Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 2. Vom Verlust bei der Seefahrt etc.
Ich werde in den Zusäzen noch mehr darüber zu
sagen haben.

§. 7.

Die einzigen Zeugen von fast allen denen Um-
ständen und Vorfällen, aus welchen Averei entsteht,
sind der Schiffer und sein Schiffsvolk. Aus ihren
Zeugnissen muß es klar werden, ob und welcher
Schaden als grosse oder als particuläre Averei anzu-
sehen sei. Ist das Schiff samt dem Volke umge-
kommen, so bedarf es keines Zeugnisses. Ist das
Volk umgekommen, das Schiff aber in einem sol-
chen Zustande gestrandet, daß von demselben und
der Ladung noch etwas gerettet werden kann, so
kann bei ganz fehlendem Zeugnisse keine grosse
Averei
angenommen, berechnet, oder, wie der
gewöhnliche Ausdruk ist, formirt werden. Dann
ist alles particuläre Averei, auch bei solchen Ver-
mutungen, die sich aus denen Umständen, worin
das Schiff gefunden worden, ziehen lassen, daß vor
der Strandung etwas vorgegangen sei, was sich zur
grossen Averei qualificirt.

Dies Zeugnis muß in dem ersten Hafen, wo das
Schiff anlangt, vor gerichtlichen Personen eidlich
abgelegt werden. Man nennt es die Verklarung.
Wenn es bis zu dem Bestimmungs-Hafen, oder gar

Cap. 2. Vom Verluſt bei der Seefahrt ꝛc.
Ich werde in den Zuſaͤzen noch mehr daruͤber zu
ſagen haben.

§. 7.

Die einzigen Zeugen von faſt allen denen Um-
ſtaͤnden und Vorfaͤllen, aus welchen Averei entſteht,
ſind der Schiffer und ſein Schiffsvolk. Aus ihren
Zeugniſſen muß es klar werden, ob und welcher
Schaden als groſſe oder als particulaͤre Averei anzu-
ſehen ſei. Iſt das Schiff ſamt dem Volke umge-
kommen, ſo bedarf es keines Zeugniſſes. Iſt das
Volk umgekommen, das Schiff aber in einem ſol-
chen Zuſtande geſtrandet, daß von demſelben und
der Ladung noch etwas gerettet werden kann, ſo
kann bei ganz fehlendem Zeugniſſe keine groſſe
Averei
angenommen, berechnet, oder, wie der
gewoͤhnliche Ausdruk iſt, formirt werden. Dann
iſt alles particulaͤre Averei, auch bei ſolchen Ver-
mutungen, die ſich aus denen Umſtaͤnden, worin
das Schiff gefunden worden, ziehen laſſen, daß vor
der Strandung etwas vorgegangen ſei, was ſich zur
groſſen Averei qualificirt.

Dies Zeugnis muß in dem erſten Hafen, wo das
Schiff anlangt, vor gerichtlichen Perſonen eidlich
abgelegt werden. Man nennt es die Verklarung.
Wenn es bis zu dem Beſtimmungs-Hafen, oder gar

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0047" n="39"/><fw place="top" type="header">Cap. 2. Vom Verlu&#x017F;t bei der Seefahrt &#xA75B;c.</fw><lb/>
Ich werde in den Zu&#x017F;a&#x0364;zen noch mehr daru&#x0364;ber zu<lb/>
&#x017F;agen haben.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 7.</head><lb/>
                <p>Die einzigen Zeugen von fa&#x017F;t allen denen Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden und Vorfa&#x0364;llen, aus welchen Averei ent&#x017F;teht,<lb/>
&#x017F;ind der Schiffer und &#x017F;ein Schiffsvolk. Aus ihren<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;en muß es klar werden, ob und welcher<lb/>
Schaden als gro&#x017F;&#x017F;e oder als particula&#x0364;re Averei anzu-<lb/>
&#x017F;ehen &#x017F;ei. I&#x017F;t das Schiff &#x017F;amt dem Volke umge-<lb/>
kommen, &#x017F;o bedarf es keines Zeugni&#x017F;&#x017F;es. I&#x017F;t das<lb/>
Volk umgekommen, das Schiff aber in einem &#x017F;ol-<lb/>
chen Zu&#x017F;tande ge&#x017F;trandet, daß von dem&#x017F;elben und<lb/>
der Ladung noch etwas gerettet werden kann, &#x017F;o<lb/>
kann bei ganz fehlendem Zeugni&#x017F;&#x017F;e keine <hi rendition="#g">gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Averei</hi> angenommen, berechnet, oder, wie der<lb/>
gewo&#x0364;hnliche Ausdruk i&#x017F;t, <hi rendition="#g">formirt</hi> werden. Dann<lb/>
i&#x017F;t alles particula&#x0364;re Averei, auch bei &#x017F;olchen Ver-<lb/>
mutungen, die &#x017F;ich aus denen Um&#x017F;ta&#x0364;nden, worin<lb/>
das Schiff gefunden worden, ziehen la&#x017F;&#x017F;en, daß vor<lb/>
der Strandung etwas vorgegangen &#x017F;ei, was &#x017F;ich zur<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Averei qualificirt.</p><lb/>
                <p>Dies Zeugnis muß in dem er&#x017F;ten Hafen, wo das<lb/>
Schiff anlangt, vor gerichtlichen Per&#x017F;onen eidlich<lb/>
abgelegt werden. Man nennt es die <hi rendition="#g">Verklarung</hi>.<lb/>
Wenn es bis zu dem Be&#x017F;timmungs-Hafen, oder gar<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0047] Cap. 2. Vom Verluſt bei der Seefahrt ꝛc. Ich werde in den Zuſaͤzen noch mehr daruͤber zu ſagen haben. §. 7. Die einzigen Zeugen von faſt allen denen Um- ſtaͤnden und Vorfaͤllen, aus welchen Averei entſteht, ſind der Schiffer und ſein Schiffsvolk. Aus ihren Zeugniſſen muß es klar werden, ob und welcher Schaden als groſſe oder als particulaͤre Averei anzu- ſehen ſei. Iſt das Schiff ſamt dem Volke umge- kommen, ſo bedarf es keines Zeugniſſes. Iſt das Volk umgekommen, das Schiff aber in einem ſol- chen Zuſtande geſtrandet, daß von demſelben und der Ladung noch etwas gerettet werden kann, ſo kann bei ganz fehlendem Zeugniſſe keine groſſe Averei angenommen, berechnet, oder, wie der gewoͤhnliche Ausdruk iſt, formirt werden. Dann iſt alles particulaͤre Averei, auch bei ſolchen Ver- mutungen, die ſich aus denen Umſtaͤnden, worin das Schiff gefunden worden, ziehen laſſen, daß vor der Strandung etwas vorgegangen ſei, was ſich zur groſſen Averei qualificirt. Dies Zeugnis muß in dem erſten Hafen, wo das Schiff anlangt, vor gerichtlichen Perſonen eidlich abgelegt werden. Man nennt es die Verklarung. Wenn es bis zu dem Beſtimmungs-Hafen, oder gar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/47
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/47>, abgerufen am 18.12.2024.