mässig verziert, die Voluten auf den Seiten mit schuppenartigem Blatt- werk bedeckt, ihre Spiralen schwunglos und mathematisch, die Deck- platte überreich) 1). -- Das Gebälk ist leicht und der Säule gemäss gestaltet; der Architrav in drei übereinander hervortretende Riemen getheilt; der Fries ohne Unterbrechung durch Triglyphen zu fortlaufen- den Reliefs eingerichtet; alle Zwischenglieder und alle Theile des Ober- gesimses zart und reich gebildet. (An den römischen Überresten wohl ebenso prachtvoll aber lebloser.) 2)
Endlich schuf noch die griechische Kunst das korinthische Ca- pitäl. An den Bauten Griechenlands selbst können wir dasselbe nur in seinen Anfängen nachweisen, Anfänge, die freilich Grösseres ver- heissen als es später unter römischer Hand wirklich erfüllt hat. (Die sog. Laterne des Demosthenes, richtiger: das choragische Denkmal des Lysikrates in Athen.)
Indess haben die Römer diese Ordnung mehr geliebt und richti- ger verstanden und behandelt als die beiden andern, ja wenn man die Trefflichkeit der korinthischen Formen am Pantheon und am Tempel des Mars Ultor neben der sonstigen Thätigkeit so zahlreicher griechi- scher Künstler im damaligen Rom in Erwägung zieht, so wird auch wohl der Gedanke erlaubt sein, dass hier noch eine ziemlich unmittel- bare griechische Tradition, wenigstens stellenweise zu uns spricht.
Form, Verhältnisse, Dichtigkeit der Stellung hat die korinthische Säule im Ganzen mit der ionischen gemein; Basis und Cannelirungen, wo diese sich vorfinden, sind dieselben. Das Capitäl aber bildet einen runden Kelch, der mit zwei Reihen von Akanthusblättern ringsum be- kleidet ist. Aus diesen Blättern spriessen Stengel hervor, aus welchen
1) In Rom, z. B. an der späten und sehr schlechten Restauration des Vespa- sianstempels und in Pompeji an vielen Bauten begegnet man einem ionischen Capitäl, welches statt der beiden Seitenvoluten vier Eckvoluten hat; gewiss eine secundäre und nicht eben glückliche Schöpfung.
2) Da zu wenige römisch-ionische Bauten erhalten sind, so urtheilen wir hier nach Fragmenten, welche allerdings auch von korinthischen Bauten herstam- men mögen; allein beide Ordnungen stimmen mit Ausnahme des Capitäls bei den Römern überein.
Architektur. Korinthische Ordnung.
mässig verziert, die Voluten auf den Seiten mit schuppenartigem Blatt- werk bedeckt, ihre Spiralen schwunglos und mathematisch, die Deck- platte überreich) 1). — Das Gebälk ist leicht und der Säule gemäss gestaltet; der Architrav in drei übereinander hervortretende Riemen getheilt; der Fries ohne Unterbrechung durch Triglyphen zu fortlaufen- den Reliefs eingerichtet; alle Zwischenglieder und alle Theile des Ober- gesimses zart und reich gebildet. (An den römischen Überresten wohl ebenso prachtvoll aber lebloser.) 2)
Endlich schuf noch die griechische Kunst das korinthische Ca- pitäl. An den Bauten Griechenlands selbst können wir dasselbe nur in seinen Anfängen nachweisen, Anfänge, die freilich Grösseres ver- heissen als es später unter römischer Hand wirklich erfüllt hat. (Die sog. Laterne des Demosthenes, richtiger: das choragische Denkmal des Lysikrates in Athen.)
Indess haben die Römer diese Ordnung mehr geliebt und richti- ger verstanden und behandelt als die beiden andern, ja wenn man die Trefflichkeit der korinthischen Formen am Pantheon und am Tempel des Mars Ultor neben der sonstigen Thätigkeit so zahlreicher griechi- scher Künstler im damaligen Rom in Erwägung zieht, so wird auch wohl der Gedanke erlaubt sein, dass hier noch eine ziemlich unmittel- bare griechische Tradition, wenigstens stellenweise zu uns spricht.
Form, Verhältnisse, Dichtigkeit der Stellung hat die korinthische Säule im Ganzen mit der ionischen gemein; Basis und Cannelirungen, wo diese sich vorfinden, sind dieselben. Das Capitäl aber bildet einen runden Kelch, der mit zwei Reihen von Akanthusblättern ringsum be- kleidet ist. Aus diesen Blättern spriessen Stengel hervor, aus welchen
1) In Rom, z. B. an der späten und sehr schlechten Restauration des Vespa- sianstempels und in Pompeji an vielen Bauten begegnet man einem ionischen Capitäl, welches statt der beiden Seitenvoluten vier Eckvoluten hat; gewiss eine secundäre und nicht eben glückliche Schöpfung.
2) Da zu wenige römisch-ionische Bauten erhalten sind, so urtheilen wir hier nach Fragmenten, welche allerdings auch von korinthischen Bauten herstam- men mögen; allein beide Ordnungen stimmen mit Ausnahme des Capitäls bei den Römern überein.
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Architektur. Korinthische Ordnung.
mässig verziert, die Voluten auf den Seiten mit schuppenartigem Blatt-
werk bedeckt, ihre Spiralen schwunglos und mathematisch, die Deck-
platte überreich) 1). — Das Gebälk ist leicht und der Säule gemäss
gestaltet; der Architrav in drei übereinander hervortretende Riemen
getheilt; der Fries ohne Unterbrechung durch Triglyphen zu fortlaufen-
den Reliefs eingerichtet; alle Zwischenglieder und alle Theile des Ober-
gesimses zart und reich gebildet. (An den römischen Überresten wohl
ebenso prachtvoll aber lebloser.) 2)
Endlich schuf noch die griechische Kunst das korinthische Ca-
pitäl. An den Bauten Griechenlands selbst können wir dasselbe nur
in seinen Anfängen nachweisen, Anfänge, die freilich Grösseres ver-
heissen als es später unter römischer Hand wirklich erfüllt hat. (Die
sog. Laterne des Demosthenes, richtiger: das choragische Denkmal des
Lysikrates in Athen.)
Indess haben die Römer diese Ordnung mehr geliebt und richti-
ger verstanden und behandelt als die beiden andern, ja wenn man die
Trefflichkeit der korinthischen Formen am Pantheon und am Tempel
des Mars Ultor neben der sonstigen Thätigkeit so zahlreicher griechi-
scher Künstler im damaligen Rom in Erwägung zieht, so wird auch
wohl der Gedanke erlaubt sein, dass hier noch eine ziemlich unmittel-
bare griechische Tradition, wenigstens stellenweise zu uns spricht.
Form, Verhältnisse, Dichtigkeit der Stellung hat die korinthische
Säule im Ganzen mit der ionischen gemein; Basis und Cannelirungen,
wo diese sich vorfinden, sind dieselben. Das Capitäl aber bildet einen
runden Kelch, der mit zwei Reihen von Akanthusblättern ringsum be-
kleidet ist. Aus diesen Blättern spriessen Stengel hervor, aus welchen
1) In Rom, z. B. an der späten und sehr schlechten Restauration des Vespa-
sianstempels und in Pompeji an vielen Bauten begegnet man einem ionischen
Capitäl, welches statt der beiden Seitenvoluten vier Eckvoluten hat; gewiss
eine secundäre und nicht eben glückliche Schöpfung.
2) Da zu wenige römisch-ionische Bauten erhalten sind, so urtheilen wir hier
nach Fragmenten, welche allerdings auch von korinthischen Bauten herstam-
men mögen; allein beide Ordnungen stimmen mit Ausnahme des Capitäls bei
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/30>, abgerufen am 05.12.2024.
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