adem verzierten Fries noch aufweist. Am sog. Tempel der Vesta (nach jetziger Ansicht der Cybele) zu Rom fehlt sogar von den schlanken, dicht gestellten zwanzig Säulen nur eine, aber dafür das ganze Gebälk; von der vierstufigen Basis sind wenigstens noch Stücke sichtbar. Nach den Capitälen zu urtheilen gehört das Gebäude etwa in das III. Jahrhundert; der Kelch greift mit seinem Rande nicht mehr über den Rand der ziemlich dick gebildeten Deckplatte und die Aus- führung der Blätter hat schon etwas leblos Decoratives. Die Seiten- fenster erklären sich vielleicht durch die Kleinheit beider Gebäude, in welchen unter einer Kuppelöffnung kein Gegenstand vor dem Wetter sicher gewesen wäre; doch bleiben sie immer auffallend. bVon dem runden Serapistempel zu Pozzuoli mit seiner vier- seitigen Hofhalle stehen nur noch die berüchtigten drei Säulen, über deren von Seeschnecken ausgefressenen obern Theil sich die neapoli- tanische Gelehrsamkeit noch immer den Kopf zerbricht. (Das See- wasser zwischen dem Tempel und der Halle, welches den malerischen Effekt so sehr erhöht, ist erst in neuerer Zeit eingedrungen.)
Ganz kleine Rundtempel fielen wohl eher der zierlichen ionischen als der korinthischen Ordnung zu, deren Capitäl eine gewisse Grösse verlangt, wenn sein inneres Gesetz sich klar aussprechen soll 1). So cscheint das Tempelchen im Klosterhof von S. Niccolo a' Cesarini dzu Rom (vier Säulenstücke) und das sog. Puteal beim Herakles- tempel zu Pompeji (acht untere Enden) ionischer Ordnung gewesen zu sein. Moderne Nachahmungen wie die beiden Rundtempelchen ohne eCella in der Villa Borghese geben nur einen sehr bedingten Begriff von der Anmuth antiker Ziergebäude dieser Art, auch wenn sie (wie die genannten) aus antiken Bruchstücken zusammengesetzt sind.
Tempel von Composita-Ordnung wüssten wir keine zu nennen, wie denn diese Ordnung überhaupt mehr die der Triumphbogen und
1) Indess hatte sich aus guter griechischer Zeit ein einfacheres korinthisches Capitäl erhalten, welches für solche kleinere Aufgaben sehr wohl passte. Es hat bloss vier Blätter, welche gleich die Eckvoluten tragen; zwischen ihnen *unten Eier, oben am Kelche Palmetten. In S. Niccolo in Carcere zu Rom haben sich von einem der Tempel, welche in diese Kirche verbaut sind, noch fünf Säulen mit solchen Capitälen gerettet. Der noch sehr guten Detailbildung gemäss möchten sie dem II. Jahrhundert angehören.
Architektur. Rundtempel.
adem verzierten Fries noch aufweist. Am sog. Tempel der Vesta (nach jetziger Ansicht der Cybele) zu Rom fehlt sogar von den schlanken, dicht gestellten zwanzig Säulen nur eine, aber dafür das ganze Gebälk; von der vierstufigen Basis sind wenigstens noch Stücke sichtbar. Nach den Capitälen zu urtheilen gehört das Gebäude etwa in das III. Jahrhundert; der Kelch greift mit seinem Rande nicht mehr über den Rand der ziemlich dick gebildeten Deckplatte und die Aus- führung der Blätter hat schon etwas leblos Decoratives. Die Seiten- fenster erklären sich vielleicht durch die Kleinheit beider Gebäude, in welchen unter einer Kuppelöffnung kein Gegenstand vor dem Wetter sicher gewesen wäre; doch bleiben sie immer auffallend. bVon dem runden Serapistempel zu Pozzuoli mit seiner vier- seitigen Hofhalle stehen nur noch die berüchtigten drei Säulen, über deren von Seeschnecken ausgefressenen obern Theil sich die neapoli- tanische Gelehrsamkeit noch immer den Kopf zerbricht. (Das See- wasser zwischen dem Tempel und der Halle, welches den malerischen Effekt so sehr erhöht, ist erst in neuerer Zeit eingedrungen.)
Ganz kleine Rundtempel fielen wohl eher der zierlichen ionischen als der korinthischen Ordnung zu, deren Capitäl eine gewisse Grösse verlangt, wenn sein inneres Gesetz sich klar aussprechen soll 1). So cscheint das Tempelchen im Klosterhof von S. Niccolò a’ Cesarini dzu Rom (vier Säulenstücke) und das sog. Puteal beim Herakles- tempel zu Pompeji (acht untere Enden) ionischer Ordnung gewesen zu sein. Moderne Nachahmungen wie die beiden Rundtempelchen ohne eCella in der Villa Borghese geben nur einen sehr bedingten Begriff von der Anmuth antiker Ziergebäude dieser Art, auch wenn sie (wie die genannten) aus antiken Bruchstücken zusammengesetzt sind.
Tempel von Composita-Ordnung wüssten wir keine zu nennen, wie denn diese Ordnung überhaupt mehr die der Triumphbogen und
1) Indess hatte sich aus guter griechischer Zeit ein einfacheres korinthisches Capitäl erhalten, welches für solche kleinere Aufgaben sehr wohl passte. Es hat bloss vier Blätter, welche gleich die Eckvoluten tragen; zwischen ihnen *unten Eier, oben am Kelche Palmetten. In S. Niccolò in Carcere zu Rom haben sich von einem der Tempel, welche in diese Kirche verbaut sind, noch fünf Säulen mit solchen Capitälen gerettet. Der noch sehr guten Detailbildung gemäss möchten sie dem II. Jahrhundert angehören.
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Architektur. Rundtempel.
dem verzierten Fries noch aufweist. Am sog. Tempel der Vesta
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schlanken, dicht gestellten zwanzig Säulen nur eine, aber dafür das
ganze Gebälk; von der vierstufigen Basis sind wenigstens noch Stücke
sichtbar. Nach den Capitälen zu urtheilen gehört das Gebäude etwa
in das III. Jahrhundert; der Kelch greift mit seinem Rande nicht mehr
über den Rand der ziemlich dick gebildeten Deckplatte und die Aus-
führung der Blätter hat schon etwas leblos Decoratives. Die Seiten-
fenster erklären sich vielleicht durch die Kleinheit beider Gebäude,
in welchen unter einer Kuppelöffnung kein Gegenstand vor dem
Wetter sicher gewesen wäre; doch bleiben sie immer auffallend.
Von dem runden Serapistempel zu Pozzuoli mit seiner vier-
seitigen Hofhalle stehen nur noch die berüchtigten drei Säulen, über
deren von Seeschnecken ausgefressenen obern Theil sich die neapoli-
tanische Gelehrsamkeit noch immer den Kopf zerbricht. (Das See-
wasser zwischen dem Tempel und der Halle, welches den malerischen
Effekt so sehr erhöht, ist erst in neuerer Zeit eingedrungen.)
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b
Ganz kleine Rundtempel fielen wohl eher der zierlichen ionischen
als der korinthischen Ordnung zu, deren Capitäl eine gewisse Grösse
verlangt, wenn sein inneres Gesetz sich klar aussprechen soll 1). So
scheint das Tempelchen im Klosterhof von S. Niccolò a’ Cesarini
zu Rom (vier Säulenstücke) und das sog. Puteal beim Herakles-
tempel zu Pompeji (acht untere Enden) ionischer Ordnung gewesen
zu sein. Moderne Nachahmungen wie die beiden Rundtempelchen ohne
Cella in der Villa Borghese geben nur einen sehr bedingten Begriff
von der Anmuth antiker Ziergebäude dieser Art, auch wenn sie (wie
die genannten) aus antiken Bruchstücken zusammengesetzt sind.
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e
Tempel von Composita-Ordnung wüssten wir keine zu nennen,
wie denn diese Ordnung überhaupt mehr die der Triumphbogen und
1) Indess hatte sich aus guter griechischer Zeit ein einfacheres korinthisches
Capitäl erhalten, welches für solche kleinere Aufgaben sehr wohl passte. Es
hat bloss vier Blätter, welche gleich die Eckvoluten tragen; zwischen ihnen
unten Eier, oben am Kelche Palmetten. In S. Niccolò in Carcere zu Rom haben
sich von einem der Tempel, welche in diese Kirche verbaut sind, noch fünf
Säulen mit solchen Capitälen gerettet. Der noch sehr guten Detailbildung
gemäss möchten sie dem II. Jahrhundert angehören.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/48>, abgerufen am 05.12.2024.
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