Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 3. Von den Assecuranzen.
ren, z. B. Zitronen und anderer Früchte, die nicht
den Winter durch liegen bleiben können. Dann geht
noch manches Schiff mit denselben beladen von Lübek
im December ab und erreicht den Hafen seiner Be-
stimmung. Denn viele Häfen im hohen Norden,
z. B. Reval, Bergen, Drontheim sind oft im Ja-
nuar noch nicht vom Eise geschlossen. Man kann
auch in jezigen Zeiten sehr auf die gebesserte Kunst
der Schiffahrt rechnen. Auf manche Gegenden muß
ein Schiff seine Abfahrt bis in den Winter stellen.
Das müssen insonderheit die Ostindienfahrer, die,
wenn sie die Passatwinde treffen wollen, spät im
Jahre aus den Nordischen Häfen abgehen müssen.

2) Die Preise aller Waaren, welche über See
kommen, werden dadurch teurer. Derjenige, wel-
cher die Assecuranz wirklich bezahlt, muß dieselbe
auf den Preis der Waare schlagen. Aber auch der
Kaufmann, welcher die Seegefahr selbst läuft, wird
darum nicht wolfeiler verkaufen, sondern den Preis
mit geniessen wollen, für welchen diejenigen verkau-
fen, welche die Prämie auf selbige bezahlt haben.

Indessen ist dies nur ein anscheinender Nachteil.
In ältern Zeiten wurden die Waaren unter sonst glei-
chen Umständen eben dadurch gewiß teurer als jezt,
daß der Kaufmann auf höhere Preise halten muste,
um den so ungewissen Schaden von Seeunglük aus-

Cap. 3. Von den Aſſecuranzen.
ren, z. B. Zitronen und anderer Fruͤchte, die nicht
den Winter durch liegen bleiben koͤnnen. Dann geht
noch manches Schiff mit denſelben beladen von Luͤbek
im December ab und erreicht den Hafen ſeiner Be-
ſtimmung. Denn viele Haͤfen im hohen Norden,
z. B. Reval, Bergen, Drontheim ſind oft im Ja-
nuar noch nicht vom Eiſe geſchloſſen. Man kann
auch in jezigen Zeiten ſehr auf die gebeſſerte Kunſt
der Schiffahrt rechnen. Auf manche Gegenden muß
ein Schiff ſeine Abfahrt bis in den Winter ſtellen.
Das muͤſſen inſonderheit die Oſtindienfahrer, die,
wenn ſie die Paſſatwinde treffen wollen, ſpaͤt im
Jahre aus den Nordiſchen Haͤfen abgehen muͤſſen.

2) Die Preiſe aller Waaren, welche uͤber See
kommen, werden dadurch teurer. Derjenige, wel-
cher die Aſſecuranz wirklich bezahlt, muß dieſelbe
auf den Preis der Waare ſchlagen. Aber auch der
Kaufmann, welcher die Seegefahr ſelbſt laͤuft, wird
darum nicht wolfeiler verkaufen, ſondern den Preis
mit genieſſen wollen, fuͤr welchen diejenigen verkau-
fen, welche die Praͤmie auf ſelbige bezahlt haben.

Indeſſen iſt dies nur ein anſcheinender Nachteil.
In aͤltern Zeiten wurden die Waaren unter ſonſt glei-
chen Umſtaͤnden eben dadurch gewiß teurer als jezt,
daß der Kaufmann auf hoͤhere Preiſe halten muſte,
um den ſo ungewiſſen Schaden von Seeungluͤk aus-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0097" n="89"/><fw place="top" type="header">Cap. 3. Von den A&#x017F;&#x017F;ecuranzen.</fw><lb/>
ren, z. B. Zitronen und anderer Fru&#x0364;chte, die nicht<lb/>
den Winter durch liegen bleiben ko&#x0364;nnen. Dann geht<lb/>
noch manches Schiff mit den&#x017F;elben beladen von Lu&#x0364;bek<lb/>
im December ab und erreicht den Hafen &#x017F;einer Be-<lb/>
&#x017F;timmung. Denn viele Ha&#x0364;fen im hohen Norden,<lb/>
z. B. Reval, Bergen, Drontheim &#x017F;ind oft im Ja-<lb/>
nuar noch nicht vom Ei&#x017F;e ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Man kann<lb/>
auch in jezigen Zeiten &#x017F;ehr auf die gebe&#x017F;&#x017F;erte Kun&#x017F;t<lb/>
der Schiffahrt rechnen. Auf manche Gegenden muß<lb/>
ein Schiff &#x017F;eine Abfahrt bis in den Winter &#x017F;tellen.<lb/>
Das mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in&#x017F;onderheit die O&#x017F;tindienfahrer, die,<lb/>
wenn &#x017F;ie die Pa&#x017F;&#x017F;atwinde treffen wollen, &#x017F;pa&#x0364;t im<lb/>
Jahre aus den Nordi&#x017F;chen Ha&#x0364;fen abgehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>2) Die Prei&#x017F;e aller Waaren, welche u&#x0364;ber See<lb/>
kommen, werden dadurch teurer. Derjenige, wel-<lb/>
cher die A&#x017F;&#x017F;ecuranz wirklich bezahlt, muß die&#x017F;elbe<lb/>
auf den Preis der Waare &#x017F;chlagen. Aber auch der<lb/>
Kaufmann, welcher die Seegefahr &#x017F;elb&#x017F;t la&#x0364;uft, wird<lb/>
darum nicht wolfeiler verkaufen, &#x017F;ondern den Preis<lb/>
mit genie&#x017F;&#x017F;en wollen, fu&#x0364;r welchen diejenigen verkau-<lb/>
fen, welche die Pra&#x0364;mie auf &#x017F;elbige bezahlt haben.</p><lb/>
                <p>Inde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t dies nur ein an&#x017F;cheinender Nachteil.<lb/>
In a&#x0364;ltern Zeiten wurden die Waaren unter &#x017F;on&#x017F;t glei-<lb/>
chen Um&#x017F;ta&#x0364;nden eben dadurch gewiß teurer als jezt,<lb/>
daß der Kaufmann auf ho&#x0364;here Prei&#x017F;e halten mu&#x017F;te,<lb/>
um den &#x017F;o ungewi&#x017F;&#x017F;en Schaden von Seeunglu&#x0364;k aus-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0097] Cap. 3. Von den Aſſecuranzen. ren, z. B. Zitronen und anderer Fruͤchte, die nicht den Winter durch liegen bleiben koͤnnen. Dann geht noch manches Schiff mit denſelben beladen von Luͤbek im December ab und erreicht den Hafen ſeiner Be- ſtimmung. Denn viele Haͤfen im hohen Norden, z. B. Reval, Bergen, Drontheim ſind oft im Ja- nuar noch nicht vom Eiſe geſchloſſen. Man kann auch in jezigen Zeiten ſehr auf die gebeſſerte Kunſt der Schiffahrt rechnen. Auf manche Gegenden muß ein Schiff ſeine Abfahrt bis in den Winter ſtellen. Das muͤſſen inſonderheit die Oſtindienfahrer, die, wenn ſie die Paſſatwinde treffen wollen, ſpaͤt im Jahre aus den Nordiſchen Haͤfen abgehen muͤſſen. 2) Die Preiſe aller Waaren, welche uͤber See kommen, werden dadurch teurer. Derjenige, wel- cher die Aſſecuranz wirklich bezahlt, muß dieſelbe auf den Preis der Waare ſchlagen. Aber auch der Kaufmann, welcher die Seegefahr ſelbſt laͤuft, wird darum nicht wolfeiler verkaufen, ſondern den Preis mit genieſſen wollen, fuͤr welchen diejenigen verkau- fen, welche die Praͤmie auf ſelbige bezahlt haben. Indeſſen iſt dies nur ein anſcheinender Nachteil. In aͤltern Zeiten wurden die Waaren unter ſonſt glei- chen Umſtaͤnden eben dadurch gewiß teurer als jezt, daß der Kaufmann auf hoͤhere Preiſe halten muſte, um den ſo ungewiſſen Schaden von Seeungluͤk aus-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/97
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/97>, abgerufen am 23.11.2024.