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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Alfonso Lombardi. Da Grado.
ordnung und ihre Einzelformen sind durchaus mehr ideal und allgemein
(sowohl Köpfe als Gewandung).

Nun stehen aber noch 14 Büsten von Aposteln und Heiligen ima
Chor von S. Giovanni in Monte über dem Stuhlwerk; ungleich
schönere, innigere, lebensvollere Köpfe, die man der Vermuthung nach
ohne Anderes dem Begarelli zuschreiben würde, wenn nicht "Alfonso
und Niccolo (?) von Ferrara" als Urheber bezeugt wären. Nach der
momentanen Lebendigkeit zu schliessen, möchten sie zu einer Gruppe
(Mariä Himmelfahrt? oder etwas Ähnliches) aus Alfonso's bester mitt-
lerer Zeit gehört haben 1).

Eine Mitstrebende des A. Lombardi, ohne Zweifel zuletzt eben-
falls unter Tribolo's Einfluss, war Properzia de' Rossi (st. 1530).b
Von ihr sind u. a. die beiden Engel neben Tribolo's Relief der Him-
melfahrt Mariä in S. Petronio (11. Cap. rechts).


Unter den übrigen Bildhauern Oberitaliens ist der schon als De-
corator genannte Gio. Franc. da Grado wegen der einfach guten
Feldherrngräber in der Steccata zu Parma rühmlich anzuführen. (Eck-c
capellen: hinten rechts: Grab des Guido da Coreggio; hinten links:
Grab des Sforzino Sforza 1526; vielleicht auch, vorn rechts, das des
Beltrando Rossi 1527.) Die Helden mögen auf ihren Sarcophagen
stehen, schlafen, oder wachend lehnen, immer sind sie schlicht und in
schöner Stellung gegeben; das Detail genügend, wenn auch nicht vor-
züglich belebt. Es ist die Art, in welcher auch wohl dem Giovanni
da Nola ein vorzüglicher Wurf gelang 2). -- Von sonstigen Parmesa-
nern nennen sich drei Brüder Gonzata mit der Jahrzahl 1508 an
den vier Bronzestatuen von Aposteln über der hintern Balustrade desd

1) Die Gruppe in S. Maria della Rosa zu Ferrara, die man dem Alfonso zu-
schreibt, haben wir oben S. 635, d dem Mazzoni zugewiesen. Sonst gilt in
Ferrara die Reliefhalbfigur einer Madonna in S. Giov. Battista (die ich nicht*
kenne) als sein Werk, ebenso die Büste des heil. Hyacinth in S. Domenico,**
5. Cap. links, ohne Zweifel das naturalistische Porträt irgend eines aus-
drucksvollen Mönchskopfes.
2) Von demselben da Grado könnte wohl auch die Statue des h. Agapitus über+
dem Altar rechts in der Crypta des Domes herrühren.

Alfonso Lombardi. Da Grado.
ordnung und ihre Einzelformen sind durchaus mehr ideal und allgemein
(sowohl Köpfe als Gewandung).

Nun stehen aber noch 14 Büsten von Aposteln und Heiligen ima
Chor von S. Giovanni in Monte über dem Stuhlwerk; ungleich
schönere, innigere, lebensvollere Köpfe, die man der Vermuthung nach
ohne Anderes dem Begarelli zuschreiben würde, wenn nicht „Alfonso
und Niccolò (?) von Ferrara“ als Urheber bezeugt wären. Nach der
momentanen Lebendigkeit zu schliessen, möchten sie zu einer Gruppe
(Mariä Himmelfahrt? oder etwas Ähnliches) aus Alfonso’s bester mitt-
lerer Zeit gehört haben 1).

Eine Mitstrebende des A. Lombardi, ohne Zweifel zuletzt eben-
falls unter Tribolo’s Einfluss, war Properzia de’ Rossi (st. 1530).b
Von ihr sind u. a. die beiden Engel neben Tribolo’s Relief der Him-
melfahrt Mariä in S. Petronio (11. Cap. rechts).


Unter den übrigen Bildhauern Oberitaliens ist der schon als De-
corator genannte Gio. Franc. da Grado wegen der einfach guten
Feldherrngräber in der Steccata zu Parma rühmlich anzuführen. (Eck-c
capellen: hinten rechts: Grab des Guido da Coreggio; hinten links:
Grab des Sforzino Sforza 1526; vielleicht auch, vorn rechts, das des
Beltrando Rossi 1527.) Die Helden mögen auf ihren Sarcophagen
stehen, schlafen, oder wachend lehnen, immer sind sie schlicht und in
schöner Stellung gegeben; das Detail genügend, wenn auch nicht vor-
züglich belebt. Es ist die Art, in welcher auch wohl dem Giovanni
da Nola ein vorzüglicher Wurf gelang 2). — Von sonstigen Parmesa-
nern nennen sich drei Brüder Gonzata mit der Jahrzahl 1508 an
den vier Bronzestatuen von Aposteln über der hintern Balustrade desd

1) Die Gruppe in S. Maria della Rosa zu Ferrara, die man dem Alfonso zu-
schreibt, haben wir oben S. 635, d dem Mazzoni zugewiesen. Sonst gilt in
Ferrara die Reliefhalbfigur einer Madonna in S. Giov. Battista (die ich nicht*
kenne) als sein Werk, ebenso die Büste des heil. Hyacinth in S. Domenico,**
5. Cap. links, ohne Zweifel das naturalistische Porträt irgend eines aus-
drucksvollen Mönchskopfes.
2) Von demselben da Grado könnte wohl auch die Statue des h. Agapitus über
dem Altar rechts in der Crypta des Domes herrühren.
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[651/0673] Alfonso Lombardi. Da Grado. ordnung und ihre Einzelformen sind durchaus mehr ideal und allgemein (sowohl Köpfe als Gewandung). Nun stehen aber noch 14 Büsten von Aposteln und Heiligen im Chor von S. Giovanni in Monte über dem Stuhlwerk; ungleich schönere, innigere, lebensvollere Köpfe, die man der Vermuthung nach ohne Anderes dem Begarelli zuschreiben würde, wenn nicht „Alfonso und Niccolò (?) von Ferrara“ als Urheber bezeugt wären. Nach der momentanen Lebendigkeit zu schliessen, möchten sie zu einer Gruppe (Mariä Himmelfahrt? oder etwas Ähnliches) aus Alfonso’s bester mitt- lerer Zeit gehört haben 1). a Eine Mitstrebende des A. Lombardi, ohne Zweifel zuletzt eben- falls unter Tribolo’s Einfluss, war Properzia de’ Rossi (st. 1530). Von ihr sind u. a. die beiden Engel neben Tribolo’s Relief der Him- melfahrt Mariä in S. Petronio (11. Cap. rechts). b Unter den übrigen Bildhauern Oberitaliens ist der schon als De- corator genannte Gio. Franc. da Grado wegen der einfach guten Feldherrngräber in der Steccata zu Parma rühmlich anzuführen. (Eck- capellen: hinten rechts: Grab des Guido da Coreggio; hinten links: Grab des Sforzino Sforza 1526; vielleicht auch, vorn rechts, das des Beltrando Rossi 1527.) Die Helden mögen auf ihren Sarcophagen stehen, schlafen, oder wachend lehnen, immer sind sie schlicht und in schöner Stellung gegeben; das Detail genügend, wenn auch nicht vor- züglich belebt. Es ist die Art, in welcher auch wohl dem Giovanni da Nola ein vorzüglicher Wurf gelang 2). — Von sonstigen Parmesa- nern nennen sich drei Brüder Gonzata mit der Jahrzahl 1508 an den vier Bronzestatuen von Aposteln über der hintern Balustrade des c d 1) Die Gruppe in S. Maria della Rosa zu Ferrara, die man dem Alfonso zu- schreibt, haben wir oben S. 635, d dem Mazzoni zugewiesen. Sonst gilt in Ferrara die Reliefhalbfigur einer Madonna in S. Giov. Battista (die ich nicht kenne) als sein Werk, ebenso die Büste des heil. Hyacinth in S. Domenico, 5. Cap. links, ohne Zweifel das naturalistische Porträt irgend eines aus- drucksvollen Mönchskopfes. 2) Von demselben da Grado könnte wohl auch die Statue des h. Agapitus über dem Altar rechts in der Crypta des Domes herrühren.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/673>, abgerufen am 18.12.2024.