Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
Rechnung, daß von 22 Rthlrn., für die wir die Reise
mit Einschluß dieser Zölle bedungen hatten, ihm nur
wenige Tahler übrig blieben, auf deren Erwerb er hin
und zurük sieben Tage verwenden mußte. Ungefähr
für eben so viel Geld hätten wir zu Lande reisen können.
Wir waren also an der Grenze, bei welcher die Fluß-
und Landreise gleich kostbar ward, und bezahlten folg-
lich den grossen und kleinen Beherrschern dieser schö-
nen Gegend wenigstens 12 Tahler für das Vergnü-
gen von deren Anblik. Eine zweite Ursache, den
Fluß zu verlassen, wird die Schwierigkeit der Reise
gegen den Strom. Es ist denn doch nun auch wirk-
lich dahin gekommen, daß die Landfracht den Vor-
zug vor der Flußfracht für alle solche Güter gewinnt,
deren Wehrt das höhere Fuhrlohn ertragen kann.
Eine ungeheure Masse von Waaren geht deswegen
von Hamburg auf Lüneburg oder Harburg, und von
dort auf der Achse in solche Gegenden des inneren
Deutschlandes, welchen ohne diese Zölle die Elbe sie
zuführen würde.

Mit so vielen und so hohen Zöllen kann nun frei-
lich die Landfracht nicht erschwert werden, wenn
nicht der Fürst die durch sein Land gehende Handlung
ganz niederschlagen will. Aber doch fehlt es daran
nicht allerdings. Billig wäre es auch, einem Tran-
sithandel gute Strassen zu geben, auch wenn man

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
Rechnung, daß von 22 Rthlrn., fuͤr die wir die Reiſe
mit Einſchluß dieſer Zoͤlle bedungen hatten, ihm nur
wenige Tahler uͤbrig blieben, auf deren Erwerb er hin
und zuruͤk ſieben Tage verwenden mußte. Ungefaͤhr
fuͤr eben ſo viel Geld haͤtten wir zu Lande reiſen koͤnnen.
Wir waren alſo an der Grenze, bei welcher die Fluß-
und Landreiſe gleich koſtbar ward, und bezahlten folg-
lich den groſſen und kleinen Beherrſchern dieſer ſchoͤ-
nen Gegend wenigſtens 12 Tahler fuͤr das Vergnuͤ-
gen von deren Anblik. Eine zweite Urſache, den
Fluß zu verlaſſen, wird die Schwierigkeit der Reiſe
gegen den Strom. Es iſt denn doch nun auch wirk-
lich dahin gekommen, daß die Landfracht den Vor-
zug vor der Flußfracht fuͤr alle ſolche Guͤter gewinnt,
deren Wehrt das hoͤhere Fuhrlohn ertragen kann.
Eine ungeheure Maſſe von Waaren geht deswegen
von Hamburg auf Luͤneburg oder Harburg, und von
dort auf der Achſe in ſolche Gegenden des inneren
Deutſchlandes, welchen ohne dieſe Zoͤlle die Elbe ſie
zufuͤhren wuͤrde.

Mit ſo vielen und ſo hohen Zoͤllen kann nun frei-
lich die Landfracht nicht erſchwert werden, wenn
nicht der Fuͤrſt die durch ſein Land gehende Handlung
ganz niederſchlagen will. Aber doch fehlt es daran
nicht allerdings. Billig waͤre es auch, einem Tran-
ſithandel gute Straſſen zu geben, auch wenn man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0280" n="272"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/>
Rechnung, daß von 22 Rthlrn., fu&#x0364;r die wir die Rei&#x017F;e<lb/>
mit Ein&#x017F;chluß die&#x017F;er Zo&#x0364;lle bedungen hatten, ihm nur<lb/>
wenige Tahler u&#x0364;brig blieben, auf deren Erwerb er hin<lb/>
und zuru&#x0364;k &#x017F;ieben Tage verwenden mußte. Ungefa&#x0364;hr<lb/>
fu&#x0364;r eben &#x017F;o viel Geld ha&#x0364;tten wir zu Lande rei&#x017F;en ko&#x0364;nnen.<lb/>
Wir waren al&#x017F;o an der Grenze, bei welcher die Fluß-<lb/>
und Landrei&#x017F;e gleich ko&#x017F;tbar ward, und bezahlten folg-<lb/>
lich den gro&#x017F;&#x017F;en und kleinen Beherr&#x017F;chern die&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Gegend wenig&#x017F;tens 12 Tahler fu&#x0364;r das Vergnu&#x0364;-<lb/>
gen von deren Anblik. Eine zweite Ur&#x017F;ache, den<lb/>
Fluß zu verla&#x017F;&#x017F;en, wird die Schwierigkeit der Rei&#x017F;e<lb/>
gegen den Strom. Es i&#x017F;t denn doch nun auch wirk-<lb/>
lich dahin gekommen, daß die Landfracht den Vor-<lb/>
zug vor der Flußfracht fu&#x0364;r alle &#x017F;olche Gu&#x0364;ter gewinnt,<lb/>
deren Wehrt das ho&#x0364;here Fuhrlohn ertragen kann.<lb/>
Eine ungeheure Ma&#x017F;&#x017F;e von Waaren geht deswegen<lb/>
von Hamburg auf Lu&#x0364;neburg oder Harburg, und von<lb/>
dort auf der Ach&#x017F;e in &#x017F;olche Gegenden des inneren<lb/>
Deut&#x017F;chlandes, welchen ohne die&#x017F;e Zo&#x0364;lle die Elbe &#x017F;ie<lb/>
zufu&#x0364;hren wu&#x0364;rde.</p><lb/>
                  <p>Mit &#x017F;o vielen und &#x017F;o hohen Zo&#x0364;llen kann nun frei-<lb/>
lich die Landfracht nicht er&#x017F;chwert werden, wenn<lb/>
nicht der Fu&#x0364;r&#x017F;t die durch &#x017F;ein Land gehende Handlung<lb/>
ganz nieder&#x017F;chlagen will. Aber doch fehlt es daran<lb/>
nicht allerdings. Billig wa&#x0364;re es auch, einem Tran-<lb/>
&#x017F;ithandel gute Stra&#x017F;&#x017F;en zu geben, auch wenn man<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0280] 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. Rechnung, daß von 22 Rthlrn., fuͤr die wir die Reiſe mit Einſchluß dieſer Zoͤlle bedungen hatten, ihm nur wenige Tahler uͤbrig blieben, auf deren Erwerb er hin und zuruͤk ſieben Tage verwenden mußte. Ungefaͤhr fuͤr eben ſo viel Geld haͤtten wir zu Lande reiſen koͤnnen. Wir waren alſo an der Grenze, bei welcher die Fluß- und Landreiſe gleich koſtbar ward, und bezahlten folg- lich den groſſen und kleinen Beherrſchern dieſer ſchoͤ- nen Gegend wenigſtens 12 Tahler fuͤr das Vergnuͤ- gen von deren Anblik. Eine zweite Urſache, den Fluß zu verlaſſen, wird die Schwierigkeit der Reiſe gegen den Strom. Es iſt denn doch nun auch wirk- lich dahin gekommen, daß die Landfracht den Vor- zug vor der Flußfracht fuͤr alle ſolche Guͤter gewinnt, deren Wehrt das hoͤhere Fuhrlohn ertragen kann. Eine ungeheure Maſſe von Waaren geht deswegen von Hamburg auf Luͤneburg oder Harburg, und von dort auf der Achſe in ſolche Gegenden des inneren Deutſchlandes, welchen ohne dieſe Zoͤlle die Elbe ſie zufuͤhren wuͤrde. Mit ſo vielen und ſo hohen Zoͤllen kann nun frei- lich die Landfracht nicht erſchwert werden, wenn nicht der Fuͤrſt die durch ſein Land gehende Handlung ganz niederſchlagen will. Aber doch fehlt es daran nicht allerdings. Billig waͤre es auch, einem Tran- ſithandel gute Straſſen zu geben, auch wenn man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/280
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/280>, abgerufen am 17.09.2024.