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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Architektur von 1540 bis 1580.
der Säulen bekommen die Intervalle durchgängig ein leichteres, das
Ganze ein reicheres Ansehen; die untere Vorhalle ist mit Seitenhallen
versehen und nicht so lang wie dort, der Aufblick in den Hof freier;
die Doppeltreppe hinter dem Hof scheint sich in luftige Höhen zu
verlieren. Mit besonnerer Benützung der Mauer hinter dem obern
Garten liesse sich die Wirkung noch steigern.

Andere Paläste aus verschiedenen Zeiten, an welchen wenigstens
die Disposition der untern Theile den Architekten interessiren wird:

a

An Strada S. Caterina (von der Piazza delle Fontane amorose
nach der Acquasola) Pal. Fransoni N. 22; -- Pal. Pessagno N. 306,
einer von den ältern, mit Aussendecoration von Andrea Semini; --
Pal. Spinola N. 13, einer der wichtigsten von den ältern, der Hof mit
schöner Doppelhalle, die Treppe noch seitwärts. (S. 287, 293, h.)

b

Auf Piazza dell' Annunziata: Pal. Negrotto, die Halle eine Nach-
ahmung derjenigen von Pal. Carega, das Äussere mit unglücklicher
neuerer Pilasterverzierung.

c

An Strada nuova: Pal. Raggio, mit ovalem Vestibul und einem
sehr glücklich im Barockstyl gedachten Brunnen im Hofe, wo Licht
und Wasser gemeinschaftlich von oben einfallen (sollten), während
vorn eine schattenwerfende Balustrade herumgeht. Die Stuccobild-
werke sind allerdings in solchem Zustande, dass man darin schwer
Phaetons Fall erkennen wird. -- Die beiden Pal. Brignole baulich nur
durch Grösse ausgezeichnet.

d

An Strada Balbi hauptsächlich Bauten der spätern Zeit, mit einem
Platzaufwand, den man einem Galeazzo noch nicht gegönnt hatte:
Pal. Balbi (der zweite links, von unten kommend), mit Durchblick
durch Säulenhallen in den Orangengarten; -- Pal. Durazzo (der dritte)
emit einfachem Säulenhof; -- Pal. Reale (ehemals Marcello Durazzo,
der vierte) mit reicher, aber in den Verhältnissen ganz schlechter
Fassade, mit Rusticapilastern zwischen eng gedrängten Fenstern und
einem zu den letztern doppelt unpassenden Riesenthor; auf der See-
seite mit prächtigen Altanbauten, deren mittlere Verbindung als Bogen
fmit einer Fontaine drüber den Hauptprospect bildet. -- Pal. Filippo
Durazzo (der erste rechts), von Bartol. Bianco, mit gewaltigem Thor,
Balcon und Altanhallen; die schöne Treppe (hinten, links) von Taglia-
fico zu Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut.

Architektur von 1540 bis 1580.
der Säulen bekommen die Intervalle durchgängig ein leichteres, das
Ganze ein reicheres Ansehen; die untere Vorhalle ist mit Seitenhallen
versehen und nicht so lang wie dort, der Aufblick in den Hof freier;
die Doppeltreppe hinter dem Hof scheint sich in luftige Höhen zu
verlieren. Mit besonnerer Benützung der Mauer hinter dem obern
Garten liesse sich die Wirkung noch steigern.

Andere Paläste aus verschiedenen Zeiten, an welchen wenigstens
die Disposition der untern Theile den Architekten interessiren wird:

a

An Strada S. Caterina (von der Piazza delle Fontane amorose
nach der Acquasola) Pal. Fransoni N. 22; — Pal. Pessagno N. 306,
einer von den ältern, mit Aussendecoration von Andrea Semini; —
Pal. Spinola N. 13, einer der wichtigsten von den ältern, der Hof mit
schöner Doppelhalle, die Treppe noch seitwärts. (S. 287, 293, h.)

b

Auf Piazza dell’ Annunziata: Pal. Negrotto, die Halle eine Nach-
ahmung derjenigen von Pal. Carega, das Äussere mit unglücklicher
neuerer Pilasterverzierung.

c

An Strada nuova: Pal. Raggio, mit ovalem Vestibul und einem
sehr glücklich im Barockstyl gedachten Brunnen im Hofe, wo Licht
und Wasser gemeinschaftlich von oben einfallen (sollten), während
vorn eine schattenwerfende Balustrade herumgeht. Die Stuccobild-
werke sind allerdings in solchem Zustande, dass man darin schwer
Phaetons Fall erkennen wird. — Die beiden Pal. Brignole baulich nur
durch Grösse ausgezeichnet.

d

An Strada Balbi hauptsächlich Bauten der spätern Zeit, mit einem
Platzaufwand, den man einem Galeazzo noch nicht gegönnt hatte:
Pal. Balbi (der zweite links, von unten kommend), mit Durchblick
durch Säulenhallen in den Orangengarten; — Pal. Durazzo (der dritte)
emit einfachem Säulenhof; — Pal. Reale (ehemals Marcello Durazzo,
der vierte) mit reicher, aber in den Verhältnissen ganz schlechter
Fassade, mit Rusticapilastern zwischen eng gedrängten Fenstern und
einem zu den letztern doppelt unpassenden Riesenthor; auf der See-
seite mit prächtigen Altanbauten, deren mittlere Verbindung als Bogen
fmit einer Fontaine drüber den Hauptprospect bildet. — Pal. Filippo
Durazzo (der erste rechts), von Bartol. Bianco, mit gewaltigem Thor,
Balcon und Altanhallen; die schöne Treppe (hinten, links) von Taglia-
fico zu Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut.

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[354/0376] Architektur von 1540 bis 1580. der Säulen bekommen die Intervalle durchgängig ein leichteres, das Ganze ein reicheres Ansehen; die untere Vorhalle ist mit Seitenhallen versehen und nicht so lang wie dort, der Aufblick in den Hof freier; die Doppeltreppe hinter dem Hof scheint sich in luftige Höhen zu verlieren. Mit besonnerer Benützung der Mauer hinter dem obern Garten liesse sich die Wirkung noch steigern. Andere Paläste aus verschiedenen Zeiten, an welchen wenigstens die Disposition der untern Theile den Architekten interessiren wird: An Strada S. Caterina (von der Piazza delle Fontane amorose nach der Acquasola) Pal. Fransoni N. 22; — Pal. Pessagno N. 306, einer von den ältern, mit Aussendecoration von Andrea Semini; — Pal. Spinola N. 13, einer der wichtigsten von den ältern, der Hof mit schöner Doppelhalle, die Treppe noch seitwärts. (S. 287, 293, h.) Auf Piazza dell’ Annunziata: Pal. Negrotto, die Halle eine Nach- ahmung derjenigen von Pal. Carega, das Äussere mit unglücklicher neuerer Pilasterverzierung. An Strada nuova: Pal. Raggio, mit ovalem Vestibul und einem sehr glücklich im Barockstyl gedachten Brunnen im Hofe, wo Licht und Wasser gemeinschaftlich von oben einfallen (sollten), während vorn eine schattenwerfende Balustrade herumgeht. Die Stuccobild- werke sind allerdings in solchem Zustande, dass man darin schwer Phaetons Fall erkennen wird. — Die beiden Pal. Brignole baulich nur durch Grösse ausgezeichnet. An Strada Balbi hauptsächlich Bauten der spätern Zeit, mit einem Platzaufwand, den man einem Galeazzo noch nicht gegönnt hatte: Pal. Balbi (der zweite links, von unten kommend), mit Durchblick durch Säulenhallen in den Orangengarten; — Pal. Durazzo (der dritte) mit einfachem Säulenhof; — Pal. Reale (ehemals Marcello Durazzo, der vierte) mit reicher, aber in den Verhältnissen ganz schlechter Fassade, mit Rusticapilastern zwischen eng gedrängten Fenstern und einem zu den letztern doppelt unpassenden Riesenthor; auf der See- seite mit prächtigen Altanbauten, deren mittlere Verbindung als Bogen mit einer Fontaine drüber den Hauptprospect bildet. — Pal. Filippo Durazzo (der erste rechts), von Bartol. Bianco, mit gewaltigem Thor, Balcon und Altanhallen; die schöne Treppe (hinten, links) von Taglia- fico zu Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut. e f

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/376>, abgerufen am 18.05.2024.