate daraus zu ziehen. Jedenfalls giebt sich auch hier derjenige Staat zu erkennen, wo sterbende Väter testamentarisch 3) den Staat ersuchten ihre Söhne um 1000 Goldgulden zu büßen, wenn sie kein regelmäßiges Gewerbe treiben würden.
Für die erste Hälfte des XVI. Jahrhunderts besitzt dann vielleicht keine Stadt der Welt eine solche Urkunde wie die herrliche Schilderung von Florenz bei Varchi ist4). Auch in der beschreibenden Statistik wie in so manchen andern Beziehungen wird hier noch einmal ein Muster hin-
1) Von Benedetto Dei, bei Fabroni, ibid. Adnot. 200. Die Zeit- bestimmung geht aus Varchi III, p. 107 hervor. -- Das Finanz- project eines gewissen Lodovico Ghetti, mit wichtigen Angaben, bei Roscoe, vita di Lor. de Medici, Bd. II, Beilage 1.
2) z. B. im Archivio stor. IV.
3)Libri, histoire des sciences mathem. II, 163, s.
4)Varchi, stor. fiorent. III, p. 56, s. zu Ende des IX. Buches. Einige offenbar irrige Zahlen möchten wohl auf Schreib- oder Druck- fehlern beruhen.
1. Abſchnitt.freut ſich, daß das Geld ſo gut ausgegeben ſei. Nach 1478 folgt dann wieder eine höchſt wichtige und in ihrer Art vollſtändige Ueberſicht 1) des Handels und der Gewerbe der Stadt, darunter mehrere, welche halb oder ganz zur Kunſt gehören: die Gold- und Silberſtoffe und Damaſte; die Holzſchnitzerei und Marketterie (Intarsia); die Arabesken- ſculptur in Marmor und Sandſtein; die Porträtfiguren in Wachs; die Goldſchmiede- und Juwelierkunſt. Ja das angeborene Talent der Florentiner für die Berechnung des ganzen äußern Daſeins zeigt ſich auch in ihren Haus-, Geſchäfts- und Landwirthſchaftsbüchern, die ſich wohl vor denen der übrigen Europäer des XV. Jahrhunderts um ein namhaftes auszeichnen mögen. Mit Recht hat man angefangen, ausgewählte Proben davon zu publiciren 2); nur wird es noch vieler Studien bedürfen, um klare all- gemeine Reſultate daraus zu ziehen. Jedenfalls giebt ſich auch hier derjenige Staat zu erkennen, wo ſterbende Väter teſtamentariſch 3) den Staat erſuchten ihre Söhne um 1000 Goldgulden zu büßen, wenn ſie kein regelmäßiges Gewerbe treiben würden.
Für die erſte Hälfte des XVI. Jahrhunderts beſitzt dann vielleicht keine Stadt der Welt eine ſolche Urkunde wie die herrliche Schilderung von Florenz bei Varchi iſt4). Auch in der beſchreibenden Statiſtik wie in ſo manchen andern Beziehungen wird hier noch einmal ein Muſter hin-
1) Von Benedetto Dei, bei Fabroni, ibid. Adnot. 200. Die Zeit- beſtimmung geht aus Varchi III, p. 107 hervor. — Das Finanz- project eines gewiſſen Lodovico Ghetti, mit wichtigen Angaben, bei Roscoe, vita di Lor. de Medici, Bd. II, Beilage 1.
2) z. B. im Archivio stor. IV.
3)Libri, histoire des sciences mathém. II, 163, s.
4)Varchi, stor. fiorent. III, p. 56, s. zu Ende des IX. Buches. Einige offenbar irrige Zahlen möchten wohl auf Schreib- oder Druck- fehlern beruhen.
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freut ſich, daß das Geld ſo gut ausgegeben ſei. Nach 1478
folgt dann wieder eine höchſt wichtige und in ihrer Art
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Stadt, darunter mehrere, welche halb oder ganz zur Kunſt
gehören: die Gold- und Silberſtoffe und Damaſte; die
Holzſchnitzerei und Marketterie (Intarsia); die Arabesken-
ſculptur in Marmor und Sandſtein; die Porträtfiguren in
Wachs; die Goldſchmiede- und Juwelierkunſt. Ja das
angeborene Talent der Florentiner für die Berechnung des
ganzen äußern Daſeins zeigt ſich auch in ihren Haus-,
Geſchäfts- und Landwirthſchaftsbüchern, die ſich wohl vor
denen der übrigen Europäer des XV. Jahrhunderts um
ein namhaftes auszeichnen mögen. Mit Recht hat man
angefangen, ausgewählte Proben davon zu publiciren 2);
nur wird es noch vieler Studien bedürfen, um klare all-
gemeine Reſultate daraus zu ziehen. Jedenfalls giebt ſich
auch hier derjenige Staat zu erkennen, wo ſterbende Väter
teſtamentariſch 3) den Staat erſuchten ihre Söhne um 1000
Goldgulden zu büßen, wenn ſie kein regelmäßiges Gewerbe
treiben würden.
1. Abſchnitt.
Für die erſte Hälfte des XVI. Jahrhunderts beſitzt
dann vielleicht keine Stadt der Welt eine ſolche Urkunde
wie die herrliche Schilderung von Florenz bei Varchi iſt 4).
Auch in der beſchreibenden Statiſtik wie in ſo manchen
andern Beziehungen wird hier noch einmal ein Muſter hin-
1) Von Benedetto Dei, bei Fabroni, ibid. Adnot. 200. Die Zeit-
beſtimmung geht aus Varchi III, p. 107 hervor. — Das Finanz-
project eines gewiſſen Lodovico Ghetti, mit wichtigen Angaben, bei
Roscoe, vita di Lor. de Medici, Bd. II, Beilage 1.
2) z. B. im Archivio stor. IV.
3) Libri, histoire des sciences mathém. II, 163, s.
4) Varchi, stor. fiorent. III, p. 56, s. zu Ende des IX. Buches.
Einige offenbar irrige Zahlen möchten wohl auf Schreib- oder Druck-
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Burckhardt, Jacob: Die Cultur der Renaissance in Italien. Ein Versuch. Basel, 1860, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_renaissance_1860/90>, abgerufen am 16.02.2025.
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