Erlöser wiederum eine nicht alltägliche Composition; man wird aber vielleicht die beiden einzelnen marmornen Engel auf den Seiten vor- ziehen.
Derselbe Chor enthält auch noch die einzige Arbeit, in welchera S. dem übermächtigen Einfluss Michelangelo's einen kenntlichen Tribut bezahlt hat, nämlich die sitzenden Bronzestatuetten der vier Evange- listen auf dem Geländer zunächst vor dem Hochaltar. (Die vier Kirchenlehrer sind von einem Spätern hinzugearbeitet.) Man wird ohne Schwierigkeit den "Moses" Michelangelo's als ihr Vorbild er- kennen, aber auch gestehen, dass sie von allen Nachahmungen die freiste und eigenthümlichste sind.
Im Dogenpalast empfängt uns Sansovin mit den beiden Co-b lossalstatuen des Mars und Neptun, von welchen die Riesentreppe ihren Namen hat. Ihre unschöne Stellung, zumal beim Anblick von vorn, fällt schneller in die Augen als ihre guten Eigenschaften, welche erst demjenigen ganz klar werden, welcher sie in Gedanken mit den gleichzeitigen Trivialitäten eines Bandinelli vergleicht. Sie sind vor Allem noch anspruchlos und mit Überzeugung geschaffen, ohne ge- waltsame Motive und erborgte Musculatur; es sind noch echte, un- mittelbare Werke der Renaissance, eigene, wenn auch nicht voll- kommene Idealtypen eines schöpfungsfähigen Künstlers, der selbst mangelhafte Motive durch grossartige Behandlung zu heben wusste.
Ein anderes bedeutendes Werk ist die thönerne vergoldete Ma-c donna im Innern der Loggia des Marcusthurmes; sie ermuthigt den unten hingeschmiegten kleinen Johannes durch Streicheln seines Haa- res, sich dem segnenden Christuskinde zu nähern. Verkleistert, be- stäubt, verstümmelt und von jeher etwas manierirt in den Formen, ist die Gruppe doch immer von einem liebenswürdigen Gedanken be- lebt. -- (Durchaus schlecht: die Madonna in der Capelle des Dogen-d palastes.)
Als tüchtiges monumental aufgefasstes Porträt ist die ehernee sitzende Statue des Gelehrten Thomas von Ravenna über dem Portal von S. Giulian etwa mit Tintoretto in Parallele zu setzen.
In welche Periode endlich gehört der Johannes über dem Tauf-f becken in den Frari (Cap. S. Pietro, links)? Unplastisch componirt,
Jacopo Sansovino.
Erlöser wiederum eine nicht alltägliche Composition; man wird aber vielleicht die beiden einzelnen marmornen Engel auf den Seiten vor- ziehen.
Derselbe Chor enthält auch noch die einzige Arbeit, in welchera S. dem übermächtigen Einfluss Michelangelo’s einen kenntlichen Tribut bezahlt hat, nämlich die sitzenden Bronzestatuetten der vier Evange- listen auf dem Geländer zunächst vor dem Hochaltar. (Die vier Kirchenlehrer sind von einem Spätern hinzugearbeitet.) Man wird ohne Schwierigkeit den „Moses“ Michelangelo’s als ihr Vorbild er- kennen, aber auch gestehen, dass sie von allen Nachahmungen die freiste und eigenthümlichste sind.
Im Dogenpalast empfängt uns Sansovin mit den beiden Co-b lossalstatuen des Mars und Neptun, von welchen die Riesentreppe ihren Namen hat. Ihre unschöne Stellung, zumal beim Anblick von vorn, fällt schneller in die Augen als ihre guten Eigenschaften, welche erst demjenigen ganz klar werden, welcher sie in Gedanken mit den gleichzeitigen Trivialitäten eines Bandinelli vergleicht. Sie sind vor Allem noch anspruchlos und mit Überzeugung geschaffen, ohne ge- waltsame Motive und erborgte Musculatur; es sind noch echte, un- mittelbare Werke der Renaissance, eigene, wenn auch nicht voll- kommene Idealtypen eines schöpfungsfähigen Künstlers, der selbst mangelhafte Motive durch grossartige Behandlung zu heben wusste.
Ein anderes bedeutendes Werk ist die thönerne vergoldete Ma-c donna im Innern der Loggia des Marcusthurmes; sie ermuthigt den unten hingeschmiegten kleinen Johannes durch Streicheln seines Haa- res, sich dem segnenden Christuskinde zu nähern. Verkleistert, be- stäubt, verstümmelt und von jeher etwas manierirt in den Formen, ist die Gruppe doch immer von einem liebenswürdigen Gedanken be- lebt. — (Durchaus schlecht: die Madonna in der Capelle des Dogen-d palastes.)
Als tüchtiges monumental aufgefasstes Porträt ist die ehernee sitzende Statue des Gelehrten Thomas von Ravenna über dem Portal von S. Giulian etwa mit Tintoretto in Parallele zu setzen.
In welche Periode endlich gehört der Johannes über dem Tauf-f becken in den Frari (Cap. S. Pietro, links)? Unplastisch componirt,
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Jacopo Sansovino.
Erlöser wiederum eine nicht alltägliche Composition; man wird aber
vielleicht die beiden einzelnen marmornen Engel auf den Seiten vor-
ziehen.
Derselbe Chor enthält auch noch die einzige Arbeit, in welcher
S. dem übermächtigen Einfluss Michelangelo’s einen kenntlichen Tribut
bezahlt hat, nämlich die sitzenden Bronzestatuetten der vier Evange-
listen auf dem Geländer zunächst vor dem Hochaltar. (Die vier
Kirchenlehrer sind von einem Spätern hinzugearbeitet.) Man wird
ohne Schwierigkeit den „Moses“ Michelangelo’s als ihr Vorbild er-
kennen, aber auch gestehen, dass sie von allen Nachahmungen die
freiste und eigenthümlichste sind.
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Im Dogenpalast empfängt uns Sansovin mit den beiden Co-
lossalstatuen des Mars und Neptun, von welchen die Riesentreppe
ihren Namen hat. Ihre unschöne Stellung, zumal beim Anblick von
vorn, fällt schneller in die Augen als ihre guten Eigenschaften, welche
erst demjenigen ganz klar werden, welcher sie in Gedanken mit den
gleichzeitigen Trivialitäten eines Bandinelli vergleicht. Sie sind vor
Allem noch anspruchlos und mit Überzeugung geschaffen, ohne ge-
waltsame Motive und erborgte Musculatur; es sind noch echte, un-
mittelbare Werke der Renaissance, eigene, wenn auch nicht voll-
kommene Idealtypen eines schöpfungsfähigen Künstlers, der selbst
mangelhafte Motive durch grossartige Behandlung zu heben wusste.
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Ein anderes bedeutendes Werk ist die thönerne vergoldete Ma-
donna im Innern der Loggia des Marcusthurmes; sie ermuthigt den
unten hingeschmiegten kleinen Johannes durch Streicheln seines Haa-
res, sich dem segnenden Christuskinde zu nähern. Verkleistert, be-
stäubt, verstümmelt und von jeher etwas manierirt in den Formen,
ist die Gruppe doch immer von einem liebenswürdigen Gedanken be-
lebt. — (Durchaus schlecht: die Madonna in der Capelle des Dogen-
palastes.)
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d
Als tüchtiges monumental aufgefasstes Porträt ist die eherne
sitzende Statue des Gelehrten Thomas von Ravenna über dem Portal
von S. Giulian etwa mit Tintoretto in Parallele zu setzen.
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In welche Periode endlich gehört der Johannes über dem Tauf-
becken in den Frari (Cap. S. Pietro, links)? Unplastisch componirt,
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/677>, abgerufen am 18.12.2024.
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