schen haben nicht mehr quadratische, sondern rautenförmige Cassetten, welche mit denjenigen des Schiffes der Cella in offenbarer Disharmo- nie stehen, dennoch aber fortan kunstüblich wurden.
Der Tempel des Antoninus und der Faustina, ein Baua Marc Aurels, ist für diese Zeit ein sehr schönes Gebäude. Die Ci- pollinsäulen sind zwar, um den prachtvollen Stoff ungestört wirken zu lassen, uncannelirt geblieben, tragen aber Capitäle, die bei einer fast totalen Entblätterung noch eine einst ganz edle Form ahnen lassen. Der Architrav ist nur noch zweitheilig, an der Unterseite mässig (mit Mäandern) verziert; der Fries, soweit er erhalten ist, enthält treff- liche Greife, Candelaber und Arabesken; das Obergesimse, statt der Consolen mit einer weitvorragenden Hohlrinne versehen, ist noch ein- fach grossartig gebildet (nur an den Seiten sichtbar). Der Kernbau bestand wie beim Tempel des rächenden Mars aus Quadern (hier von Peperin), welche mit Marmorplatten überzogen waren.
Von den Gebäuden dieser Gattung ausserhalb Roms gehört der schöne Minerventempel von Assisi mit seiner vollständig erhaltenenb sechssäuligen Fronte noch in die bessere Zeit der korinthischen Bau- ordnung; die Formen sind noch einfach und ziemlich rein, der Giebel niedrig. Auch hier sind zwichen den Säulen Stufen angebracht, welche den Säulen das Ansehen geben, als ständen sie auf Piedestalen. Und in der That hat man diesen Zwischenstücken der Basis ein beson- deres kleines Gesimse gegeben, welches besagten Anschein noch er- höht. Allein an keinem einzigen Tempel haben die Säulen wirkliche Piedestale; diese entstehen erst, wo weit auseinanderstehende Säulen zur Decoration einer dazwischen liegenden Bauform, z. B. eines Bo- gens dienen müssen und doch, um anderweitiger Gründe willen, nur mässige Dimensionen haben dürfen, welchen man durch einen Unter- satz nachzuhelfen genöthigt ist.
Ausser den genannten Tempeln wird man noch an vielen ältern Kirchen Italiens einzelne Säulen und Gebälkstücke von Tempelruinen in die jetzige Mauer aufgenommen finden, allein sehr selten an ihrer echten alten Stelle und kaum irgendwo so, dass sich auf den ersten Anblick der ehemalige Organismus und seine Verhältnisse errathen
Tempel des Antonin, Tempel zu Assisi.
schen haben nicht mehr quadratische, sondern rautenförmige Cassetten, welche mit denjenigen des Schiffes der Cella in offenbarer Disharmo- nie stehen, dennoch aber fortan kunstüblich wurden.
Der Tempel des Antoninus und der Faustina, ein Baua Marc Aurels, ist für diese Zeit ein sehr schönes Gebäude. Die Ci- pollinsäulen sind zwar, um den prachtvollen Stoff ungestört wirken zu lassen, uncannelirt geblieben, tragen aber Capitäle, die bei einer fast totalen Entblätterung noch eine einst ganz edle Form ahnen lassen. Der Architrav ist nur noch zweitheilig, an der Unterseite mässig (mit Mäandern) verziert; der Fries, soweit er erhalten ist, enthält treff- liche Greife, Candelaber und Arabesken; das Obergesimse, statt der Consolen mit einer weitvorragenden Hohlrinne versehen, ist noch ein- fach grossartig gebildet (nur an den Seiten sichtbar). Der Kernbau bestand wie beim Tempel des rächenden Mars aus Quadern (hier von Peperin), welche mit Marmorplatten überzogen waren.
Von den Gebäuden dieser Gattung ausserhalb Roms gehört der schöne Minerventempel von Assisi mit seiner vollständig erhaltenenb sechssäuligen Fronte noch in die bessere Zeit der korinthischen Bau- ordnung; die Formen sind noch einfach und ziemlich rein, der Giebel niedrig. Auch hier sind zwichen den Säulen Stufen angebracht, welche den Säulen das Ansehen geben, als ständen sie auf Piedestalen. Und in der That hat man diesen Zwischenstücken der Basis ein beson- deres kleines Gesimse gegeben, welches besagten Anschein noch er- höht. Allein an keinem einzigen Tempel haben die Säulen wirkliche Piedestale; diese entstehen erst, wo weit auseinanderstehende Säulen zur Decoration einer dazwischen liegenden Bauform, z. B. eines Bo- gens dienen müssen und doch, um anderweitiger Gründe willen, nur mässige Dimensionen haben dürfen, welchen man durch einen Unter- satz nachzuhelfen genöthigt ist.
Ausser den genannten Tempeln wird man noch an vielen ältern Kirchen Italiens einzelne Säulen und Gebälkstücke von Tempelruinen in die jetzige Mauer aufgenommen finden, allein sehr selten an ihrer echten alten Stelle und kaum irgendwo so, dass sich auf den ersten Anblick der ehemalige Organismus und seine Verhältnisse errathen
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Tempel des Antonin, Tempel zu Assisi.
schen haben nicht mehr quadratische, sondern rautenförmige Cassetten,
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nie stehen, dennoch aber fortan kunstüblich wurden.
Der Tempel des Antoninus und der Faustina, ein Bau
Marc Aurels, ist für diese Zeit ein sehr schönes Gebäude. Die Ci-
pollinsäulen sind zwar, um den prachtvollen Stoff ungestört wirken
zu lassen, uncannelirt geblieben, tragen aber Capitäle, die bei einer
fast totalen Entblätterung noch eine einst ganz edle Form ahnen lassen.
Der Architrav ist nur noch zweitheilig, an der Unterseite mässig (mit
Mäandern) verziert; der Fries, soweit er erhalten ist, enthält treff-
liche Greife, Candelaber und Arabesken; das Obergesimse, statt der
Consolen mit einer weitvorragenden Hohlrinne versehen, ist noch ein-
fach grossartig gebildet (nur an den Seiten sichtbar). Der Kernbau
bestand wie beim Tempel des rächenden Mars aus Quadern (hier von
Peperin), welche mit Marmorplatten überzogen waren.
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Von den Gebäuden dieser Gattung ausserhalb Roms gehört der
schöne Minerventempel von Assisi mit seiner vollständig erhaltenen
sechssäuligen Fronte noch in die bessere Zeit der korinthischen Bau-
ordnung; die Formen sind noch einfach und ziemlich rein, der Giebel
niedrig. Auch hier sind zwichen den Säulen Stufen angebracht, welche
den Säulen das Ansehen geben, als ständen sie auf Piedestalen. Und
in der That hat man diesen Zwischenstücken der Basis ein beson-
deres kleines Gesimse gegeben, welches besagten Anschein noch er-
höht. Allein an keinem einzigen Tempel haben die Säulen wirkliche
Piedestale; diese entstehen erst, wo weit auseinanderstehende Säulen
zur Decoration einer dazwischen liegenden Bauform, z. B. eines Bo-
gens dienen müssen und doch, um anderweitiger Gründe willen, nur
mässige Dimensionen haben dürfen, welchen man durch einen Unter-
satz nachzuhelfen genöthigt ist.
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Ausser den genannten Tempeln wird man noch an vielen ältern
Kirchen Italiens einzelne Säulen und Gebälkstücke von Tempelruinen
in die jetzige Mauer aufgenommen finden, allein sehr selten an ihrer
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/45>, abgerufen am 05.12.2024.
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