Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 6. Von minder gewöhnl. Handl.
und in dem siebenjährigen Kriege. Beides ist in
Dänemark seit dem Jahr 1762 geschehen. In dem
umgekehrten Wege ist es in Rußland gegangen, da
im Jahr 1778 die Kaiserin, als alleinige Eignerin
der Bank, 100 Millionen Banknoten mehr ausfer-
tigen ließ, und sie, wenigstens gröstenteils, den
Güterbesizern als Dahrlehn gab.

Das ist dann freilich ein fortgehender Verlusthan-
del für die Nation, ohne zu einem Gewinnhandel
für deren Regenten zu werden, in deren Händen dies
Papiergelde immer minder wehrt wird. Denn wenn
es damit aufs höchste getrieben ist, und die Regenten
ihren eigenen Schaden in dem Abgange an ihren in
diesen Banknoten bezahlten Einkünften zu sehr füh-
len, so muß freilich Wandel in der Sache geschaft
werden. Dann muß der Staat entweder, wie dies
1774 in Schweden geschah, baares Geld negociiren,
um sein Geldwesen in Ordnung zu bringen; oder er
muß, wie dies jezt in Dänemark geschieht, und
gewiß zu seiner Zeit in Rußland geschehen wird,
durch alle ihm mögliche Ersparung sich in den Stand
sezen, der Banknoten, welche in seine Casse als
Einnahme kommen, nach und nach so viele zu ver-
nichten, bis ein ungefähres Gleichgewicht zwischen
den noch übrigen und der in der Nation vorrähtigen
Geldes-Masse wieder entsteht. Erst alsdann zeigt

Cap. 6. Von minder gewoͤhnl. Handl.
und in dem ſiebenjaͤhrigen Kriege. Beides iſt in
Daͤnemark ſeit dem Jahr 1762 geſchehen. In dem
umgekehrten Wege iſt es in Rußland gegangen, da
im Jahr 1778 die Kaiſerin, als alleinige Eignerin
der Bank, 100 Millionen Banknoten mehr ausfer-
tigen ließ, und ſie, wenigſtens groͤſtenteils, den
Guͤterbeſizern als Dahrlehn gab.

Das iſt dann freilich ein fortgehender Verluſthan-
del fuͤr die Nation, ohne zu einem Gewinnhandel
fuͤr deren Regenten zu werden, in deren Haͤnden dies
Papiergelde immer minder wehrt wird. Denn wenn
es damit aufs hoͤchſte getrieben iſt, und die Regenten
ihren eigenen Schaden in dem Abgange an ihren in
dieſen Banknoten bezahlten Einkuͤnften zu ſehr fuͤh-
len, ſo muß freilich Wandel in der Sache geſchaft
werden. Dann muß der Staat entweder, wie dies
1774 in Schweden geſchah, baares Geld negociiren,
um ſein Geldweſen in Ordnung zu bringen; oder er
muß, wie dies jezt in Daͤnemark geſchieht, und
gewiß zu ſeiner Zeit in Rußland geſchehen wird,
durch alle ihm moͤgliche Erſparung ſich in den Stand
ſezen, der Banknoten, welche in ſeine Caſſe als
Einnahme kommen, nach und nach ſo viele zu ver-
nichten, bis ein ungefaͤhres Gleichgewicht zwiſchen
den noch uͤbrigen und der in der Nation vorraͤhtigen
Geldes-Maſſe wieder entſteht. Erſt alsdann zeigt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0323" n="301"/><fw place="top" type="header">Cap. 6. Von minder gewo&#x0364;hnl. Handl.</fw><lb/>
und in dem &#x017F;iebenja&#x0364;hrigen Kriege. Beides i&#x017F;t in<lb/>
Da&#x0364;nemark &#x017F;eit dem Jahr 1762 ge&#x017F;chehen. In dem<lb/>
umgekehrten Wege i&#x017F;t es in Rußland gegangen, da<lb/>
im Jahr 1778 die Kai&#x017F;erin, als alleinige Eignerin<lb/>
der Bank, 100 Millionen Banknoten mehr ausfer-<lb/>
tigen ließ, und &#x017F;ie, wenig&#x017F;tens gro&#x0364;&#x017F;tenteils, den<lb/>
Gu&#x0364;terbe&#x017F;izern als Dahrlehn gab.</p><lb/>
                <p>Das i&#x017F;t dann freilich ein fortgehender Verlu&#x017F;than-<lb/>
del fu&#x0364;r die Nation, ohne zu einem Gewinnhandel<lb/>
fu&#x0364;r deren Regenten zu werden, in deren Ha&#x0364;nden dies<lb/>
Papiergelde immer minder wehrt wird. Denn wenn<lb/>
es damit aufs ho&#x0364;ch&#x017F;te getrieben i&#x017F;t, und die Regenten<lb/>
ihren eigenen Schaden in dem Abgange an ihren in<lb/>
die&#x017F;en Banknoten bezahlten Einku&#x0364;nften zu &#x017F;ehr fu&#x0364;h-<lb/>
len, &#x017F;o muß freilich Wandel in der Sache ge&#x017F;chaft<lb/>
werden. Dann muß der Staat entweder, wie dies<lb/>
1774 in Schweden ge&#x017F;chah, baares Geld negociiren,<lb/>
um &#x017F;ein Geldwe&#x017F;en in Ordnung zu bringen; oder er<lb/>
muß, wie dies jezt in Da&#x0364;nemark ge&#x017F;chieht, und<lb/>
gewiß zu &#x017F;einer Zeit in Rußland ge&#x017F;chehen wird,<lb/>
durch alle ihm mo&#x0364;gliche Er&#x017F;parung &#x017F;ich in den Stand<lb/>
&#x017F;ezen, der Banknoten, welche in &#x017F;eine Ca&#x017F;&#x017F;e als<lb/>
Einnahme kommen, nach und nach &#x017F;o viele zu ver-<lb/>
nichten, bis ein ungefa&#x0364;hres Gleichgewicht zwi&#x017F;chen<lb/>
den noch u&#x0364;brigen und der in der Nation vorra&#x0364;htigen<lb/>
Geldes-Ma&#x017F;&#x017F;e wieder ent&#x017F;teht. Er&#x017F;t alsdann zeigt<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0323] Cap. 6. Von minder gewoͤhnl. Handl. und in dem ſiebenjaͤhrigen Kriege. Beides iſt in Daͤnemark ſeit dem Jahr 1762 geſchehen. In dem umgekehrten Wege iſt es in Rußland gegangen, da im Jahr 1778 die Kaiſerin, als alleinige Eignerin der Bank, 100 Millionen Banknoten mehr ausfer- tigen ließ, und ſie, wenigſtens groͤſtenteils, den Guͤterbeſizern als Dahrlehn gab. Das iſt dann freilich ein fortgehender Verluſthan- del fuͤr die Nation, ohne zu einem Gewinnhandel fuͤr deren Regenten zu werden, in deren Haͤnden dies Papiergelde immer minder wehrt wird. Denn wenn es damit aufs hoͤchſte getrieben iſt, und die Regenten ihren eigenen Schaden in dem Abgange an ihren in dieſen Banknoten bezahlten Einkuͤnften zu ſehr fuͤh- len, ſo muß freilich Wandel in der Sache geſchaft werden. Dann muß der Staat entweder, wie dies 1774 in Schweden geſchah, baares Geld negociiren, um ſein Geldweſen in Ordnung zu bringen; oder er muß, wie dies jezt in Daͤnemark geſchieht, und gewiß zu ſeiner Zeit in Rußland geſchehen wird, durch alle ihm moͤgliche Erſparung ſich in den Stand ſezen, der Banknoten, welche in ſeine Caſſe als Einnahme kommen, nach und nach ſo viele zu ver- nichten, bis ein ungefaͤhres Gleichgewicht zwiſchen den noch uͤbrigen und der in der Nation vorraͤhtigen Geldes-Maſſe wieder entſteht. Erſt alsdann zeigt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/323
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/323>, abgerufen am 03.12.2024.