Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
C. 3. In Ansehung des Colonie-Handels.

1) Daß sie auf einem Boden angelegt werden,
dessen Beschaffenheit ihn zur Hervorbringung solcher
Producte tüchtig macht, welche das Mutterland ent-
weder nicht hat, oder nicht in gehöriger Menge her-
vorbringen kann. Dies findet sich insonderheit bei
den Colonien des heissen Erdstriches, deren Gewächse
durchaus von denen Völkern, die sie anlegten, nicht
auf ihrem Boden gezogen werden können. Wären
in jenen Gegenden mächtige seefahrende Völker frü-
her, als in Europa, entstanden, so mögten diese Ur-
sache gefunden haben, in unsern Gegenden Colonien
anzulegen, um unser Eisen, unsern Flachs, Hanf,
gewisse Arten Holz u. d. gl. sich eigen zu machen.
Da dieser wichtige Umstand bei Entstehung der Nord-
Americanischen Colonien nicht zwischen diesen und
England Statt hatte, so glaubte man es dadurch er-
sezen zu können, daß man den Anbau des Tobaks
in England verbot, einer Pflanze, die man zwar
dort zuerst kennen lernte, aber bald einsah, daß sie
auch auf Europäischem Boden gedeihen könnte. Spä-
terhin ward der Anbau und die Ausfuhr solcher gro-
ben Producte auf England in allen Wegen befördert,
für welche das Mutterland bei seinem starken Akker-
bau nicht Raum hat, und die es ohnehin aus dem
nordlichen Europa zu sich holt. Allein, es hat sich
gewiesen, daß auch dieses nicht hinreichte, das Band
zu erhalten.

C. 3. In Anſehung des Colonie-Handels.

1) Daß ſie auf einem Boden angelegt werden,
deſſen Beſchaffenheit ihn zur Hervorbringung ſolcher
Producte tuͤchtig macht, welche das Mutterland ent-
weder nicht hat, oder nicht in gehoͤriger Menge her-
vorbringen kann. Dies findet ſich inſonderheit bei
den Colonien des heiſſen Erdſtriches, deren Gewaͤchſe
durchaus von denen Voͤlkern, die ſie anlegten, nicht
auf ihrem Boden gezogen werden koͤnnen. Waͤren
in jenen Gegenden maͤchtige ſeefahrende Voͤlker fruͤ-
her, als in Europa, entſtanden, ſo moͤgten dieſe Ur-
ſache gefunden haben, in unſern Gegenden Colonien
anzulegen, um unſer Eiſen, unſern Flachs, Hanf,
gewiſſe Arten Holz u. d. gl. ſich eigen zu machen.
Da dieſer wichtige Umſtand bei Entſtehung der Nord-
Americaniſchen Colonien nicht zwiſchen dieſen und
England Statt hatte, ſo glaubte man es dadurch er-
ſezen zu koͤnnen, daß man den Anbau des Tobaks
in England verbot, einer Pflanze, die man zwar
dort zuerſt kennen lernte, aber bald einſah, daß ſie
auch auf Europaͤiſchem Boden gedeihen koͤnnte. Spaͤ-
terhin ward der Anbau und die Ausfuhr ſolcher gro-
ben Producte auf England in allen Wegen befoͤrdert,
fuͤr welche das Mutterland bei ſeinem ſtarken Akker-
bau nicht Raum hat, und die es ohnehin aus dem
nordlichen Europa zu ſich holt. Allein, es hat ſich
gewieſen, daß auch dieſes nicht hinreichte, das Band
zu erhalten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0207" n="199"/>
                <fw place="top" type="header">C. 3. In An&#x017F;ehung des Colonie-Handels.</fw><lb/>
                <p>1) Daß &#x017F;ie auf einem Boden angelegt werden,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Be&#x017F;chaffenheit ihn zur Hervorbringung &#x017F;olcher<lb/>
Producte tu&#x0364;chtig macht, welche das Mutterland ent-<lb/>
weder nicht hat, oder nicht in geho&#x0364;riger Menge her-<lb/>
vorbringen kann. Dies findet &#x017F;ich in&#x017F;onderheit bei<lb/>
den Colonien des hei&#x017F;&#x017F;en Erd&#x017F;triches, deren Gewa&#x0364;ch&#x017F;e<lb/>
durchaus von denen Vo&#x0364;lkern, die &#x017F;ie anlegten, nicht<lb/>
auf ihrem Boden gezogen werden ko&#x0364;nnen. Wa&#x0364;ren<lb/>
in jenen Gegenden ma&#x0364;chtige &#x017F;eefahrende Vo&#x0364;lker fru&#x0364;-<lb/>
her, als in Europa, ent&#x017F;tanden, &#x017F;o mo&#x0364;gten die&#x017F;e Ur-<lb/>
&#x017F;ache gefunden haben, in un&#x017F;ern Gegenden Colonien<lb/>
anzulegen, um un&#x017F;er Ei&#x017F;en, un&#x017F;ern Flachs, Hanf,<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Arten Holz u. d. gl. &#x017F;ich eigen zu machen.<lb/>
Da die&#x017F;er wichtige Um&#x017F;tand bei Ent&#x017F;tehung der Nord-<lb/>
Americani&#x017F;chen Colonien nicht zwi&#x017F;chen die&#x017F;en und<lb/>
England Statt hatte, &#x017F;o glaubte man es dadurch er-<lb/>
&#x017F;ezen zu ko&#x0364;nnen, daß man den Anbau des Tobaks<lb/>
in England verbot, einer Pflanze, die man zwar<lb/>
dort zuer&#x017F;t kennen lernte, aber bald ein&#x017F;ah, daß &#x017F;ie<lb/>
auch auf Europa&#x0364;i&#x017F;chem Boden gedeihen ko&#x0364;nnte. Spa&#x0364;-<lb/>
terhin ward der Anbau und die Ausfuhr &#x017F;olcher gro-<lb/>
ben Producte auf England in allen Wegen befo&#x0364;rdert,<lb/>
fu&#x0364;r welche das Mutterland bei &#x017F;einem &#x017F;tarken Akker-<lb/>
bau nicht Raum hat, und die es ohnehin aus dem<lb/>
nordlichen Europa zu &#x017F;ich holt. Allein, es hat &#x017F;ich<lb/>
gewie&#x017F;en, daß auch die&#x017F;es nicht hinreichte, das Band<lb/>
zu erhalten.</p>
              </div><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0207] C. 3. In Anſehung des Colonie-Handels. 1) Daß ſie auf einem Boden angelegt werden, deſſen Beſchaffenheit ihn zur Hervorbringung ſolcher Producte tuͤchtig macht, welche das Mutterland ent- weder nicht hat, oder nicht in gehoͤriger Menge her- vorbringen kann. Dies findet ſich inſonderheit bei den Colonien des heiſſen Erdſtriches, deren Gewaͤchſe durchaus von denen Voͤlkern, die ſie anlegten, nicht auf ihrem Boden gezogen werden koͤnnen. Waͤren in jenen Gegenden maͤchtige ſeefahrende Voͤlker fruͤ- her, als in Europa, entſtanden, ſo moͤgten dieſe Ur- ſache gefunden haben, in unſern Gegenden Colonien anzulegen, um unſer Eiſen, unſern Flachs, Hanf, gewiſſe Arten Holz u. d. gl. ſich eigen zu machen. Da dieſer wichtige Umſtand bei Entſtehung der Nord- Americaniſchen Colonien nicht zwiſchen dieſen und England Statt hatte, ſo glaubte man es dadurch er- ſezen zu koͤnnen, daß man den Anbau des Tobaks in England verbot, einer Pflanze, die man zwar dort zuerſt kennen lernte, aber bald einſah, daß ſie auch auf Europaͤiſchem Boden gedeihen koͤnnte. Spaͤ- terhin ward der Anbau und die Ausfuhr ſolcher gro- ben Producte auf England in allen Wegen befoͤrdert, fuͤr welche das Mutterland bei ſeinem ſtarken Akker- bau nicht Raum hat, und die es ohnehin aus dem nordlichen Europa zu ſich holt. Allein, es hat ſich gewieſen, daß auch dieſes nicht hinreichte, das Band zu erhalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/207
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/207>, abgerufen am 25.11.2024.