Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Renaissance-Decoration. Stein und Metall.

Ein Gegenstück zu den metallenen Fackelhaltern der toscanischen
Paläste (welche hier durch diejenigen am Pal. del Podesta nur mit-
telmässig repräsentirt sind) bilden die sehr stattlichen ehernen Thür-
hämmer
, als springende Thiere u. dgl. in reicher Einfassung gebildet.
An den zahlreichen Palastpforten, wo sie vorkommen, reichen sie
allerdings nicht über das XVI. Jahrhundert und kaum in dasselbe
hinauf.


a

In Parma haben die zierlichen Pilaster an der Fassade von S.
bSepolcro das Datum 1505. -- Im Dom: die Marmorschranken der
4. Capelle rechts; dann unterhalb der Treppe gegen die südliche und
die nördliche Seitenthür hin zwei Grabmäler, das eine (der Familie
Carissimo) mit dem Namen des Sculptors Gio. Franc. da Grado be-
zeichnet, beide von den schönern Arbeiten der reifern oberitalischen
Renaissance, ohne Figürliches. Im rechten Querschiff das rothmar-
morne Denkmal des Barthol. Montinus 1507.

c

Im Dom von Reggio nennt sich gleichzeitig (1508) der Gold-
schmied Barthol. Spanus als Verfertiger eines einfachen bischöflichen
Nischengrabes mit der guten Statue des (schlafend dargestellten) Ver-
storbenen; Capelle links vom Chor. Anderes der Art dritte Ca-
pelle rechts.

In Ferrara, wo man von jeher dem Marmor weniger entfrem-
det war, steht die Bildung der Arabeske durchschnittlich etwas höher
als in Bologna. Man lernt sie z. B. auf eine sonderbare Weise ken-
nen an den Eckbekleidungen mehrerer sonst ganz schlichten Paläste,
einer Art Programme einer künftigen durchgängigen Marmorbeklei-
ddung, zu welcher dann Zeit und Mittel fehlten. Die schönsten an Pal.
de' Leoni, der auch eine vorzügliche Thür aufweist (S. 212, e). -- Die
ePfeilerbasen in der Carthause S. Cristoforo haben ebenfalls sehr schöne
Arabesken, wobei man sogar den Namen Sansovino's zu nennen wagt.

f

In Modena ergiebt der Dom ausser einem guten Nischengrab
(Molza, Capelle links vom Chor) ein paar merkwürdige grosse Altar-
nischen in beiden Seitenschiffen. Die schönste die des ersten Altares
rechts, deren Füllungen von Dosso Dossi ausgemalt sein sollen.


Renaissance-Decoration. Stein und Metall.

Ein Gegenstück zu den metallenen Fackelhaltern der toscanischen
Paläste (welche hier durch diejenigen am Pal. del Podestà nur mit-
telmässig repräsentirt sind) bilden die sehr stattlichen ehernen Thür-
hämmer
, als springende Thiere u. dgl. in reicher Einfassung gebildet.
An den zahlreichen Palastpforten, wo sie vorkommen, reichen sie
allerdings nicht über das XVI. Jahrhundert und kaum in dasselbe
hinauf.


a

In Parma haben die zierlichen Pilaster an der Fassade von S.
bSepolcro das Datum 1505. — Im Dom: die Marmorschranken der
4. Capelle rechts; dann unterhalb der Treppe gegen die südliche und
die nördliche Seitenthür hin zwei Grabmäler, das eine (der Familie
Carissimo) mit dem Namen des Sculptors Gio. Franc. da Grado be-
zeichnet, beide von den schönern Arbeiten der reifern oberitalischen
Renaissance, ohne Figürliches. Im rechten Querschiff das rothmar-
morne Denkmal des Barthol. Montinus 1507.

c

Im Dom von Reggio nennt sich gleichzeitig (1508) der Gold-
schmied Barthol. Spanus als Verfertiger eines einfachen bischöflichen
Nischengrabes mit der guten Statue des (schlafend dargestellten) Ver-
storbenen; Capelle links vom Chor. Anderes der Art dritte Ca-
pelle rechts.

In Ferrara, wo man von jeher dem Marmor weniger entfrem-
det war, steht die Bildung der Arabeske durchschnittlich etwas höher
als in Bologna. Man lernt sie z. B. auf eine sonderbare Weise ken-
nen an den Eckbekleidungen mehrerer sonst ganz schlichten Paläste,
einer Art Programme einer künftigen durchgängigen Marmorbeklei-
ddung, zu welcher dann Zeit und Mittel fehlten. Die schönsten an Pal.
de’ Leoni, der auch eine vorzügliche Thür aufweist (S. 212, e). — Die
ePfeilerbasen in der Carthause S. Cristoforo haben ebenfalls sehr schöne
Arabesken, wobei man sogar den Namen Sansovino’s zu nennen wagt.

f

In Modena ergiebt der Dom ausser einem guten Nischengrab
(Molza, Capelle links vom Chor) ein paar merkwürdige grosse Altar-
nischen in beiden Seitenschiffen. Die schönste die des ersten Altares
rechts, deren Füllungen von Dosso Dossi ausgemalt sein sollen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0272" n="250"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Renaissance-Decoration. Stein und Metall.</hi> </fw><lb/>
        <p>Ein Gegenstück zu den metallenen Fackelhaltern der toscanischen<lb/>
Paläste (welche hier durch diejenigen am Pal. del Podestà nur mit-<lb/>
telmässig repräsentirt sind) bilden die sehr stattlichen ehernen <hi rendition="#g">Thür-<lb/>
hämmer</hi>, als springende Thiere u. dgl. in reicher Einfassung gebildet.<lb/>
An den zahlreichen Palastpforten, wo sie vorkommen, reichen sie<lb/>
allerdings nicht über das XVI. Jahrhundert und kaum in dasselbe<lb/>
hinauf.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <note place="left">a</note>
        <p>In <hi rendition="#g">Parma</hi> haben die zierlichen Pilaster an der Fassade von S.<lb/><note place="left">b</note>Sepolcro das Datum 1505. &#x2014; Im Dom: die Marmorschranken der<lb/>
4. Capelle rechts; dann unterhalb der Treppe gegen die südliche und<lb/>
die nördliche Seitenthür hin zwei Grabmäler, das eine (der Familie<lb/>
Carissimo) mit dem Namen des Sculptors Gio. Franc. da Grado be-<lb/>
zeichnet, beide von den schönern Arbeiten der reifern oberitalischen<lb/>
Renaissance, ohne Figürliches. Im rechten Querschiff das rothmar-<lb/>
morne Denkmal des Barthol. Montinus 1507.</p><lb/>
        <note place="left">c</note>
        <p>Im Dom von <hi rendition="#g">Reggio</hi> nennt sich gleichzeitig (1508) der Gold-<lb/>
schmied Barthol. Spanus als Verfertiger eines einfachen bischöflichen<lb/>
Nischengrabes mit der guten Statue des (schlafend dargestellten) Ver-<lb/>
storbenen; Capelle links vom Chor. Anderes der Art dritte Ca-<lb/>
pelle rechts.</p><lb/>
        <p>In <hi rendition="#g">Ferrara</hi>, wo man von jeher dem Marmor weniger entfrem-<lb/>
det war, steht die Bildung der Arabeske durchschnittlich etwas höher<lb/>
als in Bologna. Man lernt sie z. B. auf eine sonderbare Weise ken-<lb/>
nen an den Eckbekleidungen mehrerer sonst ganz schlichten Paläste,<lb/>
einer Art Programme einer künftigen durchgängigen Marmorbeklei-<lb/><note place="left">d</note>dung, zu welcher dann Zeit und Mittel fehlten. Die schönsten an Pal.<lb/>
de&#x2019; Leoni, der auch eine vorzügliche Thür aufweist (S. 212, e). &#x2014; Die<lb/><note place="left">e</note>Pfeilerbasen in der Carthause S. Cristoforo haben ebenfalls sehr schöne<lb/>
Arabesken, wobei man sogar den Namen Sansovino&#x2019;s zu nennen wagt.</p><lb/>
        <note place="left">f</note>
        <p>In <hi rendition="#g">Modena</hi> ergiebt der Dom ausser einem guten Nischengrab<lb/>
(Molza, Capelle links vom Chor) ein paar merkwürdige grosse Altar-<lb/>
nischen in beiden Seitenschiffen. Die schönste die des ersten Altares<lb/>
rechts, deren Füllungen von Dosso Dossi ausgemalt sein sollen.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0272] Renaissance-Decoration. Stein und Metall. Ein Gegenstück zu den metallenen Fackelhaltern der toscanischen Paläste (welche hier durch diejenigen am Pal. del Podestà nur mit- telmässig repräsentirt sind) bilden die sehr stattlichen ehernen Thür- hämmer, als springende Thiere u. dgl. in reicher Einfassung gebildet. An den zahlreichen Palastpforten, wo sie vorkommen, reichen sie allerdings nicht über das XVI. Jahrhundert und kaum in dasselbe hinauf. In Parma haben die zierlichen Pilaster an der Fassade von S. Sepolcro das Datum 1505. — Im Dom: die Marmorschranken der 4. Capelle rechts; dann unterhalb der Treppe gegen die südliche und die nördliche Seitenthür hin zwei Grabmäler, das eine (der Familie Carissimo) mit dem Namen des Sculptors Gio. Franc. da Grado be- zeichnet, beide von den schönern Arbeiten der reifern oberitalischen Renaissance, ohne Figürliches. Im rechten Querschiff das rothmar- morne Denkmal des Barthol. Montinus 1507. b Im Dom von Reggio nennt sich gleichzeitig (1508) der Gold- schmied Barthol. Spanus als Verfertiger eines einfachen bischöflichen Nischengrabes mit der guten Statue des (schlafend dargestellten) Ver- storbenen; Capelle links vom Chor. Anderes der Art dritte Ca- pelle rechts. In Ferrara, wo man von jeher dem Marmor weniger entfrem- det war, steht die Bildung der Arabeske durchschnittlich etwas höher als in Bologna. Man lernt sie z. B. auf eine sonderbare Weise ken- nen an den Eckbekleidungen mehrerer sonst ganz schlichten Paläste, einer Art Programme einer künftigen durchgängigen Marmorbeklei- dung, zu welcher dann Zeit und Mittel fehlten. Die schönsten an Pal. de’ Leoni, der auch eine vorzügliche Thür aufweist (S. 212, e). — Die Pfeilerbasen in der Carthause S. Cristoforo haben ebenfalls sehr schöne Arabesken, wobei man sogar den Namen Sansovino’s zu nennen wagt. d e In Modena ergiebt der Dom ausser einem guten Nischengrab (Molza, Capelle links vom Chor) ein paar merkwürdige grosse Altar- nischen in beiden Seitenschiffen. Die schönste die des ersten Altares rechts, deren Füllungen von Dosso Dossi ausgemalt sein sollen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/272
Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/272>, abgerufen am 18.12.2024.