interessirt uns das Gebäude in ähnlichem Sinne wie Ligorio's Villa Pia (S. 316, e), als letzte Villa der Renaissance. An Reiz und Anmuth kommt es der Farnesina, an Würde der Villa Madama, an Vollstän- digkeit der Ausführung 1) und Erhaltung dem Palazzo del Te aller- dings bei Weitem nicht gleich; man glaubt die schwankenden und zum Theil kleinlichen Einfälle des Bauherrn noch jetzt zu erkennen, doch bleibt das Ganze sehr sehenswerth. An der Strasse selbst (10 Minuten vor Porta del Popolo) beginnt die Anlage mit einem nicht grossen aber grossartig gedachten, übrigens unvollendeten Pa- last, in dessen Fenstereintheilung und Säulenloggia sich am ehesten Vignola's Erfindung verräth. Von hier führt ein Seitenweg rechts zwischen den Gartenmauern zur eigentlichen Villa hinan, deren Fas- sade ein schlechtes Gemisch abwechselnder Bauentschlüsse ist; auch die Gemächer im Innern verdienen höchstens wegen der Fresken der Zuccheri einen Blick. Gegen den Hof bildet das Gebäude eine halb- runde Säulenhalle; dann folgen rechts und links stuccoverzierte Hof- wände und hinten eine offene (jetzt mit Glasthüren verschlossene) Säulenhalle, durch welche man in den hintern Brunnenhof sah 2). Dieser enthält in zwei Stockwerken Nischen und Grotten und in sei- ner Mitte eine halbrunde Vertiefung mit Brunnenwerken, zu welcher Treppen hinabführen. Zur Ergänzung des Eindruckes gehört der Schatten aussenstehender Bäume (und die Bekanntschaft mit dem Cha- rakter Julius III wie ihn Ranke schildert).
Von Vignola allein ist (oder war!) alles Architektonische an den aOrti Farnesiani auf dem Palatin: Portal, Grotten, Rampentreppen, Brunnen und oberer Doppelpavillon in glücklich gedachter perspecti- vischer Folge. Blieben die Trümmer ihrem natürlichen Verfall über- lassen, so hätten sie ihre bestimmte Ruinenschönheit; leider kommt moderne absichtliche Zerstörung hinzu. Die wenige noch erhaltene Decoration zeigt, dass die Renaissance vorüber ist, dass der mehr auf Gesammteffekte ausgehende Styl die Oberhand erhalten hat. (Die
1) Die sehr ausgedehnten Gartenanlagen mögen während des kurzen Pontificates blosse Anfänge, ja blosse Entwürfe geblieben sein. Der betreffende Grund und Boden ist längst anders vertheilt.
2) Derselbe wird auf Nachfrage bei den dort casernirten Carabinieri geöffnet.
Architektur von 1540 bis 1580.
interessirt uns das Gebäude in ähnlichem Sinne wie Ligorio’s Villa Pia (S. 316, e), als letzte Villa der Renaissance. An Reiz und Anmuth kommt es der Farnesina, an Würde der Villa Madama, an Vollstän- digkeit der Ausführung 1) und Erhaltung dem Palazzo del Te aller- dings bei Weitem nicht gleich; man glaubt die schwankenden und zum Theil kleinlichen Einfälle des Bauherrn noch jetzt zu erkennen, doch bleibt das Ganze sehr sehenswerth. An der Strasse selbst (10 Minuten vor Porta del Popolo) beginnt die Anlage mit einem nicht grossen aber grossartig gedachten, übrigens unvollendeten Pa- last, in dessen Fenstereintheilung und Säulenloggia sich am ehesten Vignola’s Erfindung verräth. Von hier führt ein Seitenweg rechts zwischen den Gartenmauern zur eigentlichen Villa hinan, deren Fas- sade ein schlechtes Gemisch abwechselnder Bauentschlüsse ist; auch die Gemächer im Innern verdienen höchstens wegen der Fresken der Zuccheri einen Blick. Gegen den Hof bildet das Gebäude eine halb- runde Säulenhalle; dann folgen rechts und links stuccoverzierte Hof- wände und hinten eine offene (jetzt mit Glasthüren verschlossene) Säulenhalle, durch welche man in den hintern Brunnenhof sah 2). Dieser enthält in zwei Stockwerken Nischen und Grotten und in sei- ner Mitte eine halbrunde Vertiefung mit Brunnenwerken, zu welcher Treppen hinabführen. Zur Ergänzung des Eindruckes gehört der Schatten aussenstehender Bäume (und die Bekanntschaft mit dem Cha- rakter Julius III wie ihn Ranke schildert).
Von Vignola allein ist (oder war!) alles Architektonische an den aOrti Farnesiani auf dem Palatin: Portal, Grotten, Rampentreppen, Brunnen und oberer Doppelpavillon in glücklich gedachter perspecti- vischer Folge. Blieben die Trümmer ihrem natürlichen Verfall über- lassen, so hätten sie ihre bestimmte Ruinenschönheit; leider kommt moderne absichtliche Zerstörung hinzu. Die wenige noch erhaltene Decoration zeigt, dass die Renaissance vorüber ist, dass der mehr auf Gesammteffekte ausgehende Styl die Oberhand erhalten hat. (Die
1) Die sehr ausgedehnten Gartenanlagen mögen während des kurzen Pontificates blosse Anfänge, ja blosse Entwürfe geblieben sein. Der betreffende Grund und Boden ist längst anders vertheilt.
2) Derselbe wird auf Nachfrage bei den dort casernirten Carabinieri geöffnet.
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Architektur von 1540 bis 1580.
interessirt uns das Gebäude in ähnlichem Sinne wie Ligorio’s Villa
Pia (S. 316, e), als letzte Villa der Renaissance. An Reiz und Anmuth
kommt es der Farnesina, an Würde der Villa Madama, an Vollstän-
digkeit der Ausführung 1) und Erhaltung dem Palazzo del Te aller-
dings bei Weitem nicht gleich; man glaubt die schwankenden und
zum Theil kleinlichen Einfälle des Bauherrn noch jetzt zu erkennen,
doch bleibt das Ganze sehr sehenswerth. An der Strasse selbst
(10 Minuten vor Porta del Popolo) beginnt die Anlage mit einem
nicht grossen aber grossartig gedachten, übrigens unvollendeten Pa-
last, in dessen Fenstereintheilung und Säulenloggia sich am ehesten
Vignola’s Erfindung verräth. Von hier führt ein Seitenweg rechts
zwischen den Gartenmauern zur eigentlichen Villa hinan, deren Fas-
sade ein schlechtes Gemisch abwechselnder Bauentschlüsse ist; auch
die Gemächer im Innern verdienen höchstens wegen der Fresken der
Zuccheri einen Blick. Gegen den Hof bildet das Gebäude eine halb-
runde Säulenhalle; dann folgen rechts und links stuccoverzierte Hof-
wände und hinten eine offene (jetzt mit Glasthüren verschlossene)
Säulenhalle, durch welche man in den hintern Brunnenhof sah 2).
Dieser enthält in zwei Stockwerken Nischen und Grotten und in sei-
ner Mitte eine halbrunde Vertiefung mit Brunnenwerken, zu welcher
Treppen hinabführen. Zur Ergänzung des Eindruckes gehört der
Schatten aussenstehender Bäume (und die Bekanntschaft mit dem Cha-
rakter Julius III wie ihn Ranke schildert).
Von Vignola allein ist (oder war!) alles Architektonische an den
Orti Farnesiani auf dem Palatin: Portal, Grotten, Rampentreppen,
Brunnen und oberer Doppelpavillon in glücklich gedachter perspecti-
vischer Folge. Blieben die Trümmer ihrem natürlichen Verfall über-
lassen, so hätten sie ihre bestimmte Ruinenschönheit; leider kommt
moderne absichtliche Zerstörung hinzu. Die wenige noch erhaltene
Decoration zeigt, dass die Renaissance vorüber ist, dass der mehr auf
Gesammteffekte ausgehende Styl die Oberhand erhalten hat. (Die
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1) Die sehr ausgedehnten Gartenanlagen mögen während des kurzen Pontificates
blosse Anfänge, ja blosse Entwürfe geblieben sein. Der betreffende Grund
und Boden ist längst anders vertheilt.
2) Derselbe wird auf Nachfrage bei den dort casernirten Carabinieri geöffnet.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/364>, abgerufen am 18.12.2024.
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