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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Villen und Gärten.
a

Villa Medici auf Monte Pincio, jetzige Academie de France,
ebenfalls vom Ende des XVI. Jahrhunderts; das Gebäude, von Anni-
bale Lippi,
zeigt wenigstens auf der Rückseite den Charakter der rö-
mischen Casini schon ziemlich vollendet: luftige Hallen und Bekleidung
der Wandfläche mit antiken Reliefs. Der Prunkgarten (und seine Fort-
setzung in grossen einfachen Laubgängen) ist überragt von einer hohen
Eichenterrasse, aus welcher eine Stufenpyramide (nicht etwa ein Hü-
gel mit Spiralgängen nach Art englischer Gärten) als Belvedere em-
porsteigt.

b

Der Garten des Quirinalischen Palastes, einfach und
grossartig, wahrscheinlich von Carlo Maderna (nach 1600), wel-
cher wenigstens die Grottenpartie mit den Spielwassern etc. entwarf
und sie in eine Ecke links unter der Terrasse des Prunkgartens ver-
wies. Das Casino (von Fuga) ist spät und für seine Bestimmung
schwer und meschin.

c

Villa Mondragone bei Frascati, der Riesenbau Paul's V und
seiner Familie, einst (wenigstens dem Entwurf nach) eines der voll-
ständigsten Specimina des strengen Styles, ist gegenwärtig in trauri-
gem und unschönem Verfall und lohnt den Besuch auch wegen der
(von andern Punkten aus reichern) Aussicht kaum.

d

Villa Borghese vor Porta del Popolo; der ältere Theil mit
dem Casino des Vasanzio (S. 395, c), an welches sich der Prunkgarten
seitwärts anschliesst, umfasst ausser den mehr ländlichen Theilen und dem
(in neuerer Zeit angelegten) Circus auch noch einen besondern archi-
tektonisch angelegten Eichenhain, dessen Aesculaptempel, inmitten
eines kleinen Sees, indess von neuerem Datum ist. Der zwecklose
Vandalismus des Jahres 1849 hat die Hälfte des Hains gefällt. -- Die
neuern Theile der Villa, bei demselben Anlass verheert, waren in ein-
zelnen Partien mehr mit Absicht auf malerisch landschaftliche Wir-
kung im Sinn der Schule Poussins angelegt.

e

Auch Villa Pamfili vor Porta S. Pancrazio hat 1849 stark ge-
litten, doch glücklicher Weise nicht in den wesentlichen Theilen. Die
Anlage, von Algardi (nach 1650), war durch die grossartigsten Vor-
theile, durch herrliche hohe Lage und den Wasserreichthum der Acqua
Paolina unterstützt. Ein System von Eichenhallen, rings um eine
Wiese, fasst den Blick auf das Casino ein, welches mit antiken Sculp-

Villen und Gärten.
a

Villa Medici auf Monte Pincio, jetzige Académie de France,
ebenfalls vom Ende des XVI. Jahrhunderts; das Gebäude, von Anni-
bale Lippi,
zeigt wenigstens auf der Rückseite den Charakter der rö-
mischen Casini schon ziemlich vollendet: luftige Hallen und Bekleidung
der Wandfläche mit antiken Reliefs. Der Prunkgarten (und seine Fort-
setzung in grossen einfachen Laubgängen) ist überragt von einer hohen
Eichenterrasse, aus welcher eine Stufenpyramide (nicht etwa ein Hü-
gel mit Spiralgängen nach Art englischer Gärten) als Belvedere em-
porsteigt.

b

Der Garten des Quirinalischen Palastes, einfach und
grossartig, wahrscheinlich von Carlo Maderna (nach 1600), wel-
cher wenigstens die Grottenpartie mit den Spielwassern etc. entwarf
und sie in eine Ecke links unter der Terrasse des Prunkgartens ver-
wies. Das Casino (von Fuga) ist spät und für seine Bestimmung
schwer und meschin.

c

Villa Mondragone bei Frascati, der Riesenbau Paul’s V und
seiner Familie, einst (wenigstens dem Entwurf nach) eines der voll-
ständigsten Specimina des strengen Styles, ist gegenwärtig in trauri-
gem und unschönem Verfall und lohnt den Besuch auch wegen der
(von andern Punkten aus reichern) Aussicht kaum.

d

Villa Borghese vor Porta del Popolo; der ältere Theil mit
dem Casino des Vasanzio (S. 395, c), an welches sich der Prunkgarten
seitwärts anschliesst, umfasst ausser den mehr ländlichen Theilen und dem
(in neuerer Zeit angelegten) Circus auch noch einen besondern archi-
tektonisch angelegten Eichenhain, dessen Aesculaptempel, inmitten
eines kleinen Sees, indess von neuerem Datum ist. Der zwecklose
Vandalismus des Jahres 1849 hat die Hälfte des Hains gefällt. — Die
neuern Theile der Villa, bei demselben Anlass verheert, waren in ein-
zelnen Partien mehr mit Absicht auf malerisch landschaftliche Wir-
kung im Sinn der Schule Poussins angelegt.

e

Auch Villa Pamfili vor Porta S. Pancrazio hat 1849 stark ge-
litten, doch glücklicher Weise nicht in den wesentlichen Theilen. Die
Anlage, von Algardi (nach 1650), war durch die grossartigsten Vor-
theile, durch herrliche hohe Lage und den Wasserreichthum der Acqua
Paolina unterstützt. Ein System von Eichenhallen, rings um eine
Wiese, fasst den Blick auf das Casino ein, welches mit antiken Sculp-

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[404/0426] Villen und Gärten. Villa Medici auf Monte Pincio, jetzige Académie de France, ebenfalls vom Ende des XVI. Jahrhunderts; das Gebäude, von Anni- bale Lippi, zeigt wenigstens auf der Rückseite den Charakter der rö- mischen Casini schon ziemlich vollendet: luftige Hallen und Bekleidung der Wandfläche mit antiken Reliefs. Der Prunkgarten (und seine Fort- setzung in grossen einfachen Laubgängen) ist überragt von einer hohen Eichenterrasse, aus welcher eine Stufenpyramide (nicht etwa ein Hü- gel mit Spiralgängen nach Art englischer Gärten) als Belvedere em- porsteigt. Der Garten des Quirinalischen Palastes, einfach und grossartig, wahrscheinlich von Carlo Maderna (nach 1600), wel- cher wenigstens die Grottenpartie mit den Spielwassern etc. entwarf und sie in eine Ecke links unter der Terrasse des Prunkgartens ver- wies. Das Casino (von Fuga) ist spät und für seine Bestimmung schwer und meschin. Villa Mondragone bei Frascati, der Riesenbau Paul’s V und seiner Familie, einst (wenigstens dem Entwurf nach) eines der voll- ständigsten Specimina des strengen Styles, ist gegenwärtig in trauri- gem und unschönem Verfall und lohnt den Besuch auch wegen der (von andern Punkten aus reichern) Aussicht kaum. Villa Borghese vor Porta del Popolo; der ältere Theil mit dem Casino des Vasanzio (S. 395, c), an welches sich der Prunkgarten seitwärts anschliesst, umfasst ausser den mehr ländlichen Theilen und dem (in neuerer Zeit angelegten) Circus auch noch einen besondern archi- tektonisch angelegten Eichenhain, dessen Aesculaptempel, inmitten eines kleinen Sees, indess von neuerem Datum ist. Der zwecklose Vandalismus des Jahres 1849 hat die Hälfte des Hains gefällt. — Die neuern Theile der Villa, bei demselben Anlass verheert, waren in ein- zelnen Partien mehr mit Absicht auf malerisch landschaftliche Wir- kung im Sinn der Schule Poussins angelegt. Auch Villa Pamfili vor Porta S. Pancrazio hat 1849 stark ge- litten, doch glücklicher Weise nicht in den wesentlichen Theilen. Die Anlage, von Algardi (nach 1650), war durch die grossartigsten Vor- theile, durch herrliche hohe Lage und den Wasserreichthum der Acqua Paolina unterstützt. Ein System von Eichenhallen, rings um eine Wiese, fasst den Blick auf das Casino ein, welches mit antiken Sculp-

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/426>, abgerufen am 18.12.2024.