Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite
Eichhörnchen   1,84.
Kaninchen   2,05.
Meerschweinchen   2,36.
Ratte   2,38.

Bei flüchtiger Betrachtung könnte man aus dieser
Tabelle sehliessen, der Mensch sei omni vor oder gar
earnivor, der Affe dagegen frugivor. Die Zahlen
müssen aber doch anders gedeutet werden. Leider
ist die Zahl der untersuchten Speeies zur Ableitung
allgemeiner Gesetze viel zu gering. Es scheint mir
indessen schon aus den vorliegenden Zahlen hervor-
zugehen, dass hier zwei Gesetze sich kreuzen und
gegenseitig verdecken.

1) Das Verhältniss der Darmfläche zum Körper-
gewicht ist beim Pflanzenfresser grösser als beim
Omnivoren und Oarnivoren,

2) Bei verwandten Thieren mit gleicher Ernäh-
rungsweise ist das Verhäitniss der Darmoberfläche
zum Körpergewicht um so grösser, je kleiner das
Thier ist. Dieses erklärt sich rein mathematisch
und physikalisch daraus, dass das kleinere Thier,
bei welchem bekanntlich das Verhäftniss der Körper-
oberfläche zum Inhalte grösser, daher auch die
Wärmeabgabe relativ grösser ist, relativ mehr Nah-
rung aufnehmen muss. Das kleinere Thier bedarf
daher zur Nahrungsaufnahme einer relativ grösseren
resorbirenden Fläche.

Wir sehen daher auf der obigen Tabelle, dass
bei der Hauskatze das Verhältniss der Darmfläche
zura Körpergewicht grösser ist als beim Löwen, beim

Eichhörnchen   1,84.
Kaninchen   2,05.
Meerschweinchen   2,36.
Ratte   2,38.

Bei flüchtiger Betrachtung könnte man aus dieser
Tabelle sehliessen, der Mensch sei omni vor oder gar
earnivor, der Affe dagegen frugivor. Die Zahlen
müssen aber doch anders gedeutet werden. Leider
ist die Zahl der untersuchten Speeies zur Ableitung
allgemeiner Gesetze viel zu gering. Es scheint mir
indessen schon aus den vorliegenden Zahlen hervor-
zugehen, dass hier zwei Gesetze sich kreuzen und
gegenseitig verdecken.

1) Das Verhältniss der Darmfläche zum Körper-
gewicht ist beim Pflanzenfresser grösser als beim
Omnivoren und Oarnivoren,

2) Bei verwandten Thieren mit gleicher Ernäh-
rungsweise ist das Verhäitniss der Darmoberfläche
zum Körpergewicht um so grösser, je kleiner das
Thier ist. Dieses erklärt sich rein mathematisch
und physikalisch daraus, dass das kleinere Thier,
bei welchem bekanntlich das Verhäftniss der Körper-
oberfläche zum Inhalte grösser, daher auch die
Wärmeabgabe relativ grösser ist, relativ mehr Nah-
rung aufnehmen muss. Das kleinere Thier bedarf
daher zur Nahrungsaufnahme einer relativ grösseren
resorbirenden Fläche.

Wir sehen daher auf der obigen Tabelle, dass
bei der Hauskatze das Verhältniss der Darmfläche
zura Körpergewicht grösser ist als beim Löwen, beim

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <list>
          <pb facs="#f0007" n="6"/>
          <item> Eichhörnchen<space dim="horizontal"/>1,84.</item>
          <item> Kaninchen<space dim="horizontal"/>2,05.</item>
          <item> Meerschweinchen<space dim="horizontal"/>2,36.</item>
          <item> Ratte<space dim="horizontal"/>2,38.</item>
        </list>
        <p> Bei flüchtiger Betrachtung könnte man aus dieser<lb/>
Tabelle sehliessen, der Mensch sei omni vor oder gar<lb/>
earnivor, der Affe dagegen frugivor. Die Zahlen<lb/>
müssen aber doch anders gedeutet werden. Leider<lb/>
ist die Zahl der untersuchten Speeies zur Ableitung<lb/>
allgemeiner Gesetze viel zu gering. Es scheint mir<lb/>
indessen schon aus den vorliegenden Zahlen hervor-<lb/>
zugehen, dass hier zwei Gesetze sich kreuzen und<lb/>
gegenseitig verdecken.<lb/></p>
        <p> 1) Das Verhältniss der Darmfläche zum Körper-<lb/>
gewicht ist beim Pflanzenfresser grösser als beim<lb/>
Omnivoren und Oarnivoren,<lb/></p>
        <p> 2) Bei verwandten Thieren mit gleicher Ernäh-<lb/>
rungsweise ist das Verhäitniss der Darmoberfläche<lb/>
zum Körpergewicht um so grösser, je kleiner das<lb/>
Thier ist. Dieses erklärt sich rein mathematisch<lb/>
und physikalisch daraus, dass das kleinere Thier,<lb/>
bei welchem bekanntlich das Verhäftniss der Körper-<lb/>
oberfläche zum Inhalte grösser, daher auch die<lb/>
Wärmeabgabe relativ grösser ist, relativ mehr Nah-<lb/>
rung aufnehmen muss. Das kleinere Thier bedarf<lb/>
daher zur Nahrungsaufnahme einer relativ grösseren<lb/>
resorbirenden Fläche.<lb/></p>
        <p> Wir sehen daher auf der obigen Tabelle, dass<lb/>
bei der Hauskatze das Verhältniss der Darmfläche<lb/>
zura Körpergewicht grösser ist als beim Löwen, beim<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0007] Eichhörnchen 1,84. Kaninchen 2,05. Meerschweinchen 2,36. Ratte 2,38. Bei flüchtiger Betrachtung könnte man aus dieser Tabelle sehliessen, der Mensch sei omni vor oder gar earnivor, der Affe dagegen frugivor. Die Zahlen müssen aber doch anders gedeutet werden. Leider ist die Zahl der untersuchten Speeies zur Ableitung allgemeiner Gesetze viel zu gering. Es scheint mir indessen schon aus den vorliegenden Zahlen hervor- zugehen, dass hier zwei Gesetze sich kreuzen und gegenseitig verdecken. 1) Das Verhältniss der Darmfläche zum Körper- gewicht ist beim Pflanzenfresser grösser als beim Omnivoren und Oarnivoren, 2) Bei verwandten Thieren mit gleicher Ernäh- rungsweise ist das Verhäitniss der Darmoberfläche zum Körpergewicht um so grösser, je kleiner das Thier ist. Dieses erklärt sich rein mathematisch und physikalisch daraus, dass das kleinere Thier, bei welchem bekanntlich das Verhäftniss der Körper- oberfläche zum Inhalte grösser, daher auch die Wärmeabgabe relativ grösser ist, relativ mehr Nah- rung aufnehmen muss. Das kleinere Thier bedarf daher zur Nahrungsaufnahme einer relativ grösseren resorbirenden Fläche. Wir sehen daher auf der obigen Tabelle, dass bei der Hauskatze das Verhältniss der Darmfläche zura Körpergewicht grösser ist als beim Löwen, beim

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bunge_vegetarianismus_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bunge_vegetarianismus_1885/7
Zitationshilfe: Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bunge_vegetarianismus_1885/7>, abgerufen am 26.04.2024.