ahung auf den Janiculus); in der Villa Madama (Fries von Putten, Candelabern und Fruchtschnüren in einem Zimmer links; s. oben); bin der Farnesina (Fries eines obern Saales). -- Frühe Madonnen im cPal. Borghese, im Pal. Colonna, in der Sacristei von S. Peter, in den dUffizien; die Mutter mehr resolut, die Kinder mehr muthwillig als bei Rafael; die Melodie der Linien schon beinahe verklungen. -- Das viel- eleicht frühste grosse Altarbild: auf dem Hochaltar von S. M. dell' anima; in einzelnem Detail noch rafaelisch schön. -- In der Sacristei fvon S. Prassede: die Geisselung, ein blosses Actbild in ziegelrothen Fleischtönen, doch in der Bravour noch sorgfältig. -- Die grossartige Porträtauffassung rafaelischer Fresken lebt noch in dem Kopfe des Giu- gliano de' Medici (Gal. Camuccini, wo sich auch ein späteres Werk, der Entwurf zu einem allegorischen Deckenbilde, findet). -- Endlich hdas Hauptwerk unter den frühern: Stephani Steinigung, auf dem Hochaltar von S. Stefano zu Genua, höchst fleissig, schön modellirt, in der Farbe noch der untern Hälfte der Transfiguration entsprechend. Die untere, irdische Gruppe, als Halbkreis im Schatten um die lichte, herrlich wahre, jugendlich naive Hauptgestalt componirt, ist noch im- mer eine der grössten Leistungen der italienischen Kunst. Alle haben gerade ihre Steine erhoben und sind zum Werfen bereit, der eine mehr hastig, der andere mehr wuchtig etc., aber das Grässliche wird dem Beschauer erspart. In der himmlischen Gruppe zeigt sich Giulio's ganze Inferiorität; es fehlt das Architektonische; Christus und Gott Vater decken sich halb; die Engel, unter welchen ein sehr schöner, sind beschäftigt, die Wolken aufzuschlagen. Diese Auffassung des Überirdischen ist eine absichtlich triviale.
In den Diensten des Herzogs von Mantua baute und malte Giulio daselbst sein ganzes übriges Leben hindurch. Ich kann nur die Lo- icalitäten nennen: Säle im herzoglichen Palast in der Stadt; sodann die ganze malerische Ausschmückung des von Giulio selbst erbauten kPalazzo del Te (S. 311, d) mit lauter mythologischen und allego- rischen Gegenständen. Hie und da hat er die darzustellenden Momente wirklich grossartig angeschaut, im Ganzen aber sich erstaunlich ge- hen lassen und z. B. den Sturz der Giganten gegen besseres Wissen so dargestellt, wie man ihn sieht. Zwei zierlich in Farben ausgeführte
Malerei des XVI. Jahrhunderts. Schule Rafaels.
ahung auf den Janiculus); in der Villa Madama (Fries von Putten, Candelabern und Fruchtschnüren in einem Zimmer links; s. oben); bin der Farnesina (Fries eines obern Saales). — Frühe Madonnen im cPal. Borghese, im Pal. Colonna, in der Sacristei von S. Peter, in den dUffizien; die Mutter mehr resolut, die Kinder mehr muthwillig als bei Rafael; die Melodie der Linien schon beinahe verklungen. — Das viel- eleicht frühste grosse Altarbild: auf dem Hochaltar von S. M. dell’ anima; in einzelnem Detail noch rafaelisch schön. — In der Sacristei fvon S. Prassede: die Geisselung, ein blosses Actbild in ziegelrothen Fleischtönen, doch in der Bravour noch sorgfältig. — Die grossartige Porträtauffassung rafaelischer Fresken lebt noch in dem Kopfe des Giu- gliano de’ Medici (Gal. Camuccini, wo sich auch ein späteres Werk, der Entwurf zu einem allegorischen Deckenbilde, findet). — Endlich hdas Hauptwerk unter den frühern: Stephani Steinigung, auf dem Hochaltar von S. Stefano zu Genua, höchst fleissig, schön modellirt, in der Farbe noch der untern Hälfte der Transfiguration entsprechend. Die untere, irdische Gruppe, als Halbkreis im Schatten um die lichte, herrlich wahre, jugendlich naive Hauptgestalt componirt, ist noch im- mer eine der grössten Leistungen der italienischen Kunst. Alle haben gerade ihre Steine erhoben und sind zum Werfen bereit, der eine mehr hastig, der andere mehr wuchtig etc., aber das Grässliche wird dem Beschauer erspart. In der himmlischen Gruppe zeigt sich Giulio’s ganze Inferiorität; es fehlt das Architektonische; Christus und Gott Vater decken sich halb; die Engel, unter welchen ein sehr schöner, sind beschäftigt, die Wolken aufzuschlagen. Diese Auffassung des Überirdischen ist eine absichtlich triviale.
In den Diensten des Herzogs von Mantua baute und malte Giulio daselbst sein ganzes übriges Leben hindurch. Ich kann nur die Lo- icalitäten nennen: Säle im herzoglichen Palast in der Stadt; sodann die ganze malerische Ausschmückung des von Giulio selbst erbauten kPalazzo del Te (S. 311, d) mit lauter mythologischen und allego- rischen Gegenständen. Hie und da hat er die darzustellenden Momente wirklich grossartig angeschaut, im Ganzen aber sich erstaunlich ge- hen lassen und z. B. den Sturz der Giganten gegen besseres Wissen so dargestellt, wie man ihn sieht. Zwei zierlich in Farben ausgeführte
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[936/0958]
Malerei des XVI. Jahrhunderts. Schule Rafaels.
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Candelabern und Fruchtschnüren in einem Zimmer links; s. oben);
in der Farnesina (Fries eines obern Saales). — Frühe Madonnen im
Pal. Borghese, im Pal. Colonna, in der Sacristei von S. Peter, in den
Uffizien; die Mutter mehr resolut, die Kinder mehr muthwillig als bei
Rafael; die Melodie der Linien schon beinahe verklungen. — Das viel-
leicht frühste grosse Altarbild: auf dem Hochaltar von S. M. dell’
anima; in einzelnem Detail noch rafaelisch schön. — In der Sacristei
von S. Prassede: die Geisselung, ein blosses Actbild in ziegelrothen
Fleischtönen, doch in der Bravour noch sorgfältig. — Die grossartige
Porträtauffassung rafaelischer Fresken lebt noch in dem Kopfe des Giu-
liano de’ Medici (Gal. Camuccini, wo sich auch ein späteres Werk,
der Entwurf zu einem allegorischen Deckenbilde, findet). — Endlich
das Hauptwerk unter den frühern: Stephani Steinigung, auf dem
Hochaltar von S. Stefano zu Genua, höchst fleissig, schön modellirt,
in der Farbe noch der untern Hälfte der Transfiguration entsprechend.
Die untere, irdische Gruppe, als Halbkreis im Schatten um die lichte,
herrlich wahre, jugendlich naive Hauptgestalt componirt, ist noch im-
mer eine der grössten Leistungen der italienischen Kunst. Alle haben
gerade ihre Steine erhoben und sind zum Werfen bereit, der eine mehr
hastig, der andere mehr wuchtig etc., aber das Grässliche wird dem
Beschauer erspart. In der himmlischen Gruppe zeigt sich Giulio’s
ganze Inferiorität; es fehlt das Architektonische; Christus und Gott
Vater decken sich halb; die Engel, unter welchen ein sehr schöner,
sind beschäftigt, die Wolken aufzuschlagen. Diese Auffassung des
Überirdischen ist eine absichtlich triviale.
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In den Diensten des Herzogs von Mantua baute und malte Giulio
daselbst sein ganzes übriges Leben hindurch. Ich kann nur die Lo-
calitäten nennen: Säle im herzoglichen Palast in der Stadt; sodann
die ganze malerische Ausschmückung des von Giulio selbst erbauten
Palazzo del Te (S. 311, d) mit lauter mythologischen und allego-
rischen Gegenständen. Hie und da hat er die darzustellenden Momente
wirklich grossartig angeschaut, im Ganzen aber sich erstaunlich ge-
hen lassen und z. B. den Sturz der Giganten gegen besseres Wissen
so dargestellt, wie man ihn sieht. Zwei zierlich in Farben ausgeführte
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 936. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/958>, abgerufen am 18.12.2024.
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