Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
ob es sie sogleich schon haben könne, wenn der
Staatsmann sich einfallen läßt, sie demselben zu ge-
ben, und ob er nicht blos sich begnügen müsse, die
Anlage vorläufig zu machen, daß die künftige Gene-
ration sie haben könne? Hiebei kömmt es insonder-
heit auf die in dem Volke herrschende Wendung des
Geistes an. Mit mancher Nation läßt sich alles an-
fangen, mit mancher andern nichts, so lange sie so
bleibt, wie sie ist. Sachsen hat in Ansehung seiner
Manufacturen alles seinen natürlichen Vorteilen und
insbesondere dem natürlichen Hange des Volks zum
Fleiß, seinen ehemaligen Regenten aber, August
den Churfürsten ausgenommen, nichts zu danken.
Den Beweis davon getraue ich mich in den Zusäzen
zu führen. Aber in allen Staaten, wo die Leibei-
genschaft noch besteht, werden die Versuche des ver-
ständigsten Regenten auf diesen Zwek, auch nach auf-
gehobener Leibeigenschaft, so lange noch vergebens
sein, bis durch eine gebesserte Erziehung der aufkei-
menden Generation der Geist der Betriebsamkeit
mitgeteilt ist. Ganz Europa hat Ursache, den Bri-
ten die grossen Vorteile zu beneiden, welche es jezt
von seinen vervollkommten Manufacturen zieht.
Aber lange, lange noch wird in manchen derselben
der Wetteifer auch aus der Ursache unwirksam bleiben,
weil die Kenntnis der praktischen Mechanik und Che-
mie, und darauf sich gründende Erfindsamkeit einzelner

5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
ob es ſie ſogleich ſchon haben koͤnne, wenn der
Staatsmann ſich einfallen laͤßt, ſie demſelben zu ge-
ben, und ob er nicht blos ſich begnuͤgen muͤſſe, die
Anlage vorlaͤufig zu machen, daß die kuͤnftige Gene-
ration ſie haben koͤnne? Hiebei koͤmmt es inſonder-
heit auf die in dem Volke herrſchende Wendung des
Geiſtes an. Mit mancher Nation laͤßt ſich alles an-
fangen, mit mancher andern nichts, ſo lange ſie ſo
bleibt, wie ſie iſt. Sachſen hat in Anſehung ſeiner
Manufacturen alles ſeinen natuͤrlichen Vorteilen und
insbeſondere dem natuͤrlichen Hange des Volks zum
Fleiß, ſeinen ehemaligen Regenten aber, Auguſt
den Churfuͤrſten ausgenommen, nichts zu danken.
Den Beweis davon getraue ich mich in den Zuſaͤzen
zu fuͤhren. Aber in allen Staaten, wo die Leibei-
genſchaft noch beſteht, werden die Verſuche des ver-
ſtaͤndigſten Regenten auf dieſen Zwek, auch nach auf-
gehobener Leibeigenſchaft, ſo lange noch vergebens
ſein, bis durch eine gebeſſerte Erziehung der aufkei-
menden Generation der Geiſt der Betriebſamkeit
mitgeteilt iſt. Ganz Europa hat Urſache, den Bri-
ten die groſſen Vorteile zu beneiden, welche es jezt
von ſeinen vervollkommten Manufacturen zieht.
Aber lange, lange noch wird in manchen derſelben
der Wetteifer auch aus der Urſache unwirkſam bleiben,
weil die Kenntnis der praktiſchen Mechanik und Che-
mie, und darauf ſich gruͤndende Erfindſamkeit einzelner

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0246" n="238"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/>
ob es &#x017F;ie &#x017F;ogleich &#x017F;chon haben ko&#x0364;nne, wenn der<lb/>
Staatsmann &#x017F;ich einfallen la&#x0364;ßt, &#x017F;ie dem&#x017F;elben zu ge-<lb/>
ben, und ob er nicht blos &#x017F;ich begnu&#x0364;gen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die<lb/>
Anlage vorla&#x0364;ufig zu machen, daß die ku&#x0364;nftige Gene-<lb/>
ration &#x017F;ie haben ko&#x0364;nne? Hiebei ko&#x0364;mmt es in&#x017F;onder-<lb/>
heit auf die in dem Volke herr&#x017F;chende Wendung des<lb/>
Gei&#x017F;tes an. Mit mancher Nation la&#x0364;ßt &#x017F;ich alles an-<lb/>
fangen, mit mancher andern nichts, &#x017F;o lange &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
bleibt, wie &#x017F;ie i&#x017F;t. Sach&#x017F;en hat in An&#x017F;ehung &#x017F;einer<lb/>
Manufacturen alles &#x017F;einen natu&#x0364;rlichen Vorteilen und<lb/>
insbe&#x017F;ondere dem natu&#x0364;rlichen Hange des Volks zum<lb/>
Fleiß, &#x017F;einen ehemaligen Regenten aber, <hi rendition="#g">Augu&#x017F;t</hi><lb/>
den Churfu&#x0364;r&#x017F;ten ausgenommen, nichts zu danken.<lb/>
Den Beweis davon getraue ich mich in den Zu&#x017F;a&#x0364;zen<lb/>
zu fu&#x0364;hren. Aber in allen Staaten, wo die Leibei-<lb/>
gen&#x017F;chaft noch be&#x017F;teht, werden die Ver&#x017F;uche des ver-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten Regenten auf die&#x017F;en Zwek, auch nach auf-<lb/>
gehobener Leibeigen&#x017F;chaft, &#x017F;o lange noch vergebens<lb/>
&#x017F;ein, bis durch eine gebe&#x017F;&#x017F;erte Erziehung der aufkei-<lb/>
menden Generation der Gei&#x017F;t der Betrieb&#x017F;amkeit<lb/>
mitgeteilt i&#x017F;t. Ganz Europa hat Ur&#x017F;ache, den Bri-<lb/>
ten die gro&#x017F;&#x017F;en Vorteile zu beneiden, welche es jezt<lb/>
von &#x017F;einen vervollkommten Manufacturen zieht.<lb/>
Aber lange, lange noch wird in manchen der&#x017F;elben<lb/>
der Wetteifer auch aus der Ur&#x017F;ache unwirk&#x017F;am bleiben,<lb/>
weil die Kenntnis der prakti&#x017F;chen Mechanik und Che-<lb/>
mie, und darauf &#x017F;ich gru&#x0364;ndende Erfind&#x017F;amkeit einzelner<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0246] 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. ob es ſie ſogleich ſchon haben koͤnne, wenn der Staatsmann ſich einfallen laͤßt, ſie demſelben zu ge- ben, und ob er nicht blos ſich begnuͤgen muͤſſe, die Anlage vorlaͤufig zu machen, daß die kuͤnftige Gene- ration ſie haben koͤnne? Hiebei koͤmmt es inſonder- heit auf die in dem Volke herrſchende Wendung des Geiſtes an. Mit mancher Nation laͤßt ſich alles an- fangen, mit mancher andern nichts, ſo lange ſie ſo bleibt, wie ſie iſt. Sachſen hat in Anſehung ſeiner Manufacturen alles ſeinen natuͤrlichen Vorteilen und insbeſondere dem natuͤrlichen Hange des Volks zum Fleiß, ſeinen ehemaligen Regenten aber, Auguſt den Churfuͤrſten ausgenommen, nichts zu danken. Den Beweis davon getraue ich mich in den Zuſaͤzen zu fuͤhren. Aber in allen Staaten, wo die Leibei- genſchaft noch beſteht, werden die Verſuche des ver- ſtaͤndigſten Regenten auf dieſen Zwek, auch nach auf- gehobener Leibeigenſchaft, ſo lange noch vergebens ſein, bis durch eine gebeſſerte Erziehung der aufkei- menden Generation der Geiſt der Betriebſamkeit mitgeteilt iſt. Ganz Europa hat Urſache, den Bri- ten die groſſen Vorteile zu beneiden, welche es jezt von ſeinen vervollkommten Manufacturen zieht. Aber lange, lange noch wird in manchen derſelben der Wetteifer auch aus der Urſache unwirkſam bleiben, weil die Kenntnis der praktiſchen Mechanik und Che- mie, und darauf ſich gruͤndende Erfindſamkeit einzelner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/246
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/246>, abgerufen am 03.12.2024.