welches mit derselben Darstellung von Brunellesco concurrirte unda dieser an Geschick der Anordnung und an Schönheit des Einzelnen beträchtlich überlegen ist (beide in den Uffizien, I. Zimmer der Bron- zen), sind die Pforten der nördlichen Thür des Baptisteriums (1403b bis 1427) aus dieser frühern Zeit. Sie stellen in vielen Feldern die Geschichte Christi, unten die vier Evangelisten und die vier grossen Kirchenlehrer (sitzend) dar. Als Reliefs, welche die höchsten Bedin- gungen dieser Gattung nahezu erfüllen, stehen sie unstreitig höher als die viel berühmtern Pforten der Ostthür; sie geben das Ausserordent- liche mit viel Wenigerem; nirgends ist mit der blossen prägnanten Andeutung, wie sie schon der kleine Massstab vorschrieb, Grösseres geleistet; zugleich wird Andrea Pisano hier an Lebendigkeit der Form und des Ausdruckes überholt. Die Räumlichkeit ist schon etwas um- ständlicher als bei ihm, doch noch immer stenographisch. Der Blick muss sich mit Liebe in diese meisterlichen kleinen Gruppen vertiefen, um ihnen ihren ganzen Werth abzugewinnen; dann wird man viel- leicht zugeben, dass Scenen wie hier die Erweckung des Lazarus, die Taufe Christi, die Geburt, die Tempelreinigung, die Anbetung der Könige, Christus als Knabe lehrend nicht mehr ihres Gleichen haben und von den untern Figuren wenigstens der tiefsinnende Johannes nicht.
Auch von den beiden von G. herrührenden Reliefs am Taufbrun-c nen zu S. Giovanni in Siena (1417) ist Johannes vor Herodes, wie er aus dem Verklagten zum Ankläger wird, eine dramatische Erzählung ersten Werthes; die Taufe Christi entspricht im Ganzen der eben ge- nannten. -- An dem marmornen Sacramentschrank im Chor von S. Mariad la nuova in Florenz ist das Bronzethürchen mit dem herrlich gedach- ten Reliefbild des thronenden Christus ohne Zweifel ein frühes Werk von Ghiberti.
Die östlichen Thüren des Baptisteriums, die sog. "Pforten des Pa-e radieses" (1428--42) enthalten in grössern Feldern die Geschichten des alten Testamentes. Hier spricht das neue Jahrhundert; Ghiberti glaubt, ihm sei dasselbe erlaubt wie (etwas später) Masaccio; er be- freit das Relief wie dieser die Malerei von der bloss andeutenden, durch Weniges das Ganze repräsentirenden Darstellungsweise und übersieht dabei, dass diese Schranke in der Malerei eine freiwillige,
Lorenzo Ghiberti.
welches mit derselben Darstellung von Brunellesco concurrirte unda dieser an Geschick der Anordnung und an Schönheit des Einzelnen beträchtlich überlegen ist (beide in den Uffizien, I. Zimmer der Bron- zen), sind die Pforten der nördlichen Thür des Baptisteriums (1403b bis 1427) aus dieser frühern Zeit. Sie stellen in vielen Feldern die Geschichte Christi, unten die vier Evangelisten und die vier grossen Kirchenlehrer (sitzend) dar. Als Reliefs, welche die höchsten Bedin- gungen dieser Gattung nahezu erfüllen, stehen sie unstreitig höher als die viel berühmtern Pforten der Ostthür; sie geben das Ausserordent- liche mit viel Wenigerem; nirgends ist mit der blossen prägnanten Andeutung, wie sie schon der kleine Massstab vorschrieb, Grösseres geleistet; zugleich wird Andrea Pisano hier an Lebendigkeit der Form und des Ausdruckes überholt. Die Räumlichkeit ist schon etwas um- ständlicher als bei ihm, doch noch immer stenographisch. Der Blick muss sich mit Liebe in diese meisterlichen kleinen Gruppen vertiefen, um ihnen ihren ganzen Werth abzugewinnen; dann wird man viel- leicht zugeben, dass Scenen wie hier die Erweckung des Lazarus, die Taufe Christi, die Geburt, die Tempelreinigung, die Anbetung der Könige, Christus als Knabe lehrend nicht mehr ihres Gleichen haben und von den untern Figuren wenigstens der tiefsinnende Johannes nicht.
Auch von den beiden von G. herrührenden Reliefs am Taufbrun-c nen zu S. Giovanni in Siena (1417) ist Johannes vor Herodes, wie er aus dem Verklagten zum Ankläger wird, eine dramatische Erzählung ersten Werthes; die Taufe Christi entspricht im Ganzen der eben ge- nannten. — An dem marmornen Sacramentschrank im Chor von S. Mariad la nuova in Florenz ist das Bronzethürchen mit dem herrlich gedach- ten Reliefbild des thronenden Christus ohne Zweifel ein frühes Werk von Ghiberti.
Die östlichen Thüren des Baptisteriums, die sog. „Pforten des Pa-e radieses“ (1428—42) enthalten in grössern Feldern die Geschichten des alten Testamentes. Hier spricht das neue Jahrhundert; Ghiberti glaubt, ihm sei dasselbe erlaubt wie (etwas später) Masaccio; er be- freit das Relief wie dieser die Malerei von der bloss andeutenden, durch Weniges das Ganze repräsentirenden Darstellungsweise und übersieht dabei, dass diese Schranke in der Malerei eine freiwillige,
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Lorenzo Ghiberti.
welches mit derselben Darstellung von Brunellesco concurrirte und
dieser an Geschick der Anordnung und an Schönheit des Einzelnen
beträchtlich überlegen ist (beide in den Uffizien, I. Zimmer der Bron-
zen), sind die Pforten der nördlichen Thür des Baptisteriums (1403
bis 1427) aus dieser frühern Zeit. Sie stellen in vielen Feldern die
Geschichte Christi, unten die vier Evangelisten und die vier grossen
Kirchenlehrer (sitzend) dar. Als Reliefs, welche die höchsten Bedin-
gungen dieser Gattung nahezu erfüllen, stehen sie unstreitig höher als
die viel berühmtern Pforten der Ostthür; sie geben das Ausserordent-
liche mit viel Wenigerem; nirgends ist mit der blossen prägnanten
Andeutung, wie sie schon der kleine Massstab vorschrieb, Grösseres
geleistet; zugleich wird Andrea Pisano hier an Lebendigkeit der Form
und des Ausdruckes überholt. Die Räumlichkeit ist schon etwas um-
ständlicher als bei ihm, doch noch immer stenographisch. Der Blick
muss sich mit Liebe in diese meisterlichen kleinen Gruppen vertiefen,
um ihnen ihren ganzen Werth abzugewinnen; dann wird man viel-
leicht zugeben, dass Scenen wie hier die Erweckung des Lazarus, die
Taufe Christi, die Geburt, die Tempelreinigung, die Anbetung der
Könige, Christus als Knabe lehrend nicht mehr ihres Gleichen haben
und von den untern Figuren wenigstens der tiefsinnende Johannes
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Auch von den beiden von G. herrührenden Reliefs am Taufbrun-
nen zu S. Giovanni in Siena (1417) ist Johannes vor Herodes, wie er
aus dem Verklagten zum Ankläger wird, eine dramatische Erzählung
ersten Werthes; die Taufe Christi entspricht im Ganzen der eben ge-
nannten. — An dem marmornen Sacramentschrank im Chor von S. Maria
la nuova in Florenz ist das Bronzethürchen mit dem herrlich gedach-
ten Reliefbild des thronenden Christus ohne Zweifel ein frühes Werk
von Ghiberti.
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Die östlichen Thüren des Baptisteriums, die sog. „Pforten des Pa-
radieses“ (1428—42) enthalten in grössern Feldern die Geschichten
des alten Testamentes. Hier spricht das neue Jahrhundert; Ghiberti
glaubt, ihm sei dasselbe erlaubt wie (etwas später) Masaccio; er be-
freit das Relief wie dieser die Malerei von der bloss andeutenden,
durch Weniges das Ganze repräsentirenden Darstellungsweise und
übersieht dabei, dass diese Schranke in der Malerei eine freiwillige,
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/609>, abgerufen am 18.12.2024.
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